Die Ost-West-Querung von Trelew nach Esquel soll laut Reiseführer die landschaftlich interessanteste Patagonienquerung sein. Viel versprechen wir uns nicht, ist die patagonische Steppe einfach zu öde. Wir sehen uns dann auf den ersten 150km auch voll bestätigt. Buisness as usual, unspektakuläre Landschaft bis zum Horizont. Dann biegen wir bei Las Plumas in das Chubut-Valley ein und es wird auf einmal ungeglaubt reizvoll. Der kleine Fluss sorgt für etwas Grün und es finden sich viele schöne Felsformationen. Wir sind etwas versöhnt, dennoch ist die Fahrt nach Esquel, die wir auf zwei Tage verteilen anstrengend. Zum Glück haben wir weniger Gegenwind als befürchtet, denn das Fahrzeug macht bei Vollgasfahrten aktuell unangenehme/verdächtige Geräusche?!

Bei Esquel klopfen wir wieder an die Anden an, doch auch dieser Ort ist nach dem langen und extrem trockenen Sommer staubig und ausgedorrt. Wenigstens sind die verheerenden Waldbrände im nahen Cholila gelöscht, sodass wir für die Weiterfahrt keine Beeinträchtigungen befürchten müssen. Wir checken die Wetterdaten, weil wir eine schöne Wandertour machen wollen, doch es wird vor ergiebigem Regen und Sturm gewarnt. Ellie hat Glück, als Alternativprogramm latschen wir den Ort ab und besuchen sämtliche Spielplätze. Im Gepäck hat sie ihren 1.Hilfe-Koffer dabei. Am Vortag haben wir ein verletztes Kätzchen von der Straße gerettet und das soll jetzt behandelt werden. Wir finden weder das Kätzchen wieder noch treffen wir auf ergiebigen Starkregen. Aus den dunklen Wolken fallen gerade mal drei Tropfen, dann ist der Schlechtwetterspuk vorbei.

Von Esquel geht es entlang der Anden nach El Bolson. Dort soll es laut Wikipedia, eine der weltweit zwei Brauereien außerhalb Deutschlands geben, die Rauchbier nach Bamberger Brauart herstellen. Schon immer wieder spannend was so im Internet steht. Wir finden auch eine Info zu einem Zeltplatz, der an eine Brauerei angeschlossen ist. Hier staffeln sich die Preise anscheinend danach, ob man mit oder ohne Freibier bucht. Wir lassen den Zeltplatz links liegen, denn wir haben in El Bolson eine Übernachtungsoption der besonderen Art. Wir dürfen bei Klaus Schubert, Claudia und Familie auf dem Farmgelände übernachten. Er hat uns die Autoversicherung für Südamerika vermittelt und bietet seinen Kunden diesen Service. Interessierte Reisefreunde kennen Claudia und Klaus sicher durch ihr grandioses Buch "Abgefahren - in 16Jahren um die Welt", die Pflichtlektüre für jeden Alternativreisenden.

Wir finden leider wenig Zeit mit den Beiden über ihre Abenteuertouren zu reden, aber wenigstens kommt Ellie bei einer Reittour voll auf ihre Kosten und wir genießen zwei sehr entspannte Nächte auf der Farm. Dann drängt es uns aber nach San Carlos de Bariloche. Im nach Mar del Plata wichtigsten Urlaubszentrum Argentiniens wartet nicht nur wunderbare Gebirgslandschaft, sondern wenn alles klappt auch ein Wiedersehen mit Corey. Im November waren wir zusammen mit ihm auf dem Salzsee von Uyuni (Bolivien) und standen seither im Kontakt. Mehrfach haben wir uns in Patagonien nur knapp verpasst, jetzt soll es endlich passen mit dem Treffen. Tatsächlich gibt es ein freudiges Wiedersehen auf dem Camping Petunia und witzigerweise hat er auch noch Tim & Emily im Gepäck (beide stammen auch aus Colorado/USA), die wir ebenfalls schon einmal getroffen haben und zwar in Cuzco/Peru. Und noch eine Überraschung tischt er uns auf. Wir hatten uns seinerzeit in Bolivien über amerikanisches Bier unterhalten und ich hatte ihm gesagt, daß sich die Deutschen nur abfällig darüber und vor allem über Budweiser äußern. Das wollte er nicht auf sich sitzen lassen und hat während eines Heimaturlaubs sechs stylische Flaschen amerikanischen Weizenbiers eingepackt und präsentiert diese uns nun als Geschenk. Dem nicht genug hat er auch noch Marshmallows im Gepäck, die er zusammen mit Ellie grillen möchte; lecker!!

Datum: 20.03.2015(Tag 310) - Tachometerstand: 259490 km - gefahrene Kilometer: 28450 km / davon Europa 610 km / Südamerika 27840 km - Ort: San Carlos de Bariloche (Argentinien)