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Im Geisterhotel (English version, see below)

In Eriwan gießt es ohne Ende. Rechtzeitig zur Ankunft von Isabel lässt der Regen nach. Kleine Entschädigung für ihre turbulente Chaos-Anreise via Moskau. Doch das Wetter bleibt leider trübe und der Ararat meist in Wolken. Noch einen Tag bewundern wir die dicken Autos und verlustieren uns auf dem Rummelplatz der armenischen Hauptstadt, dann reisen wir weiter zum Garni-Tempel und zum Sevan-See.

Die Höhe macht sich bemerkbar und die Nachttemperaturen nahe dem Kloster Sevanvank sind schon empfindlich niedrig. Weiter in Dilidjan ist es auch nicht viel angenehmer, also lassen wir uns ein "feines" Hotel raus. Laut Reiseführer hat das "Haus der Cinematografen" eine tolle Lage ueber dem Aghstev-Tal. An der Lage gibt es nichts auszusetzen, doch die Piste zum Hotel ist unterirdisch und wie es scheint sind wir die ersten Gäste seit Wochen. Ein riesiges halbverfallenes Hotel in kitschigem Sowjetstil, das Platz für 200-300 Gäste bietet, bewacht von einer einsamen Hausmeisterin und wir sind allein in den verstaubten Räumlichkeiten. Alles etwas bizarr, aber als Ausgangslage zum wunderschönen Kloster Haghartsin ist unsere Herberge eine prima Ausgangsbasis.

Am Fuß des Ararat (English version, see below)

Zusammen mit dem Franzosen Jaques fahre ich bei trübem, nasskalten Wetter nach Vank im Nordwesten von Bergkarabach um das Kloster Gandzasar zu besuchen. Neben dem Kloster beeindruckt mich vor allem ein meterlanger Zaun aus Nummernschilder (leider ist kein PF-Kennzeichen als Ersatz für mein selbstgebasteltes Kartonschildchen dabei) und ein Hotel in Schiffsform. Hier hat sich der eine oder andere Diaspora-Armenier verewigt. Überhaupt läuft die Finanzierung vieler Projekte ueber die Finanzierung durch Armenier im Ausland. Neben knapp 3Mio. Armenier, die in Armenien und Bergkarabach lebe, sollen weitere etwa 10Mio. über die ganze Welt verteilt sein. Der großzügigste Spender unter ihnen, dem Armenien ganze Straßenbauprojekte verdankt, ist der Multimilliardär Kirk Kerkorian (vielen durch seine Wirtschaftsklage gegen Daimler(-Chrysler) bekannt).

Im wilden Kaukasus

Traumhafte Morgenstimmung umgibt mich bei meinem Abschied von der Babak-Festung. Die letzten 150km bis zur armenischen Grenze fahre ich durch landschaftlich wunderschöne Regionen. Besonders entlang dem Grenzfluss Aras folgt ein nettes Örtchen auf das andere. Bedrückend wirkt allerdings der Blick auf das andere Flussufer nach Aserbaidschan, dort sieht man nur Geisterdörfer. Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach hat die Region veröden lassen. Auch auf iranischer Seite verkneife ich mir trotz schöner Natur das Fotografieren. Ein militärischer Wachposten löst den nächsten ab und die Geschichte (aus verlässlicher Quelle) über einsitzende Touristen, die aus Versehen militärische Anlagen fotografiert haben, geht mir nicht aus dem Hinterkopf.

Kandovan, Khaneh, Kalaybar (English version, see below)

Meine kurdischen Mitfahrer sind ganz begeistert von deutscher Musik und einem guten Volkswagen. Mit dem Handy wird die Filmmusik von "Lola rennt" aufgenommen und statt wie geplant im "kurdischen" Shahin Dez auszusteigen fahren sie einfach 60km weiter ins "türkische" Miyandoab. Warum auch nicht?! Mein Weg f?hrt mich noch ein paar Kilometer weiter nach Kandovan. Die iranische Version von Göreme mit den Höhlenwohnungen im Tuffgestein ist eines der schönsten Örtchen im Iran, die ich bisher kennen gelernt habe. Die Einwohner sind nicht immer nur erfreut über die Popularität ihres Dorfes bei Fremden und ich muss wegen eines Missverständnisses auch einmal schauen, dass ich einem Stock entkomme.

Wo geht es nach? .. wie bitte, Tee? Ja, gerne!! (English version, see below)

Der Ramadan geht zu Ende und damit werden die Iraner noch gastfreundlicher als zuvor. Auf der Weiterfahrt von Isfahan in den Norden bin ich wegen der schlechten Ausschilderung oft genötigt die Einheimischen nach dem Weg zu fragen. Oft läuft die Fragerei dann auf eine Einladung zum Tee oder gleich zum Essen hinaus. Bin ich schon satt, dann muss ich die Kekse, Äpfel, Trauben oder auch mal eine Melone eben mit auf den Weg zu nehmen.

Nach Isfahan ist Ali Sadr, nahe Hamadan, die nächste Station. Die große, beeindruckende Höhle steht teilweise unter Wasser und wird per Boot erkundet. Auf dem zugehörigen, riesigen Freizeitgelände bin ich zwei Nächte lang fast der einzige Gast. Da zudem in der Höhle gruseligerweise mehrfach das Licht ausfällt, der einzige Souvenirstand am Höhleneingang in Flammen aufgeht und einer der Kassierer meint, "er ist Single, ich bin allein unterwegs, man könnte sich doch später mal treffen" lässt mir den Ort leicht suspekt erscheinen. Ich bin nicht ganz unglücklich als es nach Takab weitergeht.

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