Chile

Berichte von der Reise durch Chile

Go Schlumpf go!

Wir verlassen Iquique mit etwas zwiespältigen Gefühlen. Einerseits hat uns die Lage der Stadt beeindruckt und es gibt viele schöne Ecken. Andererseits wirkt eine Stadt auch nicht sehr einladend, wenn fast jedes Gebäude wie ein kleiner Hochsicherheitstrakt gesichert ist, teilweise sogar mit Stacheldraht oder Elektrozaun. Über die erdbebengeschädigte Aufstiegsstraße geht es hoch nach Alto Hospicio und dann weiter in die trostlose Atacamawüste, wo sich fast keine menschliche Ansiedlung befindet. Eine kleine Ausnahme macht Quillagua. Hier werden die Fahrzeuge auf (in der zollfreien Zone von Iquique eingekauften) zu verzollende Waren überprüft. Der kleine Ort nebenan besitzt laut Reiseführer einen besonderen Rekord, er soll die trockenste Ortschaft der Welt sein. Allerdings weiß ich nicht, wer solche Superlative festlegt, denn für Arica sind auch satte 0mm Jahresniederschlag ausgewiesen. Trotz aller Trockenheit liegt der kleine Ort ganz beschaulich in einer kleinen Flussoase.

Isabel geht in die Luft

In Puno machen wir die obligatorische Bootstour zu den schwimmenden Inseln der Urus. Diese Touren finden täglich zu dutzenden statt und so darf man kaum erwarten auf den Inseln unverfälschtes indianisches Leben vorzufinden. Die meisten Urus leben heute auf dem Festland und nur noch wenige auf den Inseln selbst. Dennoch ist es ein kein ganz alltägliches Erlebnis sich auf den Schilfinseln zu bewegen und der für die Besucher frisch zubereitete Fisch schmeckt äußerst lecker. Nach dem feinen Fischmahl geht es für uns zurück in unserem klapprigen Besucherkahn, der zwischenzeitlich sogar den Geist aufgibt. Besser gesagt der Motor gibt den Geist auf, das Boot hält zum Glück noch. Erst nach 10min bekommen die Jungs den Antrieb wieder flott, die Treibstoffzufuhr war wohl unterbrochen. Auch wenn die Bootsfahrt etwas rumpelig ist, bedeutet die Tour doch einen kleinen Rekord für uns, denn der Titicacasee ist das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde. Zugegeben diese Bestmarke klingt etwas konstruiert lässt sich aber so überall im Internet nachlesen. Spannender finden wir da allerdings schon die Geschichte der MS Yavari, die vor unserem Nachtlager vor Anker liegt und auf Besucher wartet. Das Schiff wurde 1862 in Auftrag gegeben, schnell in England fertiggebaut und war dann eine halbe Ewigkeit in Einzelteilen zerlegt zuerst mit dem Schiff und dann von Arica bis Tacna mit dem Zug unterwegs. Die letzten 400km ging es auf den Rücken von Eseln über Pässe von 4700m nach Puno. Läppische 60PS hatte der Dampfer und wurde mit Lamadung befeuert. Erst 1870 ging die gute Yavari zu Wasser.

Triumph am Guallatiri

Das Fahren auf dem Altiplano ist entspannend. Lange Geraden auf relativ guten Straßen, wir kommen gut voran. Ein Bremsklotz wartet aber noch auf uns, die Durchfahrt durch Oruro. Die Stadt ist mit 250.000Einwohner nicht riesig und wir haben ja Navi, aber das ist schnell ausgehebelt, da der Verkehr wegen einer Riesenbaustelle umgeleitet wird. Mit gesundem Menschenverstand und etwas Orientierungssinn kommen wir dann dennoch relativ zügig durch die Stadt, aber es ist schon verblüffend zu sehen, das fast in der ganzen Stadt kein einziger Wegweiser die Richtung nach La Paz anzeigt. Besonders spannend wird es dann an der Ortsausfahrt. Die neue vierspurige Autobahn zwischen Oruro und La Paz ist fast fertig, aber eben nur fast. Wegen der mangelnden Ausschilderung weiß kein Mensch, wo er eigentlich fahren darf. Im Schritttempo der Stadt stört das nicht sehr, aber mit 80km/h auf der Gegenfahrbahn zu fahren ist etwas unheimlich. Hoffentlich wissen die Anderen auch, dass sie mit Gegenverkehr rechnen müssen.

Kapitaler Schiffbruch für ADAC Esslingen

Im Minikonvoi mit Corey machen wir uns auf die lange und einsame Fahrt Richtung Ollague/Uyuni (Bolivien). Die Strecke ist nur teilweise asphaltiert, aber gut zu fahren. Der Grenzübergang ist wenig frequentiert und so haben wir fast alle Zollbeamten für uns alleine. Die Stimmung am chilenischen Zoll ist etwas eisig und wir werden schon vor der Tür abgefangen. Im Gebäude kauern drei traurige mit Handschellen gefesselte Gestalten auf dem Boden. Auf der bolivianischen Seite werden wir freundlich empfangen. Allerdings ist die halbe Belegschaft gerade in der Mittagspause, sodass wir viel Zeit verlieren. Die können wir auf den ersten Kilometern in Bolivien auch nicht wieder gut

Radtour ins Tal des Todes, Verzeihung Tal des Mondes

San Pedro ist übervoll mit Touristen. Das kann nerven, kann aber auch eine nette Sache sein, denn so ergeben sich immer wieder nette Begegnungen. Nach der Abreise von Michael und Robert hängen wir noch etwas ab, dann wollen wir langsam auch wieder aktiv werden. Wir testen unsere Klappräder und umrunden mit ihnen auf einer 15km-Tour San Pedro. Material und Fitness scheinen in Ordnung zu sein. Da wir "nur" noch 2400m hoch sind, fällt so eine sportliche Einlage nicht so schwer. Warum also nicht auch ins Valle de la Luna radeln. Das Tal des Mondes scheint in Klappradelreichweite. Am späten Nachmittag schwingen wir uns auf die Räder und haben schnell die Hälfte der Strecke geradelt. Kurz noch die Eintrittskarten lösen. Eine Aktion, die sich bei den Heerscharen von Besuchern etwas ziehen kann. Doch kaum als wir wieder in die Pedale treten wollen scheint eine Geisterhand den Windhahn

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