Wir nehmen Fahrt auf

Nach der verbummelten ersten Woche nehmen wir jetzt gehörig Fahrt auf. Wir lassen den Rio de la Plata hinter uns und folgen der brasilianischen Küste nach Norden. Drei Tage nach der Abfahrt von Zarate erreichen wirParanagua/Brasilien. Leider legen wir nachts im Hafen an, sodass ein Landgang nicht möglich ist. Den holen wir in Santos nach, das am Folgetag erreicht wird. Doch auch hier bleibt wenig Zeit, wir beschränken unseren Ausflug also auf das Hafengelände. Schönerweise haben wir in Rio de Janiero mehr Freiheiten. Ein knappes Jahr nach unserem ersten Besuch sind wir noch einmal in der Superstadt und steuern den Zuckerhut an. In der Nähe der Seilbahnstation liegt die wunderschöne Praia Vermelha. Für uns der perfekte Strand um sich standesgemäss von Südamerika zu verabschieden. Noch einmal genießen wir Sonne, Sand und Caipirinha, dann nehmen wir Kurs auf Westafrika. Kurz nach Sonnenuntergang laufen wir aus, in 7-8Tagen wollen wir den Atlantik queren um Dakar die Hauptstadt des Senegal zu erreichen.

Ellie ist beim Kapitän längst beim "Du" angekommen und darf ihn Luigi nennen. So können wir in seiner Kabine ein- und ausgehen und sind auf der Brücke gern gesehene Gäste. Wir erfahren von ihm, dass das Schiff in einem jämmerlichen Zustand war, als er es vor etwa 2 Monaten übernommen hat. Diese Info macht ja wenig Mut vor der anstehenden langen, einsamen Fahrt über den Ozean. Doch er erzählt auch, dass er quasi als Feuerwehrmann angeheuert wurde um das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Das macht zum Glück deutlich mehr Mut. Und tatsächlich ist einiges in Bewegung an Bord, überall wird geflext, geschweisst, gestrichen.. Der Kapitän verlangt einiges von seinen Mitarbeitern, doch er zeigt sich desöfteren auch äußerst großzügig. So kommt die gesammelte Mannschaft und damit auch wir in das Vergnügen von zwei Grillparties während der Atlantikquerung.

Bei der ersten Aktion grillt die philippinische Crew ein Spanferkel, beim zweiten Event landet bestes argentinisches Rind auf dem Rost. Die Spanferkelnummer bekommt mir übrigens nicht so gut. Die wilde Durcheinandertrinkerei (vor dem Essen gibt es für die Passagiere noch einen Aperitif in der Kapitänskabine) und -esserei, sowie die etwas "wilde" See schlägt mir auf den Magen. Zu allem Überfluss habe ich dann auch noch Kopfweh, das ich mit zwei extrastarken Tabletten unserer französischen Reisepartner bekämpfen möchte. Doch der Schuß geht bei mir nach hinten los. Das Kopfweh bleibt und der gewagte Mix aus fettigem Fleisch, verschiedenen Sorten Alkohol und geballter Pharmapower erzeugt bei mir extremes Unwohlsein. Dreimal stehe ich tief in der Nacht noch auf und gehe an Deck um mich zu überzeugen, dass das Schiff nicht gerade am untergehen ist. Erst dann falle ich in einen unruhigen Schlaf.

Die Atlantikquerung ist der erwartet zähe Kaugummi. Keine spannende Hafenein- und ausfahrten sind zu bewundern, nur Wasser, Wasser, Wasser, ab und an ein paar fliegende Fische und eine kurze Delphinsichtung. Wenigstens gibt es durch die Grillfeten, eine Äquatortaufe und eine Feuerübung etwas Abwechslung. Zudem nutzen wir gut den Fitnessraum zur Ablenkung und um dem übermäßigen Speckansatz zu begegnen, der bei der guten Schiffsküche fast zwangsläufig droht. Am 8.Fahrttag seit Rio laufen wir dann planmäßig am Morgen im Hafen von Dakar ein. Jetzt wartet nur noch die etwa achttägige Fahrt von Dakar nach Hamburg.

Datum: 01.06.2015 (Tag 383) - Tachometerstand: 262936 km - gefahrene Kilometer: 31896 km / davon Europa 610 km / Südamerika 31286 km - Ort: Grande America / Dakar (Senegal)

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