Wiedersehen in Colonia

Passend zum schönen Wetter machen wir noch einmal einen Bummel durch die schönen Stadtteile St. Telmo und Boca. In St. Telmo ist der berühmte Sonntags-Trödelmarkt und die Gassen sind proppenvoll und in Boca steht der Superclassico gegen River Plate an. Die Luft knistert förmlich, überall sammeln sich die Fans in blau-gelb, vereinzelt knallen gewaltige Kanonenschläge und über unseren Köpfen kreist der Hubschrauber. Wir tätigen ein paar Trikotkäufe, latschen zum Stadion, das großräumig abgesperrt ist, dann ziehen wir wieder Richtung Zentrum. Doch teilweise auch hier, fünf Kilometer vom Stadion entfernt, beherrschen Fans und Polizei das Stadtbild. Die enorme Polizeipräsenz auf Argentiniens Straßen ist uns schon während der ganzen Reise aufgefallen, vielleicht ist sie ja ein Erbe der Militärdiktatur, die 1983 überwunden wurde. Doch heute wird das Ganze noch getoppt und das für ein Spiel für das kein einziger gegnerischen Fan zugelassen ist. Als wir das Taxi nahe der Plaza de Mayo verlassen wollen, geraten wir mitten in ein kleines Scharmützel zwischen Boca-Fans und Polizei. Vor lauter Aufregung vergesse ich beim Aussteigen Ellie, die noch angeschnallt im Wagen sitzt. Zum Glück macht diese sich lautstark bemerkbar. Das Spiel, das wir gemütlich im Hotel anschauen, endet übrigens 2:0 für Boca Juniors. Besonders bemerkenswert sind bei der Übertragung dabei die Einblendungen während des Spiels, die auf die Errungenschaft der Regierung hinweisen. Der Staatssender überträgt jedes Ligaspiel (die fast alle zeitlich versetzt stattfinden) quasi mit der Begründung Fußball ist Menschenrecht und muss für jeden zugänglich sein und nutzt sein Monopol um etwas billig Werbung in eigener Sache zu betreiben.

Einen Tag haben wir noch, den wir dem schönen Stadtteil Palermo widmen, dann verlassen wir mit einer Träne im Knopfloch Buenos Aires, das unser super gefallen hat und nehmen für diese Reise endgültig Abschied von Argentinien. Mit der Fähre geht es wieder nach Colonia/Uruguay. Zum Glück ist heute die See ruhig und ohne Probleme erreichen wir wieder festen Boden unter den Füßen. Am Zeltplatz warten schon Melanie und Werner, die wir zum vierten male auf dieser Reise treffen. Mit ihnen wollen wir die letzten Tage in Uruguay verbringen. Gemeinsam geht es für einen Tag nach Colonia del Sacramento, wo einen in der Ferne die Hochhäuser von Buenos Aires anlächeln. Dann zuckeln wir gemeinsam, auch bei den Beiden läuft das Fahrzeug nicht 100%ig rund, nach Nueva Helvecia. Auf dem schönen Gelände eines Hotels dürfen wir uns für die Nacht hinstellen. Hier stehen auch einige andere europäische Reisefahrzeuge (eines unter anderem mit einer Calwer Kennzeichen/CW), die ihre Besitzer für den südamerikanischen Winter hier zwischengeparkt haben um den Sommer in Europa zu verbringen. Der Hoteleigentümer kommt uns entgegen und begrüßt uns freundlich auf deutsch und mich gleich mit "Rolf". Das gibt es doch nicht, woher kennt er meinen Namen???? Ist die NSA überall?, hat uns jemand angemeldet?, hat er den Namen irgendwo am Fahrzeug abgelesen? Mein Gehirn läuft Galopp und ich bin grenzenlos verwirrt, bis sich herausstellt, er heißt ebenfalls Rolf und hat nicht mich mit Namen begrüßt, sondern sich ganz einfach nur selbst vorgestellt.

In Nueva Helvecia erreicht uns dann auch die erste Nachricht des Hafenagenten von Montevideo. Unser Schiff soll am 13.05. bereit zur Einschiffung im Hafen liegen. Der Abschied von Südamerika naht in großen Schritten.

Datum: 10.05.2015 (Tag 361) - Tachometerstand: 262788 km - gefahrene Kilometer: 31748 km / davon Europa 610 km / Südamerika 31138 km - Ort: Nueva Helvecia (Uruguay)