USA - Alaska

Abschied von Alaska

Zwei, drei Tage haben wir noch in Anchorage, bevor der Flieger nach Seattle geht. Genug Zeit um alle (Ab-)Reisevorbereitungen zu treffen. Fuer mein Fahrrad ist die Reise durch, ich werde mich vorerst nicht mehr in den Sattel schwingen. Auch Juwi muss sein Bike fuer diesen Flug in einen Karton packen, aber danach stehen noch weitere Fahrradkilometer fuer ihn auf dem Programm. Tief in der Nacht geht der Flug nach "Sueden" (Seattle). Es heisst Abschied nehmen von Jasons Hostel und dem schwaebischen Herbergsvater Markus. Alaska muss von allen amerikanischen Staaten am heftigsten mit dem Problem Alkoholismus kaempfen, was sicher auch mit den kalten, langen Wintern zu tun hat. Dieser Zustand ist auch im Hostel zu spueren und laesst die treuen Herbergsmitarbeiter desoefteren kraeftig schwitzen. Mehrfach werden Personen (waehrend unseres Aufenthalts) zur Ausnuechterung abtransportiert, in einem besonders unangenehmen Fall erscheint die Polizei sogar mit sechs Einsatzfahrzeugen.

"Like a rock!!"

Wir lassen den groessten Berg Nordamerikas hinter uns und haben bei der Abreise noch einmal das besondere Vergnuegen den Mount McKinley nahezu wolkenfrei zu erleben. An einem der oeffentlich zugaenglichen Aussichtspunkte treffen wir auf eine koreanische Reisegruppe. Begeistert von unseren Radabenteuern versorgen sie uns mit Nudelsuppe und Trinkwasser, auch fuer etliche Fotos muessen wir herhalten. Zwei besonders neugierige Damen moechten dann sogar noch unsere Beinmuskulatur testen. Ein grosses Hallo gibt es bei Juwis braun-weissem Schenkel und es folgt ein bewunderndes "Like a rock" (=wie ein Fels), nachdem sie die Muskeln geprueft haben. Am Abend haben wir dann endlich auch das Glueck an einem der zahlreichen Lachsfluesse zu uebernachten. Bei Juwi erwacht das Jagdfieber. In Ermangelung einer Angel versucht er die Fische mit der Hand zu fangen. Einen Lachs kann er tatsaechlich kurzzeitig mit einem gezielten Steinwurf betaeuben, doch das gute Tier glitscht ihm im seichten Wasser durch die Haende. Das ist vielleicht auch besser so, zahlreiche maechtige Baerenspuren am Flussufer lassen vermuten, dass nicht nur wir hier auf Jagd gehen. Lachse sind bei Grizzlybaeren eine sehr beliebte Nahrung, die dafuer sorgt, dass die "Lachsbaeren" deutlich groesser werden als ihre grasfressenden Kollegen im Hinterland.

Am Ziel!!

Die letzten Kilometer auf dem Alaska Highway sind das reinste Genussradeln; wie es scheint möchte sich die Strasse mit Traumverhältnissen für die zahlreichen uns abverlangten Entbehrungen „revanchieren“. Wir haben blauen Himmel und zum ersten mal seit langer, langer Zeit optimalen Rückenwind. Mit einem sagenhaften 28km/h-Schnitt rollen wir an einem Tag 185km nach Delta Junction zum offiziellen Ende des berühmten Highway. Abends haben wir tolle Aussichten auf die schneebedeckten Gipfel der Alaska Range, eine traumhafte Stimmung. Allerdings hallen etliche Gewehrschüsse durch die Stille und wir sind uns nicht immer sicher, ob auch wir uns nicht schon längst im Fadenkreuz der Freizeit-Cowboys befinden.

Raus mit den langen Hosen

Nachdem wir im letzten Bericht die problematische Moskitosituation im Norden Kanadas beklagt haben, wollen wir jetzt mit ein paar Fakten belegen, dass wir uns nicht nur aus lauter Wehleidigkeit beschweren. Laut kanadischen Studien finden sich bis zu 12 Mio. (in Zahlen: 12 000 000) Moskitos auf einem Hektar. Würde sich ein erwachsener Mann ohne Gegenwehr 2 Stunden diesen Blutsaugern aussetzen, müsste er mit 280 Stichen pro Minute rechnen und würde dabei die Hälfte seines kompletten Blutes verlieren. Tatsächlich bedeutet dieser Blutverlust für junge Karibus ein echtes Problem (manche Theorien führen die Wanderungen der Karibus sogar auf diesen Umstand zurück). Auch erwachsene Elche verlieren dank der durstigen Insekten bis zu einem halben Liter Blut am Tag.