USA - Westen

Verfolgt...

Es ist gerade 8.30 Uhr und ich bin schon etwa eine halbe Stunde auf dem Rad. Spule in herrlicher Landschaft meine ersten Kilometer auf dem Highway 101 ab – alles stimmt, Temperatur, angenehme Steigungen ,wenig Verkehr, ich sehe sogar Rehe und ein paar Schlangen die Sonne tanken. Beim Bergabfahren erreiche ich angenehme 50 km/h, als ich aus der Ferne aufheulende Motoren und Sirenen höre. Plötzlich kommt mir ein viel zu schnelles Auto entgegen und ist gerade dabei, bei durchgezogener Linie in einer Kurve zu überholen. Kurz darauf folgen zwei Wagen der Highway Patrol mit kreischenden Sirenen !! So schnell wie sie vor mir erschienen sind, sind sie auch wieder weg. Das war die erste und hoffentlich die letzte Verfolgungsjagd die ich als Verkehrsteilnehmer erleben musste.

Glück im Spiel

Weiter folgen wir der spektakulären Highway 1 Richtung Süden. Kurz bevor wir bei San Simeon ins Landesinnere abbiegen wartet noch einmal ein kleiner Knaller. Hunderte See-Elefanten lungern am Pazifikstrand und sind fast hautnah von den Touristen zu beobachten, ein unglaubliches Schauspiel. Weg von der windigen Pazifikküste steigen die Temperaturen schnell wieder an, am Übernachtungsort Bakersfield im Central Valley haben wir schon wieder deutlich über 30°Celsius.

Am folgenden Tag im Death Valley, das wir nach dem Fahrrad jetzt auch mit dem Auto besuchen, sind wir dann schon bei deutlich über 40°C angekommen. Auch nachts kühlt es kaum ab, sodass nur schwer an Schlaf zu denken ist. Jetzt bekommt man eine gute Vorstellung davon, wie unwirtlich das Tal im Hochsommer sein muss. 57°C ist der bisherige Höchstwert der vor Jahren gemessen wurde. Interessanterweise können wir auch bei diesen Temperaturen den Blick auf den immer noch leicht schneebedeckten!! Telescopemountain genießen, der mit seinen über 3000m das Tal überragt.

Vorübergehender Abschied von Juwi

San Francisco gefällt uns sehr gut. Doch Oli muss dem anstrengenden Nachtleben Tribut zollen. Wir haben unseren ersten Patienten. Auch eine andere Facette der Stadt berührt uns unangenehm. Unser Hotel liegt nahe dem Problemviertel Tenderloin. Was sich hier an Verlierern des amerikanischen Traums vom grossen Geld findet sprengt alle Vorstellungen. Etliche Obdachlose vegetieren in den Strassen; eine krasse Schattenseite der letzten grossen verbliebenen Weltmacht.

Während Britt, Oli und ich mit dem Mietwagen südlich Richtung Pazifikküste fahren, bleibt Juwi noch einige Tage in San Francisco. Er möchte gut gestärkt in die nächsten Radetappen gehen. Er wird entlang der Pazifikküste zur Vancouver-Island (Kanada) radeln um dort wandern zu gehen. Nach dem "Autoausflug" in die amerikanischen Nationalparks, folge ich ihm in vier Wochen zusammen mit Hugo um ihn in Seattle wiederzutreffen. Dann stehen Mitte/Ende Juni die schweren Etappen nach Alaska auf dem Programmzettel. Vorerst heisst es aber eine Träne verdrücken und alles Gute wünschen.

Ankunft in San Francisco

Die Fahrt durch das San Joaquin Valley (Central Valley) wird erwartet unangenehm. Enormer Gegenwind zwingt uns bei Los Banos in die Knie. Erschöpft beziehen wir im netten Los Banos Motel Quartier um Energie für die letzte Etappe nach San Jose zu schöpfen. Allerdings toppt der folgende Tag noch einmal die Anstrengung; Auge in Auge mit Dutzenden überfahrenen Schlangen quälen wir uns 60km gegen übelste Windböen über den Pacheco Pass. Schwerlastverkehr und viele Baustellen machen das Radeln zur Qual (im nachhinein erfahren wir, dass wir einen der Unfallschwerpunkte im Großraum San Francisco als Fahrstrecke gewählt haben). Doch manchmal werden auch die Mühen belohnt. Der Wind dreht und wir radeln mit neuem Tagesrekord von 145km letzlich entspannt ins Herz von San Jose (der inoffiziellen Hauptstadt des Sillicon Valley) und kommen dort für mehrere Tage bei unseren amerikanischen Freunden Yaeko und Mike unter.

Aus Versehen auf den Half Dome

Wir tanken Kraft in Oakhurst und dann geht es erneut in steilem Auf und Ab rein in die Sierra Nevada. Ueber Fish Camp betreten wir den sagenhaften Yosemite-Nationalpark. Die Natur ist grossartig, aber das enge Tal ist verstopft mit tausenden von Fahrzeugen und Touristen. So voll haetten wir den Park Anfang Mai noch nicht erwartet, nur mit Muehe bekommen wir einen Platz auf den riesigen Zeltplaetzen. Die naechste Enttaeuschung folgt, die Ranger teilen uns mit, der Weg zum 2693m hohen Half Dome (dem Wahrzeichen des Parks) ist wegen Schnee noch bis Juni geschlossen.

Wir richten uns auf dem Zeltplatz ein und werden mehrfach von den Rangern auf das Baerenproblem angesprochen. Um die 20 Baeren sind im Gebiet der Campingplaetze unterwegs und klappern bei Nacht das Revier nach Fressbarem ab. Also,

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