Von der Wüste an das Mittelmeer

Auf der Strasse kommen wir auf bolzengerader Strecke gut voran. Es herrscht, wie nicht anders zu erwarten in dieser einsamen Gegend, wenig Verkehr. Die Landschaft ist monoton, Abwechslung bieten nur ein Riesenspalier an Strommasten, vereinzelte Riesenlaster auf ihrem Weg in den Sudan, Gummireste tausender zerfetzter Reifen und immer wieder einzelne Oelfelder und die zugeh?oerigen Raffinerien (Bild 10A bis 13A). Einen kurzen Stopp machen wir bei einer der Roehrenproduktionsstaetten für das Great-Man-Made-River-Project (Bild 14A, 15A). Nach Vollendung der Bauarbeiten sollen Millionen Menschen durch die künstlichen unterirdischen Flüsse versorgt werden. Diese beziehen ihr Wasser aus den riesigen Reservoirs, die unter dem Wüstenboden der Sahara schlummern. Die Versorgung durch Oberflaechenwasser ist in Libyen kaum moeglich. Libyen ist der einzige Flaechenstaat der Welt, der keinen Fluss besitzt der ganzjaehrig Wasser führt.

Mit den Baustellen des Man-Made-River-Projects, die zu den groessten Bauaktivitaeten weltweit gehoeren, nimmt auch unangenehmerweise die Zahl der Kontrollposten wieder zu. Die Behandlung durch Polizei und Militaer ist fast durchgehend freundlich und korrekt. Ueber den Oasenort Jalu gelangen wir nach Ajdabiya und biegen dort auf eine dieser Geraden Richtung Osten ab, wie sie nur in der Wüste gebaut werden kann. 370km geradeaus fahren (Bild 20A, 21A), wobei gemeinerweise nach etwa der Haelfte der Strecke eine S-Kurve als Schikane eingebaut ist. Bei der anspruchslosen Fahrerei sind wir fast schon froh, dass wir einem liegengebliebenen Kleinlaster helfen k?nnen seinen gaenzlich profillosen Ersatzreifen aufzuziehen (Bild 19A). Die humorlose Geradeausfahrerei führt uns dann direkt nach Tobruk, das durch die Afrikafeldzüge der deutschen Wehrmacht traurige Bekanntheit erlangt hat. Wir besichtigen die verschiedenen Kriegsgraeberstaetten (Bild 25A, 26A) und verbringen die Nacht in einem gruseligen Hotel zu dem uns die Polizei geführt hat. Tobruk selbst bietet nicht viel und macht einen trostlosen Eindruck, dem die Einwohner mit Hilfe ihrer Riesenschüsseln (Bild 22A) zu entkommen versuchen. Nachts kommt auch noch ein Gewitter auf und es regnet wie aus Kübeln; vermutlich soviel wie sonst in einem ganzen Jahr. In jedem Fall ist am naechsten Tag fast der ganze, sonst so wüstenhafte Landstrich mit riesenhaften Wasserpfützen bedeckt (auch ohne River-Project). Das kann unsere Stimmung natürlich nur bedingt trüben (Bild 23A, 24A).

Die Audiodatei wurde in einer der 4m hohen Man-Made-River-Roehren aufgenommen und ist wieder unseren Maerchenraetsel-Freunden gewidmet.

Datum: 27.03.(Tag 170) - Tachometerstand: 69 339km - gefahrene Kilometer: 22 307km (davon 18 706km in Afrika) - Ort: Tobruk / Mittelmeerküste (Libyen)

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