Fahr Roter Blitz, fahr!

Meine Nacht am Olymp wird mit einem spektakulären Sonnenaufgang beendet. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, fällt es mir nicht leicht meinen Schlafsack zu verlassen. Tief die wunderbare Morgenluft einatmen und die letzten Reste verfrühstücken. Das treue Bussle startet ohne Probleme und dampft dann aber erstmal massiv weiße Wolken in den Morgenhimmel. Ich werde mir doch nicht auf den letzten Metern die Zylinderkopfdichtung ruiniert haben? Nein, vermutlich hat sich in der kalten Nacht nur erheblich Kondenswasser gebildet, dass jetzt verdampft. Denn nach kurzer Anlaufphase schnurrt der Rote Blitz in bewährter Weise. Fast schon wie Forrest Gump läuft bzw. fährt und fährt der Geselle wie an der Schnur gezogen Richtung Heimat. Die letzte Etappe der Reise ist dann in Steno auch schnell erzählt: +++ die Top-Autobahn in Griechenland lässt auf den letzten Metern etwas nach, doch die Grenze zu Nordmazedonien ist schnell erreicht +++

Nordmazedonien: Cestarina, immer wieder cestarina. Gerne zahle ich für die durchaus brauchbare Autobahn meinen Beitrag (schließlich ist Nordmazedonien eines der Armenhäuser Europas), doch muss man (analog Griechenland) die Mautstellen gefühlt im 10km-Abstand platzieren? +++ neben vielen anderen Gründen sind fehlende Mautstellen, Bremshügel und seltene Polizeikontrollen definitiv auch ein Grund weshalb ich mich wieder auf Deutschland freue ;-) +++ kleines Nischenwissen für das nächste Quiz, zu meiner Überraschung ist Nord-Mazedonien seit 2020 Mitglied der Nato (u.a. wohl auch dank der Umbenennung von Republik Mazedonien zu Republik Nordmazedonien, das die griechische Blockadehaltung zum Beitritt entschärfte) +++

Serbien: ein Hoch auf den Schengenraum! Bei der Ein- nach bzw. Ausreise aus Serbien stehe ich lange in der Schlange und verliere viel Zeit. Kein Vergleich aber zur LKW-Schlange an der serbisch-kroatisch Grenze, die sich über Kilometer zieht +++ Umleitung aller Fahrzeuge nahe Bujanovac über einen Autobahnparkplatz. Massives Polizeiaufgebot, aber keine Probleme. Ob die Umleitung mit dem aktuellen Serbien-Kosovo-Konflikt (die kosovarische Grenze ist kaum 10km entfernt) zu tun hat, lässt sich nicht erschließen +++ der serbische Verkehr treibt wieder wilde Blüten. An einer Stelle ersetzt ein Feuerlöscher (immerhin auch rot) das Warndreieck, kurz vor Belgrad marschiert wie selbstverständlich eine Riesengruppe (Schulklasse??) auf (nicht "an") der rechten LKW-Spur der dreispurigen Autobahn +++ nach Übernachtung in Velika Plana Probleme mit der Schiebetür (lässt sich nicht mehr schließen), Weiterfahrt nach notdürftiger, nicht sehr ingeniöser "Reparatur" möglich +++ hinter Belgrad Abschied von der E75 und Wechsel auf die E70 +++

Kroatien: gleich mal an der ersten Raststätte tanken und bar in Euro zahlen (klappt wunderbar). Kroatien ist seit 2023 Euro-Land und by the way auch im Schengenraum angekommen +++ fieser Sturm zwischen Slavonski Brod und Zagreb. An einer Stelle läuft fast schon ein überschwemmter Bach auf die Autobahn. Die elektronische Autobahn-Anzeige mahnt verzweifelt zu Tempo 80, was aber alle (incl. LKWs) munter ignorieren. Überholvorgänge sind kaum möglich, da wegen Regen, Spritzwasser und fiesem Seitenwind die Sicht dann gegen Null tendiert +++ vor Zagreb reißt der Himmel auf, Besichtigung des schönen Stadtzentrums bei wunderbarer Abendstimmung +++ Lob vom kroatischen Raststättenmitarbeiter, da ich, ganz abgeklärter Traveller, beim Vignettenkauf mit einem Handyfoto meines Nummernschildes erscheine +++

Slowenien: seit 2022 gibt es in Slowenien nur noch eine digitale Vignette, die aber wie gewohnt an der Autobahnraststätte (oder im Internet) im In- oder Ausland erworben werden kann (s.o.) +++ Preis 7-Tages-Vignette: stolze 15,-€, aber Autobahn in Slowenien auch topp +++ Baustelle im Karawankentunnel, ich hänge 30min fest +++

Österreich: die Stürme der Vortage haben einiges an Schnee in die Berge getragen, ab dem Tauerntunnel ist es richtig weiß +++ kurzer Sprung nach Salzburg, bei nasskaltem Wetter aber etwas ungemütlich +++ war eigentlich schon raus aus Österreich, da ich aber den Zoll überfahren habe, muss ich noch einmal eine Ehrenrunde Grenze - Ausfahrt Bad Reichenhall - Ausfahrt Salzburg West - Grenze fahren +++

Deutschland: Zoll schlecht ausgeschildert, muss einen neuen Versuch starten (s.o.) +++ Zollbeamtin ist so halbfreundlich (nicht so wichtig), aber hilfsbereit und bestätigt mir superfix die Einreise in meinem Zollpapier/Carnet de Passages (sehr wichtig). Kein Vergleich zum missglückten Versuch an gleicher Stelle 2009, siehe Zentralasien-Reise +++ Dunkelheit und Regen machen auf der engen Autobahn hinter Salzburg keinen Spaß, ich ziehe gleich bei der Raststätte Hochfelln raus +++ letzte Reisenacht mit Currywurst und Traunsteiner Hellem genießen und begießen +++ die erste richtige Frostnacht der Reise, dank super Schafsack kein Problem, aber beim Bussle muss ich kräftig Eis kratzen +++ die Bergauf-/ab-Strecke Salzburg-München macht mit einem untermotorisierten Fahrzeug keinen großen Spaß (wie allgemein die Fahrt mit wenig PS auf deutschen Autobahnen) +++ kurzer Stopp am Chiemsee, die Schiebetüre macht wieder Probleme +++ noch einmal Tanken. Freude über den Dieselpreis von 1,75€. Zwar kein Vergleich zu Saudi Arabien (0,16€ pro Liter) aber deutlich günstiger wie bei der Abfahrt im Oktober, da lag der Preis noch über 2,-€ +++ Ankunft in Esslingen zum Mittagessen. Freudiges Wiedersehen mit Frau Isabel, sie erkennt mich noch (keine Überraschung). Hund Pepe erkennt mich ebenfalls und freut sich sehr (durchaus eine Überraschung) +++

Datum: 12.01.2023 (Tag 87) - Tachometerstand: 179.861 km - gefahrene Kilometer: 15.816 km (davon Asien: 10.509 km / Europa: 5.307km) - Ort: Esslingen (Deutschland)

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