Das wahre Kanada??

Das Wetter kippt, vorbei sind die Zeiten mit saharaähnlichen Temperaturen und schweissnassen Radlern. Doch das Wetter kippt zu stark. Nach einem schneereichen Winter springt auch der Sommer etwas aus der Reihe. Er ist zu kühl und unangenehmerweise zu feucht. Regenjacke und -hose müssen wir immer öfter auspacken. Doch damit haben wir eigentlich gerechnet. Auch an anderer Stelle wird Kanada langsam unserer „Erwartungshaltung“ gerecht. Die Strassen werden immer einsamer (bisheriger max. Streckenrekord von Ortschild zu Ortschild: 211km) und die Natur immer ursprünglicher. Wildtiere sind mittlerweile ein treuer Begleiter der Reise. Neben Adlern, Hirschen und Elchen tauchen auch regelmäßig Bären auf. Kaum ein Fahrtag vergeht an dem wir nicht einen der pelzigen Gesellen sichten. Noch sind es ausschließlich Schwarzbären, doch einen Grizzly sollten wir auch bald in der Sammlung haben (in der sich schönerweise auch schon ein Luchs und etliche Dickhornschafe befinden).

Ein weiteres Wildtier ist neben Regen und Wind unser grösster Feind. Die Moskitos sind an manchen Zeltplätzen eine wahre Plage. Insektenspray wie Autan hilft, aber es hilft gerade soviel, daß man den Verstand nicht verliert. Juwi ist in der Nähe von Sicamus bereits soweit mit den Nerven runter, daß er in der Moskitonot im stechmückenarmen (Plumps-)Klohäuschen kochen möchte. Zum Glück setzt starker Regen ein, der die Plagegeister verjagt, sodaß wir um diese Kochstelle herumkommen. Doch nicht nur wir leiden unter den Saugmonstern, auch die Einheimischen stellen gerne die Frage, wenn sie am Zeltplatz ankommen; „wie sieht es hier mit den Moskitos aus??“ Wenig Trost für die weitere Zukunft spendet uns die Aussage einer anderen Radlerin, die meint „die Moskitos sind garnicht so schlimm, im Norden gibt es neben den Moskitos noch Black Flies, die sind noch weit unangenehmer!!!“

Abgesehen von dem Unbill durch Wetter und Mücken durchradeln wir seit Chase tolle Landschaften. Der Weg führt durch die Nationalparks Glacier, Banff und Jasper mitten rein in die Rockies. Entlang dem weltberühmten Icefield Parkway klettern wir auf den höchsten kanadischen Strassenpunkt am Bow Summit (2130m), passieren das riesige Columbia Icefield, besuchen die beste Sauna Nordamerikas und schauen kurz darauf auch noch am Fuss des höchsten kanadischen Rocky Mountains Gipfel, dem Mount Robson (3954m), vorbei. Die Beine sind gut in Form und wir bewegen uns trotz teilweise schwerer und langer Etappen immer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 bis 23km/h. Auch in den Bergen können wir diesen Schnitt halten. Gesundheitlich sind wir wieder voll auf dem Dampfer (Knieschmerzen und andere Unanehmlichkeiten gehören der Vergangenheit an). Auch die Ausrüstungsgegenstände unserer Partner (siehe Partner) halten den harten kanadischen Bedingungen prima stand. Nur die Fahrräder spüren nach tausenden von Kilometern langsam aber sicher die Belastung. Bei beiden Rädern finden sich Schäden an der hinteren Felge, bei meinem Rad zählen wir mittlerweile sogar sieben Haarrisse... Ausserdem kann Juwi mit gutem Gewissen seine Radschuhe in den Muell werfen.

Datum: 13.07.(Tag 96) - Tachometerstand Juwi: 6271km / Tachometerstand Rolf: 4147km - davon USA (Juwi) 4598km / davon USA (Rolf) 2614km - davon Kanada (Juwi) 1682km / davon Kanada (Rolf) 1533km - Ort: Prince George/British Columbia (Kanada)

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