Schießerei in den Bergen

Die Anfahrt zum Nemrut Dag von Norden kommend ist mühselig. Die Stimmung auf der Bergspitze mit den Steinfiguren und der tollen Aussicht beeindruckend, noch beeindruckender ist aber der Wind. Bei Windstärke irgendwo um 10 schiebt es uns fast vom Berg, da war es in der schon unruhigen Nacht im Vergleich fast noch windstill. Wir fragen den Bergbewacher nach einer Alternativroute nach Kayseri und sind erleichtert als er uns eine Route nennt bei der wir nicht wieder umständlich nach Norden zurückkriechen müssen. Unsere Freude über diese Route wird allerdings schnell getrübt, es erwartet uns eine fast endlose Gurkerei über eine unbefestigte Serpentinenpiste. Wir sind froh als wir mit den letzten Tropfen Sprit Kahta erreichen und dann auf guter Straße am Abend noch bis in die Berge hinter Kahramanmaras fahren.

Wir haben einen schönen einsamen Platz, der vielleicht etwas windungeschützt ist. Es wird doch nicht schon wieder so wild wehen wie in den Nächten zuvor?! Doch zuerst habe ich ein anderes Problem, ich habe mir etwas den Magen verdorben, also raus in die Dunkelheit. Kurz darauf setzen auch schon wieder die ersten Böen ein und das Zelt flattert im Wind. Na super!! Irgendwie kann ich dann doch gegen 23:00Uhr einschlafen, Juwi bleibt aus Windgründen gleich im Auto. Um 1:30Uhr in der Nacht weckt mich nicht der Wind, sondern etwas Anderes. Da stimmt was nicht. Tatsächlich höre ich Stimmen und ein Fahrzeug scheint auch da zu sein. Hier in dieser einsamen Bergregion!?! Ich bin im ersten Moment viel zu verschlafen um die Brisanz der Situation zu erkennen. Ich schaue aus dem Dachzelt, sehe scheinbar einen Unimog und schwer bewaffnete Personen!! Immer noch positiv gestimmt, denke ich an eine Militärpatrouille, die uns aufgespürt hat. Ich höre auch lachende Stimmen, "Tourist, Aleman.." Ich bin schon fast beruhigt, da erkenne ich, daß es sich keineswegs um Soldaten handelt, das Fahrzeug kein Unimog, sondern ein Traktor ist und die Jungs eher wie Straßenräuber aussehen. Mit einem SChlag bin ich hellwach!! Wo ist Juwi, noch im Auto?? Die Männer scheinen sich zu entfernen, doch man kann immer noch ihre Stimmen hören, was wollen sie von uns?? Dann hallen nacheinander mehrere Schüsse durch die Nacht!!! Insgeheim warte ich nur auf den Einschlag in meinem Dachzelt. Dreckig höre ich die Männer aus der Entfernung lachen. Wieder etwas später meldet sich Juwi mit dünner Stimme, ob ich noch leben würde; die Männer scheinen wieder weg zu sein. Was war das für ein Film?? Militär?, die wären kaum mit Traktor unterwegs!! Jäger??, mit Kalashnikow, wenig wahrscheinlich!! Von der Regierung eingesetze Milizen, die in der Region für Sicherheit sorgen sollen?? Keine Ahnnung, in jedem Fall schlafen wir ab dem Moment verdammt schlecht...

Ich falle doch noch in einen unruhigen Schlaf und schrecke kurz vor 3:00Uhr schon wieder hoch, draußen tobt der Wind. Um das Zelt zu retten springe ich in die dunkle Nacht und versuche das Dachzelt abzubauen und mich in das Auto zu retten. Unser Picknicktisch samt Geschirr und Topf fliegt auch schon durch die Gegend. Hören die Aufreger denn garnicht auf?? Schlußendlich bleibt es dann aber voll ruhig und wir können am nächsten Tag auch wieder Witze über den nächtlichen Besuch machen. Die Weiterfahrt nach Kayseri ist fast schon beängstigend unspektakulär. Vor der Weiterfahrt nach Göreme gehen wir noch auf erfolgreiche Ersatzteilsuche bei Mercedes Benz vorbei. Später auf dem Zeltplatz erkennen wir aber, daß wir neben der problematischen Zusatzlueftersteuerung bei Juwi noch weitere Probleme haben!! Bei Juwi ist die vordere linke Feder am Fahrzeug gebrochen!! In der Türkei wird es uns wirklich nicht langweilig.... Gut, daß kurz darauf Walli und Birne gesund ankommen. So haben wir zusammen mit dem einen Tag später einfliegenden Paddy ein schwäbisches Heimspiel in Kappadokien (eine Radtourerin aus Freiburg stellt sich uns auch noch als geborene Rosswagerin vor) und können in entspannter Atmosphäre endlich mal wieder richtig die Seele baumeln lassen.

Datum: 01.10.(Tag 95) - Tachometerstand: 242 109km - gefahrene Kilometer: 16 209km / davon Europa 4830km / Asien 11 379km - Ort: Göreme (Türkei)

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