Temperatursturz in Kurdistan

Die letzte lange Fahretappe im Iran verläuft ohne große Zwischenfälle. Ohne Probleme umrunden wir Tabris, werden noch einmal wie Außerirdische in einer Raststätte bestaunt (in den sieben Tagen Iran sehen wir tatsächlich keinen einzigen anderen Touristen) und zelten wild ein paar Kilometer vor dem Grenzübergang zur Türkei. Am Tag hatten wir noch etwa 38°C in den Fahrzeugen und auch abends ist es trotz der Höhe von ca. 1200m über Meereshöhe sehr schwül. Doch die ganze Nacht blitzt und donnert es und dann fängt es in Strömen an zu gießen. Am nächsten Morgen ist kein Berg Ararat mehr zu sehen und es ist nur noch kalt und trüb. Kurz taucht vor der Grenze der kleine Ararat mit frischer Schneekappe auf (der große Ararat ist tief in Wolken gehüllt), dann gibt der Regen noch einmal richtig Gas, was er in den Folgetagen leider viel zu oft tun wird.

Der Grenzübertritt zur Türkei läuft zäh und nach langer Warterei werden auf türkischer Seite unsere Fahrzeuge ironischerweise sogar noch von einem von der EU mitfinanzierten Riesenscanner durchleuchtet. Wenigstens werden wir nicht wie Andere vom Militär im Polizeigriff abgeführt, die Stimmung ist gereizt auf beiden Seiten der Grenzzäune. Nach der zeit- und nervraubenden Warterei an diversen Grenzen bin ich froh ab der Türkei wieder freier reisen zu können und freue mich auf die grenzenfreie EU (Supererfindung!!). Erste Station in Ostanatolien ist Dogubayazit, eine wenig ansehnlich Stadt mit haufenweise Militär. Doch die Stadt ist von reizender Bergwelt umgeben und kann zwei Superjoker bieten, den toll gelegenen Ishak Pasha Palast und den majestätischen Berg Ararat mit 5137m, der höchste Berg der Türkei. Hier soll in grauer Vorzeit Noah mit seiner Arche gelandet sein.

Drei Nächte entspannen wir in Dogubayazit, verwerfen wegen dem schlechten Wetter unsere Ararat-Besteigungspläne und verlassen dann gemütlich die vornehmlich von Kurden bewohnte Region um Dogubayazit in Richtung Norden. Wir folgen der Grenze zu Nakhichevan und dann der armenischen Grenze und machen halt in Ani, einer der wichtigen Seidenstrassenstädte vergangener Tage. In Sichtweite der armenischen Wachtürme besichtigen wir die sehenswerte Ausgrabungstätte und treffen dabei auf Gwen und Marco, die uns anschließend nach Yusufeli begleiten. Der kleine Ort in den Kackar-Bergen liegt in der spektakulären Coruh-Schlucht und muß unter Umständen die Tage seiner Existenz zählen. Die Bauarbeiten an diversen Staudämmen laufen in (halb)vollem Gange und es ist vielleicht nur noch eine Frage von Jahren bis der traumhaft gelegene Ort unter Wasser verschwindet...

Datum: 20.09.(Tag 84) - Tachometerstand: 240 681km - gefahrene Kilometer: 14 781km / davon Europa 4830km / Asien 9951km - Ort: Yusufeli (Türkei)

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