Welcome

Jerusalem ist einfach nur beeindruckend. Allein schon die Tatsache, dass der Verkehr am Sabbat wie eingeschlafen ist und wir ohne Probleme bis nahe an die Altstadt heranfahren können. Schnell im Hostel einchecken und dann rein ins Getümmel. Die Altstadt platzt aus allen Nähten, nach Corona scheinen Touristen und Pilger nachholen zu wollen, dass während Corona Israel schwierig zu besuchen war. Wir besuchen im Schnelldurchlauf die Grabeskirche, Via Dolorosa und die Klagemauer. Es ist ein kleiner Frevel, dass wir diesen besonderen Orten so wenig Zeit und nur bedingt Aufmerksamkeit schenken können, doch schon am Folgetag soll es weitergehen ans Tote Meer.

Aus der Höhe Jerusalems geht es an den tiefsten (Land-)Punkt der Erde. Wir passieren Meereshöhe Null und dann geht es noch 400m tiefer. Wir besuchen den kleinen Badeort En Bokek und übernachten im supercoolen Camping Ein Gedi. Sicherheitshalber frage ich gleich mal noch nach den Windverhältnissen, seit dem See Genezareth bin ich ein gebranntes Kind. Doch der Wind soll nicht unser Problem sein, eher schon der exorbitante Bierpreis (10,-€ für eine Halbe), vor allem der ominöse Ölstand. Wir checken mal wieder die Technik um auch nach zehnmaligen Messen verwundert feststellen zu müssen, dass unser Ölstand weit über max. liegt. Was ist das los? Zieht der Motor Wasser oder Diesel? Wir sind etwas ratlos und leicht nervös. Die landschaftlich sehr spannende Weiterfahrt nach Eilat können wir kaum genießen. Zum Glück gibt es vor Ort sogar eine VW-Werkstatt und die Kollegen wirken sehr routiniert. Ölstab rein-raus und siehe da, exakt max. Das kann nicht sein, noch mindestens 5x wiederholen wir das gleiche Spiel. Innerlich sind wir megaberuhigt, andererseits verstehen wir die Welt nicht mehr. Piepegal, der Chefmechaniker stellt dem roten Blitz ein gutes Zeugnis aus, also keine Zeit verlieren und weiter zur jordanischen Grenze.

Dei Grenze ist nahezu menschenleer, was uns sehr in die Karten spielt. Auf der jordanischen Seite wird es zwar etwas undurchsichtig und verwirrend, aber jedes zweite Wort ist "Welcome" und die Beamten sind sehr bemüht und freundlich. Zu unseren großen Freude treffen wir auch noch kurz Haifa-Tobias an der Grenze. Später auf der Straße geht das fröhliche "Welcome" weiter. Jordanien zeichnet sich durch viele Polizeikontrollen/-stopps aus. Meist werden wir durchgewunken oder kurz abgefragt, "where you from?" - "Germany" -"Japanese?" - "No, Germany!" - "oh, welcome" und weiter geht es. Gibt es schon viele Polizeistopps, so gibt es noch unendlich mehr Bremshügel an den unerwartesten Stellen. Was dafür sorgt, dass meine Nerven massiv leiden und wir erst mit Sonnenuntergang unser Lager in Petra erleben.

Unser Nachtlager ist aber vom Allerfeinsten und das Weltkulturerbe Petra, die alte Nabatäerstadt sowieso. Früh am Morgen machen wir uns auf den Weg um den ganz großen Touristenmassen aus dem Weg zu gehen. Petra ist immer ein Besuch wert, aber man darf kaum erwarten es allein genießen zu dürfen. Seit unseren letzten Besuchen in 2006 und 2017 hat sich einiges verändert. Mitten in der historischen Stadt kommt man sich vor wie im Bazar. Doch Bazar hin oder her, Petra ist wieder super, der heimliche Höhepunkt aber ist eine laut brüllende Touristin. Das hinter ihr stehende Dromedar hat ihr im großem Stil die Haare ausgerissen und verspeist sie genüsslich, ihre strohfarbene Frisur war sah vermutlich einfach zu verlockend aus.

Von Petra geht es zum nächsten Welterbe, die sensationelle Wüstenlandschaft des Wadi Rums. Dank meiner lieben Tante Janice haben wir bei unserem lokalen Führer auch gleich ein Stein im Brett. Unter seiner Führung hat sie im Frühjahr das Wadi besucht und tolle Bilder geschossen, Eines davon ist auch im neuen Kalender 2023 gelandet. Da passt es natürlich gut Raed zur Begrüßung gleich mal ein Exemplar zu überreichen mit Verweis auf das Aprilbild??

Die zwei Nächte in der Wüste samt Tour sind einfach nur genial und wir fahren ganz beseelt weiter. Heute soll es zur Grenze gehen, die große Unbekannte Saudi Arabien wartet. Und was erwartet uns tatsächlich. Ein scheinbar völlig überdimensionierter Grenzübergang. Mitten in fast menschenleerer Wüste ist ein riesiger sehr gepflegter und heute nahezu menschenleerer Grenzposten. Die Größe erklären wir uns damit, dass während des jährlichen Hadsch nicht wie heute ca 2-3 Personen pro Stunde sondern nahezu tausend Personen in der gleichen Zeit die Grenze queren. Die jordanische Seite ist schnell abgehakt und dann werden wir leicht nervös. Wir wissen, dass die walisischen WM-Fahrer an der Grenze abgewiesen wurden, ihnen wurde ihr Rechtslenker zum Verhängnis. Wir werden aber erstmal vom vermutlich freundlichsten Grenzer der Welt empfangen, was für ein warmer Empfang. Mühseliger ist dann schon der Check durch den Zoll, drei Zuarbeiter räumen unser vermülltes Auro aus und wieder ein un der Drogenhund tut seinen Dienst, dann sind wir drin in Saudi Arabien, das bis vor kurzem mit dem eigenen Fahrzeug überhaupt nicht bereisbar war, ein erhebendes Gefühl. Noch wärmer wird es uns ums Herz als wir die Dieselpreise sehen, sagenhafte 15 Cent kostet der Liter, Langstreckenfahrer was willst Du mehr.

Mit dem neuen Superdiesel im Tank fliegen wir nach Tabuk um dort in Ermangelung an guten Wildzeltplätzen in einem Hotel nahe dem Flughafen unterzukommen. Auch hier überschlägt sich der Hotelmanger vor Freundlichkeit und zu unserer großen Freude und Überraschung spricht er auch noch ein astreines Englisch. Schnell rüber zum Real Burger, den richtigen Eingang wählen (Single und Family sind getrennt) und dann den ersten Tag in Saudi Arabien Revue passieren lassen.

Datum: 17.11.2022 (Tag 31) - Tachometerstand: 169.708 km - gefahrene Kilometer: 5663 km (davon Asien: 2801 km) - Ort: Tabuk (Saudi Arabien)