So schön Colonia auch ist, der Ort ist schnell erkundet. Wir stellen unser Fahrzeug deshalb etwas außerhalb der Stadt bei der Granja Colonia für ein paar Tage ab um mit dem Boot nach Buenos Aires überzusetzen. Die Granja Colonia ist eine Kooperative, die auf ihrem schönen Gelände eigene landwirtschaftliche Produkte zum Verkauf anbietet. Und!, sie kann in ihrem Museum auch mit ein paar Superlativen aufwarten. Dort wartet u.a. die größte Bleistiftsammlung der Welt und allerhand anderer Nippes auf den Besucher. Viele Urkunden des Guinness Buch der Rekorde belegen die Besonderheit der Ausstellungsstücke. Vom Weltrekord geht es dann zur Weltstadt. Nur ca. 40km Wasser des Rio de la Plata trennen uns von der Metropole Buenos Aires. Nur blöd, dass heute ziemlich mieses Wetter und das "Meer" sehr kabbelig ist. Isabel sinkt zuerst in sich zusammen, dann folgt ganz plötzlich Ellie. War sie am Anfang noch ganz begeistert von der Bootsfahrt, meldet sie sich zur Hälfte der Fahrt mit einem "mir ist schlecht". Isabel kann gerade noch eine Plastiktüte organisieren, dann geht das Programm auch schon los. Der Mann hinter uns fängt gleich mit Singen an, auch er scheint etwas zu leiden. Doch zum Glück ist die Überfahrt nicht lange und Ellie hat den Spuckie schnell wieder vergessen. Nur der beißende Geruch von Isabels Bluse erinnert uns auch im Hotel noch an Ellies Unpässlichkeit.
Buenos Aires ist eine spannende Stadt. Ein Drittel aller Argentinier sollen allein im Großraum Buenos Aires leben. Bei einem Land, das etwa 8x die Fläche Deutschlands besitzt ein gewaltiger Wert. Und so provinziell und einsam sich Argentinien in weiten Teilen des Landes präsentiert, so weltstädtisch ist seine Hauptstadt. Natürlich erkunden und erlatschen wir die Stadt ausführlich. Die Avenida 9 de Julio, die als breiteste Straße der Welt gilt mit ihrem Wahrzeichen dem Obelisken, der Stadtteil Recoleta mit dem berühmten Friedhof, die Casa Rosada, der Sitz der Präsidentin, das Teatro Colon, das großartige Opernhaus, das Nobelviertel Puerto Madero, einiges steht auf unserem Besichtigungsprogramm. Am besten gefallen uns die Stadtteile St. Telmo und Boca. Letzterer hat sich in den letzten Jahren von einer NoGo-Area zu einem beliebten Touristenziel entwickelt. Auch wenn ein Souvenirladen am nächsten klebt hat sich das Viertel ein interessantes Kiezflair bewahrt und das im Volksmund Pralinenschachtel genannte Fußballstadion der Boca Juniors liegt coolerweise mitten im Wohnviertel.
Apropos Fußball, wer in Argentinien weilt sollte sich eigentlich nicht die Chance entgehen lassen ein Spiel zu besuchen. Während die Mädels auf die Karte Zoologischer Garten setzen und vor verschlossenen Toren Frust schieben, mache ich mit dem Classico San Lorenzo - Velez Sarsfield (1:0) alles richtig. Das Spiel des Lieblingsvereins des Papstes ist dürftig und die Leistung des Schiris unterirdisch, aber die Fankurve von San Lorenzo entschädigt für alles. Aus der Velez-Kurve kommt gar nichts. Kein Wunder, denn seit kurzem ist krasserweise gegnerischen Fans der Zugang zu Auswärtsspielen nicht mehr erlaubt. Grund sind die unglaublichen Gewaltorgien, die den argentinischen Fußball seit vielen Jahren begleiten (siehe dazu auch den Bericht aus der SZ vom Juni/2013). So verwundert es auch nicht, daß das Polizeiaufkommen für ein Spiel mit gerade mal 20.000 Zuschauern und ohne einen Gegnerfan, enorm groß ist. Doch alles bleibt friedlich und die sangesstarken San Lorenzo-Fans sorgen für ein echtes Fußballfest. Jetzt dürfen wir gespannt sein, was morgen in der Stadt los sein wird, wenn der Superclassico Boca Juniors - River Plate ansteht.
Datum: 02.05.2015 (Tag 353) - Tachometerstand: 262713 km - gefahrene Kilometer: 31673 km / davon Europa 610 km / Südamerika 31063 km - Ort: Buenos Aires (Argentinien)
