Go Schlumpf go!

Wir verlassen Iquique mit etwas zwiespältigen Gefühlen. Einerseits hat uns die Lage der Stadt beeindruckt und es gibt viele schöne Ecken. Andererseits wirkt eine Stadt auch nicht sehr einladend, wenn fast jedes Gebäude wie ein kleiner Hochsicherheitstrakt gesichert ist, teilweise sogar mit Stacheldraht oder Elektrozaun. Über die erdbebengeschädigte Aufstiegsstraße geht es hoch nach Alto Hospicio und dann weiter in die trostlose Atacamawüste, wo sich fast keine menschliche Ansiedlung befindet. Eine kleine Ausnahme macht Quillagua. Hier werden die Fahrzeuge auf (in der zollfreien Zone von Iquique eingekauften) zu verzollende Waren überprüft. Der kleine Ort nebenan besitzt laut Reiseführer einen besonderen Rekord, er soll die trockenste Ortschaft der Welt sein. Allerdings weiß ich nicht, wer solche Superlative festlegt, denn für Arica sind auch satte 0mm Jahresniederschlag ausgewiesen. Trotz aller Trockenheit liegt der kleine Ort ganz beschaulich in einer kleinen Flussoase.

Kurz vor Calama schlafen wir noch einmal wild in der hier nicht sehr attraktiven Wüstenlandschaft. Die einzige Abwechslung in der pflanzenlosen Einöde sind die zahlreichen Strommasten, die die nahegelegene Kupfermine von Chuquicamata mit Energie versorgen. Der weltgrößten Kupfermine im offenen Tagebau (die aktuelle Grube ist 4300m lang, 3000m breit und ca. 1000m tief) wird dann auch, nach dem vergeblichen Versuch im Oktober, von uns besucht. Besser gesagt wird von Isabel besucht, Ellie muß wegen ihrem Alter mit mir draußen bleiben. Interessant ist der Besuch der Mine auch deshalb, weil die nebenan liegende Siedlung Chuqicamata mittlerweile ein Geisterdorf ist. Wegen der hohen Umweltbelastung wurde der Ort vor Jahren aufgegeben und tausende Arbeiter nach Calama zwangsumgesiedelt. In Calama schließt sich auch der Kreis unserer Chile-Bolivien-Peru-Runde. Vor etwa zwei Monaten sind wir von Calama nach Ollagüe/Bolivien abgebogen, jetzt sind wir wieder für einige Kilometer auf der gleichen Strecke, die wir von der Hinfahrt her kennen, der Achse Calama - San Pedro - Paso de Jama - Purmamarca (Argentinien).

Auch wenn wir bei der zweiten Befahrung dieser Strecke die eine oder andere neue Sehenswürdigkeit besuchen, so verlaufen die Tage dennoch relativ unspektakulär und sehr erholsam. Den größten Aufreger gibt es noch als in San Pedro de Atacama am Swimmimgpool eine Chipstüte in der heißen Sonne platzt. Das sorgt allerdings wirklich für ziemlich high life, da die Chipstütenbesitzer den ordentlich lauten Knall zuerst nicht zuordnen können und wild herumspringen. Es braucht einige Zeit, bis sich die Lage wieder beruhigt. Schön gelegen sind dann auch noch die Ruinen von Quitor und besonders sehenswert sind auch die zwei Paraden in Calama und San Pedro in die wir zufällig hineinstolpern; u.a. anlässlich des chilenischen Feiertags "Maria Empfängnis".

Dann kommt der große Auftritt für den Schlumpf. Vom etwa 2400m hoch gelegenen San Pedro soll es hoch auf einen Pass von 4800m. Das Besondere daran, ab einer Höhe von 2500m geht es für ca. 30km ohne einen einzigen ebenen Meter hoch auf 4600m. Diese extreme Steigungsstrecke stellt für die zahlreichen LKW (vor allem Autolaster aus Paraguay), gerade auch bei der dünnen Luft, eine besondere Herausforderung dar. Da manche der voll beladenen LKWs kaum mehr als Schrittgeschwindigkeit fahren können, hängen sie z.T. 2-3 Stunden im Hang fest. Auch wir fahren fast eine Stunde nonstop bergauf. Allerdings absolviert der Schlumpf die Aktion mit stoischer Ruhe, er wird nicht mal ansatzweise rot (vom Temperaturbereich) und rollt uns mit danach noch lässig vorbei an der Salar de Tara Richtung Grenzübergang am Paso de Jama. Der Übertritt nach Argentinien ist schmerzfrei und es reicht uns sogar noch am gleichen Tag bis zu den Salinas Grande weiterzufahren. Schnell ein paar Salzseebilder machen und dann einen Nachtplatz in der Pampa suchen. Wie üblich in den Bergen (wir sind noch auf 3500m) setzt am Mittag der obligatorische Starkwind ein. Zum wiederholten male sind wir froh, dass wir auf dieser Reise nicht mit Dachzelt unterwegs sind. Der Wind wütet heute noch stärker als sonst und rüttelt mit Gewalt am Fahrzeug. Da scheint sich ein Unwetter anzukündigen. Und in der Tat es scheint einen Wetterwechsel zu geben. Der Wind bläst einen fast von den Beinen und sorgt auf dem Salzsee für einen richtigen Sand-/Staubsturm, aber die Stimmung ist sensationell. Auch wenn ich die Kamera kaum noch gerade halten kann, fotografiere ich wie ein Weltmeister.

Nachts setzt dann tatsächlich (in dieser trockenen Region) auch noch Regen ein und der Sturm lässt langsam nach. Morgens weckt uns ein Klopfen am Fahrzeug auf. Was war das?, wer hat uns in dieser einsamen Gegen aufgestöbert? Tatsächlich stehen zwei Einheimische da und wollen den Weg nach Tres Pozos wissen. Obwohl sich mein Gehirn noch im Standby-Modus befindet, fällt mir doch überraschenderweise noch ein, dass wir am Vortrag an einem Wegweiser zu besagtem Ort vorbeigefahren sind. Ich radebreche eine Wegbeschreibung, dann ziehen die Jungs mit ihrem Geländefahrzeug zufrieden weiter. Noch einmal auf die andere Seite drehen, dann feiern wir den 3.Advent in den Bergen, bevor wir weiter nach Purmamarca fahren..

Datum: 14.12.2014(Tag 214) - Tachometerstand: 250 079km - gefahrene Kilometer: 19039km / davon Europa 610km / Südamerika 18429km - Ort: Purmamarca (Argentinien)