Von der Natur in die Stadt

Da der zweithöchste Berg Mexikos, der Popocatépetl, wegen seiner Aktivität nicht zu besteigen ist, fuhr ich einfach zu dem nächstgelegenen Berg, dem Iztaccihuatl der mit seinen 5230 m der dritthöchste Berg Mexikos ist. Nach einer kalten und windigen Nacht, auf fast 4000 m, machte ich mich noch im Dunkeln auf den Weg. Nach 90 Minuten war ich am Refugio, von dem die meisten Bergsteiger den Gipfel in Angriff nehmen. An diesem Berg muss man mehrere Nebengipfel übersteigen, um dann über einen Gletscher, zu dem Hauptgipfel zu kommen. Das kostete hier in der Höhe ganz schön Energie, aber anders als beim Orizaba hatte ich mich besser akklimatisiert und verspürte sogar Appetit, als ich den Gipfel letztendlich erreichte. Heraufziehender Nebel überraschte mich dann beim Abstieg, aber ich schaffte es noch rechtzeitig zum Toyo und fuhr gleich noch etwas tiefer, da der windige und staubige Parkplatz nicht nochmal mein Übernachtungsplatz sein sollte. Nachdem ein neugieriger Kojote meinen Weg gekreuzt hatte, fand ich zwischen den mächtigen Kiefern einen herrlichen Platz mit Aussicht auf die beiden Berge. Durch die Vororte von Mexiko City erreichte ich Teotihuacan. Hier konnte ich ein riesiges Gelände mit etlichen Pyramiden bewundern, einst war hier die größte Siedlung Mexikos. Aber hier war auch ein guter Ausgangspunkt, um Mexiko City zu erkunden. Auf dem Campingplatz konnte man sicher sein Fahrzeug abstellen und dann mit dem Bus und der Metro in die 21 Millionenstadt eintauchen. Die nächste Zeit war dann die Stadt selbst mein Programm, zwischen 20 und 30 km legte ich täglich zu Fuß durch die Stadt zurück . Besuchte verschiedene Museen, Kirchen, Märkte und tauchte einfach zwischen den unzähligen Menschen unter, die mir ein ganz anderes Mexiko offenbarten. Manchmal vermisste ich mein Fahrrad, denn die ganze Innenstadt ist auf separaten Fahrradwegen wunderbar zu erkunden, aber da ich wusste, wie es in den Außenbezirken auf der Straße zuging, entschied ich mich gegen das Rad. So bunt und international hätte ich mir Mexiko City nicht vorgestellt und die Zeit verging recht schnell durch die ganzen Eindrücke. Zurück am Toyo schmiedete ich Pläne, wie es weitergehen sollte. Ein nicht gerade touristisches Highlight wollte ich ansteuern, die recht neue und auch mit deutscher Technologie ausgestattete Kläranlage Mexiko Citys. Von den etwa 21 Millionen Einwohner werden 60 % des Abwassers hier gereinigt, damit gilt sie als die größte Kläranlage der Welt und schafft eine maximale Abwassermenge von 50 m³/sec! Diese enorme Abwassermenge wird genutzt, um eine Ackerfläche von 80.000 Hektar zu bewässern. Ich war mir nicht sicher, ob ich eine Führung bekommen könnte, da gerade das Osterwochenende begonnen hatte, das hier in dem katholischen Mexiko von höchster Wichtigkeit ist. Über die Autobahn ging es zügig dem Ziel entgegen, nur die Mautstationen bremsten mich aus. Für gerade einmal 80 Km musste ich 24 Euro bezahlen, das mal so nebenbei, in einem Land wo das Einkommen nicht so hoch liegt! Die Kläranlage sah schon gewaltig aus, mit ihren 30 Faultürmen. Beim Sicherheitsdienst stellte ich mich vor und sagte natürlich, dass ich auch auf einer Kläranlage tätig sei. Nach ein paar Telefonaten hatte er aber keine guten Nachrichten für mich, eine Führung wäre nicht möglich am Wochenende, da die entscheidende Person nicht da wäre. Etwas enttäuscht setzte ich meine Reise, entlang den Kanälen des gereinigten Abwassers, fort. Aber schon anhand des gereinigten Abwassers konnte ich erkennen, dass die Maßstäbe hier nicht so hoch sind wie bei uns Zuhause.

Agua Fria Chica - Mexiko 08.04.2023 - Tag 144 der Reise Kilometer mit dem Rad: 2329 km Mit dem Auto: 7948 km

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