Weblog von rolf

Alaska Highway – Kilometer 453

Wir entfernen uns immer weiter von der Zivilisation und damit wird die laufende Berichterstattung natürlich nicht einfacher. Die Bilder können wir aus technischen Gründen leider immer erst Tage später an den Bericht anhängen. Es lohnt die alten Berichte nachträglich wieder aufzurufen, z.T. finden sich dort neue Bilder. Doch zurück ins aktuelle Tagesgeschehen. Wir sind in dem kleinen Ort Fort Nelson angekommen, km 453 des Alaska Highway.

Von Prince George nach Dawson Creek haben wir erneut die Rocky Mountains gequert und auf moskitoverseuchten Zeltplätzen übernachtet. Nahe Dawson Creek durften wir in dem Fünf-Häuser-Ort Progress nahe der Freien Kirche von Pastor Lee zelten. Gebeutelt von schlechtem Wetter und Wind, wollten wir uns etwas bei ihm ausheulen. Er meinte aber nur, dass in dieser Region Schnee in jedem Monat fallen könnte und minus 50 bis 55° Celsius im Winter nicht ungewöhnlich seien. Als uns kurz darauf ein Schweizer Radfahrer berichtet, er hatte im Norden von British Columbia so starken Gegenwind, dass er selbst in der Ebene schieben musste, wird uns klar, dass wir jeden Tag mit halbwegs brauchbaren Wetterverhältnissen wertschätzen müssen.

Das wahre Kanada??

Das Wetter kippt, vorbei sind die Zeiten mit saharaähnlichen Temperaturen und schweissnassen Radlern. Doch das Wetter kippt zu stark. Nach einem schneereichen Winter springt auch der Sommer etwas aus der Reihe. Er ist zu kühl und unangenehmerweise zu feucht. Regenjacke und -hose müssen wir immer öfter auspacken. Doch damit haben wir eigentlich gerechnet. Auch an anderer Stelle wird Kanada langsam unserer „Erwartungshaltung“ gerecht. Die Strassen werden immer einsamer (bisheriger max. Streckenrekord von Ortschild zu Ortschild: 211km) und die Natur immer ursprünglicher. Wildtiere sind mittlerweile ein treuer Begleiter der Reise. Neben Adlern, Hirschen und Elchen tauchen auch regelmäßig Bären auf. Kaum ein Fahrtag vergeht an dem wir nicht einen der pelzigen Gesellen sichten. Noch sind es ausschließlich Schwarzbären, doch einen Grizzly sollten wir auch bald in der Sammlung haben (in der sich schönerweise auch schon ein Luchs und etliche Dickhornschafe befinden).

Hitzschlag in Kanada

In Seattle müssen wir Hugo leider schon auf den Flughafen bringen. Dummerweise vergisst er seine Knieschmerzen mitzunehmen, drei Tage plage ich mit Problemen im rechten Knie, während Juwi von seinem Rücken gequält wird. Doch bevor wir wieder auf das Fahrrad steigen, gilt es erstmal den Finaleinzug zu feiern. Zusammen mit anderen Reisenden schauen wir das EM-Halbfinale gegen die Türkei. Mit dabei auch Os und Memo aus Istanbul, die die Niederlage gelassen nehmen. Sie ahnen auch nicht, daß eigentlich Juwi, Hugo und ich für den Sieg verantwortlich zeichnen. Durch Trinken von 3Liter Kinderbier (=3 deutsche Tore) haben wir den Weg ins Finale vorbereitet (so bilden wir es uns zumindest ein...).

Wiedersehen am Mount St. Helens

Anscheinend haben wir zu viele Hoffnungen auf Eureka gesetzt. Das ganz grosse Mietwagenangebot wartet leider nicht auf uns und Busse in Richtung Norden sind auch Mangelware. Die zweifellos nett gemeinte Bemerkung eines Avis-Kunden, dass ich dem Marvel-Star Hulk sehr aehnlich sehen wuerde, bringt uns auch nicht weiter. In unserer Verzweiflung mieten wir einen Mini-LKW, dessen Pritsche wir als Schlafplatz nutzen. Endlich kann es wieder mit Karacho gen Norden gehen.

In Oregon angekommen treibt uns nur eine Sorge um, Deutschland spielt in ein paar Minuten gegen Portugal. Es ist nicht einfach in diesen einsamen Regionen um 11:30Uhr am morgen eine offene Kneipe zu finden, die auch noch Fussball zeigt. Tatsaechlich finden wir in Port Orford eine duestere "Hafentaverne" voll mit "fussballbegeisterten" trinkseligen Fischern. Auf mehrfache Nachfrage findet die Bardame wirklich den Fussballkanal und entgegen unserer Befuerchtung bleibt sogar der empoerte Aufschrei der Seeleute aus. Die scheinen ganz belustigt von den eigenartigen Deutschen, die vor und nach jedem Tor ganz eigenartig auf ihren Barhockern rumrutschen und -huepfen.. Yes, 3:2, da machen die "Oregon Sanddunes" noch mehr Spass. Unser Zeltplatz ist fast menschenleer und in den Duenen stoert uns ueberhaupt niemand mehr; ein Sandmeer ganz fuer uns alleine.

Der erste Ausfall?!?

Waehrend Juwi in der Ferne Baeren jagt, geniessen wir angenehme Temperaturen in San Francisco. Fuer Isabel, Hose und Walli steht dann am 06.06. leider der Rueckflug auf dem Programm... Doch ein neuer Mitreisender steht schon in den Startloechern, Joerg Hugo Esenwein will die Etappe von San Francisco nach Seattle mitradeln. Doch zuerst macht der Flieger nicht mit. Erst tief in der Nacht am 08.06. landet er wohlbehalten in SF.

Die ersten Tage radelt er wie entfesselt, er hat gut trainiert. Dann kommt der grosse Einbruch. Wir haben es uns schoen gemacht in einem Motel an der Pazifikkueste um das grausame 1:2 gegen Kroatien live mitzuerleben. Verspaetet und mit Groll geht es dann um 11:00Uhr auf die Strasse, wir wollen verlorene Zeit aufholen. Tatsaechlich machen wir dann auch noch 120km an dem Tag und treffen abends in Mendocino auf Andreas aus Berlin. Doch bereits die letzten Kilometer werden fuer Hugo zur Qual, sein linkes Knie macht nicht mehr mit.

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