Weblog von rolf

Mann über Bord

Wie schon 2007 ist uns auch dieses mal das Wetterglück in den Kackarbergen nicht beschieden. Von kleinen Unterbrechungen abgesehen regnet es in ein Loch und die Temperaturen sind bescheiden. Doch das kann uns nicht daran hindern in der Coruh-Schlucht eine Wildwassertour zu buchen. Diese Region gilt türkeiweit als beste Option für "Whitewater-Rafting". Marco handelt geschickt einen feinen Preis aus und als Skipper haben wir einen türkischen Nationalmannschaftskayaker. Dem perfekten Abenteuer steht also nichts mehr im Wege. Die Anreise zur Schlucht in der japanischen Klapperkiste ist dann auch schon ganz kurzweilig. Ich sitze direkt über dem Auspuff und über diverse Löcher im Blech atme ich schön die Autoabgase ein. Für mich ist vor dem eigentlichen Abenteuer die Reise beinahe schon mit einer Kohlenmonoxidvergiftung beendet.

Temperatursturz in Kurdistan

Die letzte lange Fahretappe im Iran verläuft ohne große Zwischenfälle. Ohne Probleme umrunden wir Tabris, werden noch einmal wie Außerirdische in einer Raststätte bestaunt (in den sieben Tagen Iran sehen wir tatsächlich keinen einzigen anderen Touristen) und zelten wild ein paar Kilometer vor dem Grenzübergang zur Türkei. Am Tag hatten wir noch etwa 38°C in den Fahrzeugen und auch abends ist es trotz der Höhe von ca. 1200m über Meereshöhe sehr schwül. Doch die ganze Nacht blitzt und donnert es und dann fängt es in Strömen an zu gießen. Am nächsten Morgen ist kein Berg Ararat mehr zu sehen und es ist nur noch kalt und trüb. Kurz taucht vor der Grenze der kleine Ararat mit frischer Schneekappe auf (der große Ararat ist tief in Wolken gehüllt), dann gibt der Regen noch einmal richtig Gas, was er in den Folgetagen leider viel zu oft tun wird.

Spiessrutenfahren im Iran

Wir wollen in Ashgabat nicht auf unsere Fahrzeuge verzichten also müssen wir sie erstmal hauptstadtfein machen. Verkehrsteilnehmer mit staubigen Fahrzeugen müssen schon mal mit einem Strafzettel rechnen. Interessante Regelung in einer Stadt, die eigentlich mehr oder wenig in der Wüste liegt. Aber Ashgabat sieht auch wirklich geleckt aus, überall sind die Strassenfeger im Einsatz und die unzähligen weissen Marmorgebäude verleihen der Stadt einen gewissen Glanz. Noch glänzender sind die zahlreichen Turkmenbashi-Statuen. Der neurotische vormalige Staatsführer N?yazow hatte ein Faible für Gold. Nicht immer sind diese Statuen aber einfach zu fotografieren. Turkmenistan wird im Reiseführer als das Nordkorea Zentralasiens bezeichnet. Seit dem Tod Nyazows hat sich wohl manches geändert/verbessert, aber auch wir werden von Polizei und Militär immer wieder mißtrauisch beäugt und uns das Ablichten bestimmter Gebäude verboten. In einem der wenigen Internetcafes wird uns der Pass abgenommen und unsere Namen in eine Liste eingetragen. Auch die Hotels und wichtige Restaurants der Stadt sollen laut Reiseführer verwanzt sein. Ob das wirklich stimmt wissen wir nicht, zur Sicherheit verwenden wir für delikate politische Begriffe Codewörter wie FC Bayern oder Kirschkuchen. Bei der Auswertung von potentiellen Hotelkameras wären die Beamten sicherlich auch nur belustigt beim Anblick der geizigen Touristen, die aus Geldknappheit auf dem Hotelbalkon kochen.

Im Laufschritt durch Turkmenistan

Aehnlich Bukhara ist Khiva wegen seiner sehenswerten Altstadt bei Reisenden sehr beliebt. Wir treffen viele Europaer, u.a. auch Motorrad-Micha aus Regensburg, den wir schon vom Pamir Highway kennen. Die UNESCO-Weltkulturerbestaetten nehmen wir gruendlich vor das Objektiv und auch die Autos bekommen noch einmal Pflege. Beim weissen Riesen wird die zuvor notduerftig reparierte Auspuffhalterung endlich geschweisst.

Vor Nukus campen wir wild in der Wueste, dann stehen wir am naechsten Morgen noch vor Grenzoeffnung am usbekisch-turkmenischen Schlagbaum. Wir rechnen bei Aus- wie Einreise mit maechtig Papierkrieg und werden nicht enttaeuscht. Die gewohnt freundlichen Usbeken halten uns ueber 2h bei der Ausreise fest, obwohl wir ihnen keine Schikane vorwerfen koennen und ausser uns auch kein weiteres Fahrzeug an der Grenze steht!! Aber hier gibt es halt noch ein Papierchen und da fehlt noch eine Unterschrift und der Azubi, der die ominoesen Schulhefte mit unseren Daten fuellen muss, schaut eben immer wieder gerne parallel Fernsehen.

Kreislaufzusammenbruch im Hammam

Bukhara ist genau nach unserem Geschmack; ein huebsches, sehenswertes Stadtzentrum gepaart mit einer guten Infrastruktur f?r Reisende. Die Herbergen sind angenehm und guenstig und das Internet schnell. Nur schade, dass unsere Souvenirjaeger Isabel und Janice schon wieder in Deutschland sind, das Angebot an Teppichen, Tuechern, Schmuck, Kappen ist enorm. Etliche der unter UNESCO-Schutz stehenden Gebaeude sind zu grossen Souvenirstaenden umgebaut. Angenehmerweise sind die freundlichen, usbekischen Haendler nur in geringem Masse aufdringlich.

Zur absoluten Entspannung goennen wir uns dann auch noch einen Hammambesuch. Auf die geplante Massage verzichten wir, der Preis riecht doch arg nach Tourinepp. Das Dampfbad alleine ist aber auch schon sehr lohnenswert und zum Abschluss gibt es gratis Tee und gewoehnungsbeduerftige Musik. Was uns zuvor schon oft aufgefallen ist wird auch vom lokalen Masseur praktiziert, er schuettet sich aus einer kleinen Plastiktuete Pulver auf die Hand und steckt es in den Mund. Da wir mittlerweile schon zum fast zum Laden dazugehoeren und uns mit den Einheimischen gut verstehen, koennen sie mir den Wunsch nicht abschlagen auch einmal vom Tabak zu probieren. Ich stecke mir das Zeug in den Mund, lache noch ueber die Geschichte, die sie mir von einem Touristen erzaehlen, der gleich nach dem Genuss umgekippt waere und wundere mich ueber ihre staendigen Fragen, ob ich nichts merken wuerde. Iwo, das hat vielleicht den Pauschaltouristen umgehauen, aber einen richtigen Traveller, hah.... Und dann kommt der Gong, schlagartig!!! Mir wird heiss und kalt und der Kreislauf geht in den Keller, schnell das Zeug ausspucken, aber meine Beine gehorchen mir nicht mehr. Der Masseur stuetzt mich, als ich das grauenvolle Zeug fast schon in den Eimer erbreche. Juwi bekommt sich nicht mehr ein vor Lachen, aber mir ist nach Heulen zumute. Ich zittere, mir ist speiuebel und alles Leben entweicht aus meinem Koerper. Irgendeine unsichtbare Macht laesst mir die Luft aus den Reifen; nie wieder Tabak!!!

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