Zur Sonnenfinsternis nach Aegypten

Der Abschied von Walli und Birne naht. Aus diesem Grund wollen wir uns nahe an der Grenze einen Uebernachtungsplatz suchen, damit wir uns am folgenden Tag schnell Richtung Aegypten und das Landy-Team dann umgekehrt mit dem Führer Richtung Tunesien absetzen koennen. Das sollte eigentlich keine grosse Aktion sein, doch wir haben die Rechnung ohne den libyschen Polizeiapparat gemacht. Nahe der Grenze sind die Beamten sowieso schon übergenau und einen Tag vor der Sonnenfinsternis und den zu erwartenden Touristenmassen liegen die Nerven bei ihnen komplett blank. Wir haben kaum an der Strasse angehalten um über den Schlafplatz zu diskuttieren, da steht schon das erste Polizeiauto da. "Wild zelten?" - "zu gefaehrlich!! Wir koennten neben der Wache schlafen!!". "Ein Hotel?" - "gibt es schon, aber dahin sollten wir lieber in Begleitung fahren!!". Also fahren wir im Konvoi mit rotlichtblinkenden Fahrzeugen vorne und hinten durch einsame, überflutete Landstriche (Bild 30A, 31A). Alle 10km am naechsten Kontrollposten wartet dann wieder ein Fahrzeug mit laufendem Motor (voll bis unter das Dach mit Polizisten) und loest wie beim staffellauf seinen Vorgaenger ab.

Die Polizisten, bemüht und freundlich wie immer, schaffen es dann auch tatsaechlich uns in einem Hotel unterzubringen. Dazu müssen sie allerdings alle Hebel in Bewegung setzen, da die eigentlich leere Edelherberge aus unerfindlichen Gründen für Libyen-SoFi-Touris (die wir ja eigentlich garnicht sind) gesperrt ist (Bild 33A). Diese eigenartige Anordnung laesst uns zusammen mit vielen anderen formalen Umstaendlichkeiten mit gemischten Gefühlen das Land verlasssen, das wir ob der grandiosen Wüstenlandschaften und den herzlichen Menschen sehr zu schaetzen gelernt haben. Am naechsten Tag geht es, logischerweise in Polizeibegleitung, an die libysch-aegyptische Grenze bei Am-Saad. Wir nehmen mit einer Riesentraene im Knopfloch Abschied von Walli, Birne, Mota-Faed unserem libyschen Begleiter und den sandgestrahlten Nummernschildern. Abschied nehmen wir auch vom grossen libyschen Führer Gaddafi (Bild 32A), den wir inspiriert von einen Reisebericht meist nur als Kaesekuchen bezeichnet haben. Dies ist keineswegs so despektierlich gemeint, wie es sich anhoert. Laut besagtem Bericht wird es in Libyen nicht gern gehoert, wenn man immer wieder den Namen Gaddafi im Munde führt. Wir haben uns deshalb gerne an dem im Reisemagazin genannten Alternativvorschlag gehalten. Durch einen riesigen See (siehe Regen-Bericht vom 27.03.) in dem halbe Fahrzeuge verschwinden gelangen wir auf die aegyptische Seite und der berühmt-berüchtigte aegyptische Einreisespass beginnt. Trotz angeblicher Vereinfachung wird hier immer noch ein Papierkrieg vollführt, der seinesgleichen sucht. Innerhalb kürzester Zeit werden zentimeterdicke Akten zu den Fahrzeugen angelegt und man begibt sich auf eine Odysee von Posten zu Posten, die alle gerade am Essen, Beten oder andersweit beschaeftigt sind. Heute sind neben uns nur zwei weitere Tourifahrzeuge (u.a. der Autor des Reise-Know-How - Aegyptenführers) am Start. Nicht auszumalen wieviel Zeit wir hier verbracht haetten, wenn sich mehrere Autos einfinden. Wenige Kilometer entfernt von der Grenze finden wir trotz einem Riesenaufgebot von Touristen und Militaer einen ruhigen Schlafplatz für die Nacht und optimalen Beobachtugspunkt für die morgige Sonnenfinsternis (Bild 35A bis 37A).

Datum: 28.03.(Tag 172) - Tachometerstand: 69 383km - gefahrene Kilometer: 22 351km (davon 18 750km in Afrika) - Ort: El Saloum (Aegypten)