Wandern

An meinen nächsten Zielen war mit vielen „Wanderkilometern“ zu rechnen, nur musste ich erst schauen, wo es möglich war, denn auch hier lag noch viel Schnee und nicht überall waren die Wege geöffnet. Meine erste Idee den Mt Rainier zu umrunden, musste ich auch aus diesem Grund verwerfen und selbst beim Mt Hood, der nicht ganz so hoch ist, war dies noch nicht möglich.

Im Visitor Center holte ich mir Informationen ein und bekam auch Vorschläge für schneefreie und schöne Wanderungen. Dem "Salmon River Trail" folgte ich immer weiter in den herrlichen Wald, auch wenn das keine Redwoods waren, die Bäume waren von beachtlicher Größe und ich konnte mich an diesem Wald kaum satt sehen.

Hier, wo noch nie Holz geschlagen wurde, sah der Wald durch das ganze Totholz so ganz anders aus als in den lichten und aufgeräumten Wäldern bei uns. Aber nicht nur die Bäume waren größer, selbst die Heidelbeersträucher überragten mich des öfteren. Nur waren ihre Früchte noch nicht reif und ich musste auf meine mitgebrachten Sachen zurückgreifen, was aber den Vorteil hatte, dass mein Rucksack leichter wurde.

Auch bei der Auswahl des Zeltplatzes musste ich nach oben schauen, so mancher abgestorbene Baum hatte noch große Äste oder lag schon geneigt an einem anderen Baum an und wartete nur darauf bei etwas Wind gen Boden zu krachen. Aber das sind noch nicht alle Gefahren, denen man beim Campen hier ausgesetzt ist. Die Wälder beheimaten auch Schwarzbären und da diese über eine sehr gute Nase verfügen, sollte man alles, was "riecht", etwas vom Zelt entfernt, am Besten auf einer Schnur, zwischen zwei Bäume hängen.

Der Salmon River an dem der Trail entlang führte, bot neben Trinkwasser auch eine herrliche Erfrischung an nach einem langen Wandertag. Aber noch besser als das Flusswasser, schmeckte mir die Dose Bier, die ich mir, gut gekühlt durch den Fluss, zum Abendessen gönnte. Drei Wandertage später machte ich mich auf zu dem nächsten Berg.

Auch am Mt Sankt Helens konnte ich nicht mal bis ganz an den Berg heranfahren, da eine Straße weggeschwemmt war. Ich versuchte mein Glück von der Westseite, aber auch hier waren die letzten Kilometer gesperrt. Aber im tiefer gelegenen Visitor Center konnte man sich die Geschichte dieses Vulkans genauer anschauen, der im Jahre 1980 seinen eigenen Berggipfel um 400 m wegsprengte und mit Schlammfluten und vielen Quadratkilometer zerstörte Waldlandschaft viel Schaden anrichtete. Diese Fläche steht seit 1982 unter Schutz und die Natur erholt sich immer mehr von der Zerstörung und auch größere Tiere siedeln immer mehr in diesem Gebiet.

Nicht weit entfernt war mein nächstes Ziel, der vergletscherte und mit 4394 m höchste von den drei Vulkanen, der Mt Rainier! In der Nähe einiger Großstädte, war es keine so gute Idee von mir, an einem Samstag in den Nationalpark zu fahren. Schon am Eingang zum Nationalpark kam es zu Wartezeiten und am "Paradise Visitor Center" bekam ich nur mit Glück noch einen Parkplatz. Auch wenn es sich dann auf den Wanderungen gut verteilt, war es dennoch recht voll und ich wählte für den Folgetag ein nicht ganz so beliebtes Ziel im Park aus. Nicht so alpin, aber auch wieder traumhaft, führte der Weg durch dichte Wälder mit Bäumen, die bis zu tausend Jahre alt sind und mit einem Bach, der durch seine Klarheit und die herrlichen Wasserfälle zum Baden einlud.

Nach dem Wochenende steuerte ich nochmals einen beliebten Punkt, auf der Ostseite des Berges, an. Nach anfänglich tiefen Wolken, Wind und Nebel, wurde es nachmittags noch einmal so richtig schön und der Blick auf den majestätischen Berg war ein paar Mal frei. Leider braucht man für eine Besteigung eine Genehmigung und diese sind sehr begehrt und auf lange Sicht vergeben. Wie jeden Abend ging es für mich wieder hinaus aus dem Park und auf einen schönen Platz mitten im Wald der nichts kostete.

Bis nach Seattle war es nicht mehr weit und so nutze ich die Gelegenheit, um bei den Boeingwerken mir das Flugmuseum anzuschauen. Ich war so begeistert, dass ich die Uhr nicht im Blick hatte und bestimmt nicht ein mal die Hälfte der Exponate angeschaut hatte, als aufgerufen wurde das Museum zu verlassen. Aber das, für mich wirklich interessante, mit all der Mechanik, vom Beginn der Fliegerei bis nach dem Zweiten Weltkrieg und den waghalsigen Flugpionieren, die immer weiter um die Erde flogen, hatte ich ausgiebig bewundert.

Mit einer Fähre setzte ich abends noch schnell auf die Olimpic Halbinsel hinüber. Die kalte Meeresluft und die Landschaft waren jetzt ganz anders als das letzte Mal, als ich in Kalifornien das Meer gesehen hatte. Vorbei an vielen Baumplantagen und Ortschaften, die durch die Holzindustrie geprägt waren, besuchte ich noch eine Lachsaufzuchtstation, bevor ich den nächsten Nationalpark erreichte, für den meine Wanderschuhe wieder bereitstehen.

Olimpic National Park/ Washington 20.07.2023 - Tag 247 der Reise Kilometer mit dem Rad: 4372 km Mit dem Auto: 20405 km

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