Wo bleibt der große Regen?

Corey macht seine Ansage wahr und grillt mit Ellie tatsächlich Marshmallows. Diese werden dann sandwichlike zwischen zwei Cracker und ein Stück Schokolade gepackt, Haute Cuisine in der Wildnis. Beim Grillen gilt es dabei vorsichtig zu sein. Alles ist nach der wochenlangen Dürre furzetrocken und es herrscht akute Waldbrandgefahr. Zur Zeit hören wir fast jeden Tag die durchdringenden Sirenen wenn die Feuerwehr wieder ausrücken muss. Gestärkt von den leckeren Marshmallows geht es am Folgetag auf den Cerro Campanario, von dem aus man einen schönen Ausblick über den Lago Nahuel Huapi und den gleichnamigen Nationalpark hat. Ein gemeinsames Essen mit Corey, Emely & Tim rundet unser Treffen ab, dann trennen sich leider schon wieder unsere Wege. Unsere amerikanische Freunde ziehen nach Norden, wir biegen ab Richtung Westen/Chile.

Der kleine aber feine Ort Villa la Angostura ist unsere vorerst letzte Station in Argentinien. Dem noblen Ferienort sieht man es nicht an, dass Argentinien momentan eine Wirtschaftskrise durchlebt. Die Lokale und Läden sind vom Feinsten und der Zeltplatz ist gesalzen teuer. Zudem ist wegen dem langen Wochenende richtig was los im Flecken. Die schöne Lage am See beruhigt uns etwas, denn auch hier haben wir das gleiche Bild. Verschiedentlich heulen die Sirenen und am Abend ziehen die Rauchschwaden eines nahen Feuers durch den Ort. Der sonst so schöne Bergwald wird auf einmal zur Bedrohung. Vom schönen Bergwald ist an der nahen Grenze nur noch ein Geisterwald übrig. Einer der zahlreichen Vulkane der Region hat das Grenzgebiet vor Jahren mit einer dicken Aschedecke überzogen und so die Bäume absterben lassen. Bei uns stirbt an der Grenze langsam aber sicher mal wieder die gute Laune. Dieses mal hängen wir über drei Stunden an der Grenze fest bevor wir weiterkönnen nach Entre Lagos am Lago Puyehue mit seinen Riesenrutschen.

Das ausgetrocknete Entre Lagos ist nur Zwischenstation, das eigentliche Ziel ist der Lago Llanquihue. Von hier hat man einen wunderschönen Blick zum Vulkan Osorno mit seiner weißen Schneekappe, die jetzt im Spätsommer allerdings gewaltig zusammengeschmolzen ist. Eigentliche haben wir in Puerto Octay herbstliche Temperaturen erwartet, aber bei 30-35°C herrschen Verhältnisse wie im Hochsommer. Das Wetter schlägt wilde Kapriolen; während in den normalerweise staubtrockenen Wüsten des Nordens heftige Unwetter niedergehen, erlebt der Süden Chiles den trockensten Sommer seit 50 Jahren. Kaum verwunderlich, dass auch hier am späten Mittag dichte Rauchwolken große Teile des zweitgrößten Sees Chiles bedecken.

Von Puerto Octay sind wir dann schnell in Valdivia. Zum zweiten male auf dieser Reise besuchen wir Fritz mit Familie. Der Schlumpf wandert gleich mal in die Werkstatt, damit er für die letzte Tour in Richtung Uruguay fitgemacht werden kann und wir genießen die große Gastfreundschaft und die Koch- und Grillkünste von Fritz. Am Wochenende kommen Freunde und kiloweise brutzelt das Fleisch auf dem Feuer. Zur Krönung fängt es nachts auch noch an zu regnen, was für viele Einheimische und vor allem für die Feuerwehr eine große Erleichterung bedeutet.

Datum: 29.03.2015(Tag 319) - Tachometerstand: 259933 km - gefahrene Kilometer: 28893 km / davon Europa 610 km / Südamerika 28283 km - Ort: Valdivia (Chile)