West Coast Trail

„Es ist eine der bekanntesten und härtesten Wander-Routen Kanadas. Er ist insgesamt 75 km .........geübte Wanderer können den Pfad in ca. einer Woche bewältigen.......“ So steht es in Wikipedia!!!
Auf dem „Galloping Goose“ Radweg – einer umfunktionierten Eisenbahntrasse - ging es Richtung West Coast Trail . Schon da kreuzte ein Bär meinen Weg , es sollten noch mehrere werden!

Das Wetter auf Vancouver Island war genau so unfreundlich wie der Mann, bei dem man sein Fahrzeug/Fahrrad abstellen konnte. So blieb mein Rad in einem Unterstand mit all meinen Wertsachen, von allen Seiten zugänglich, bis zu meiner Rückkehr. Vorneweg: habe alles wieder unangetastet aufgefunden!

Nach einer einstündigen Einweisung in Sachen Verhaltensregeln gegenüber Bären, Pumas, Wölfen und sonstiger Gefahren, aber auch über die Geschichte des Trails, ging es schließlich um drei Uhr nachmittags bei strömendem Regen und schon nasser Ausrüstung(von den Tagen zuvor) an den Start. Der schwierigste Teil sollte gleich zuerst kommen sagte man mir, aber dank meines leichten Marschgepäcks war das Ziel bereits gute zwei Stunden später erreicht.
Das Zelt am Strand aufbauen heißt sich mit Ebbe und Flut zu befassen, einen Tiedenplan war der Wanderkarte beigefügt, da einige Teilstücke am Strand nur bei Ebbe begehbar sind!! Mitten in der Nacht hörte ich Stimmen und am nächsten Morgen sah ich dann das Ergebnis Einige Zelte waren ein Stück landeinwärts gewandert, aber nicht von alleine. Das Wasser kam nicht nur von oben, nein bei manchen auch von unten... Diese mussten dann schnell umziehen!!!

Am Tiefpunkt der Ebbe machte auch mich auf den Weg und kam trotz schmieriger Steine gut voran – zwei mal „Bodenkontakt“ musste ich dennoch verbuchen. Als ich die Leiter aufsuchte um an den Trail zu kommen musste ich feststellen das diese schon belegt war – ein Schwarzbär stand oben – ich also vorsichtig zurück!!!! Am Strand, ca. 30 Meter entfernt, wurde ich wieder mutiger und versuchte ihn mit pfeifen ,klatschen und schreien zu verscheuen – 5 Minuten tat sich nichts, dann drehte er mir langsam den Rücken zu und verschwand im Dickicht. Weitere 5 Minuten liess ich verstreichen bevor ich mich an die Leiter und in den Wald machte, laut singend und Lieder pfeifend ging ich dann meines Weges, immer wieder einen Blick nach hinten werfend.

Da das Wetter nicht besonders gut war ging ich zügig meines Weges und erntete am Abend erstaunte Blicke als man mich am Lagerfeuer fragte woher ich den komme. Auch der nächste Tag führt mich am Strand entlang, durch Regenwälder und durch eine Indianersiedlung, wo man sich für viel Geld sogar einen Hamburger leisten kann (in meinem Fall gab es nur ein Getränk und einen Schokoriegel. Ein Zuneigungsbedürftiger Hund begleitete mich die nächsten 10 km, Englisch wie auch Deutsch verstand er nicht. Ich versuchte ihn mehrfach nach hause zu schicken, aber ohne Erfolg. Unsere Wege trennten sich erst als sich ein Bär uns in den Weg stellte. Erst entdeckte der Hund den Bär nicht. Ich versuchte noch ihn herzurufen (den Hund natürlich ;-)), da stellte sich der Bär auf seine Hinterbeine um sich eine bessere Sicht zu verschaffen. Jetzt sah ihn auch der Hund. Mit lautem Gekläffe ging die Jagd los, ich hörte nur noch Äste brechen und leiser werdendes Bellen – der Weg war frei! Von einer Anhöhe sah ich den Hund später am Strand Richtung Siedlung zurücklaufen!!

Der Dauerregen hatte den eh schon matschigen Waldboden richtig aufgeweicht, das war es was jeder sich vom West Coast Trail erzählt – riesige Matschlöcher mit ein paar Wurzeln oder Ästen drin, auf den man sich entlang balancieren muss. Ab und zu rutscht man weg und hofft nur das der der Matsch nicht den Weg unter die Gamaschen findet – ohne die man hier aufgeschmissen wäre!! 28 km hatte ich an dem Tag zurückgelegt und das Wetter wollte nicht besser werden. Schokolade und Müsli aß ich kurz im stehen, trocken dann einen Baum suchen um die Vorräte bärensicher hochzuhängen und ab ins Zelt.

Morgens dann der Umbruch – strahlender Sonnenschein, endlich konnte ich alles trocknen, selbst die Kamera war schon innen am Display beschlagen!! Da machte das Hüpfen durch die Matschlöcher doppelt Spass und da ich ja schon die meiste Wegstrecke zurückgelegt hatte konnte ich es ruhig angehen lassen. Fischotter, Weißkopfseeadler und jede Menge Wale sah ich. Neben den Schiffwracks am Strand sah man auch riesige Baumstäme die sich auftürmten und diverses Treibgut, das die Fischfangflotte wohl auf ihre Kappe zu nehmen hat.

Der letzte Abend saß ich noch gemütlich mit anderen Wanderer am Lagerfeuer und wundere mich jetzt nicht das manche z.T. 30 kg mit sich herumschleppen. Hänchenbrust, Kartoffeln, Karotten gab es bei denen zum Abendessen. Dieses Jahr mussten schon 16 Personen abtransportiert werden – und der Trail ist erste seit Mai offen, dann doch lieber mit leichtem Gepäck und weniger Risiko unterwegs sein !!

Die letzten 14 km machte ich schon fast im Laufschritt und sang wie gewohnt Wanderlieder – das mir die Bären nicht mehr so nahe kommen. Mit einem aus Militärbeständen stammendem Bus ging es über Waldwege, die zum Abtransport von Baumstämmen angelegt worden sind bis nach Port Renfew - dem Anfang der Wanderstrecke, dann nach Victoria. Von der Comfortausstattung „Luft Federung“ die angepriesen war, war allerdings nichts zu spüren .

Die Fünf tage West Coast Trail waren ein nicht allzu billiger Spaß, aber gelohnt hat sich die Wanderung allemal. Um den Trail allerdings zu genießen ist gutes Wetter Vorraussetztung, bei Dauerregen kann das durchwaten von Flüssen, „Matschloch balancieren“ und „weichsandwanderen“ schnell auf das Gemüt schlagen.

Kosten : Trailbegehung + Fähren+ Karte = 166 Canada Dollar

Rücktransport Bamfield nach Victoria (ohne Reservierung) 80 Canada Dollar

Unterstellkosten Fahrrad : 10 Canada Dollar

Schokoriegel – Getränk auf dem Trail : 6 Canada Dollar

Gehzeit : Inclusive Fotostops und Mittagspausen usw. 39.20 STD

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