Überraschung gelungen !!!

Am 11.09. geht der Flieger frühmorgens von Seattle nach Philadelphia. Dort ist Alarmstufe "Orange" ausgerufen. Sieben Jahre nach den verheerenden Terror-Anschlägen ist dieses Datum für die Sicherheitskräften weiterhin ein Anlass für erhöhte Wachsamkeit. Auf Rolf, der nicht sonderlich gerne fliegt, wirkt das nicht gerade beruhigend. Als der Pilot für den kompletten Transatlantikflug auch noch starke Turbulenzen ankündigt, geht bei ihm die Stimmung ganz in den Keller. Vor Frankfurt meldet sich der Pilot ungewöhnlicherweise zweimal noch mit dem Hinweis, daß eine sehr unruhige Landung zu erwarten wäre. Auch die Chefstewardess warnt eindringlichst davor die Sitze zu verlassen. Letztendlich landen wir zwar etwas ruppig, aber ohne Probleme in der Heimat.

Rolf ist fahrplanmässig nach Deutschland zurückgekehrt, mal sehen was mich nach meiner Umbuchung in der Heimat erwartet? Ein kurzer Hieb und ein breites Grinsen - welch eine Begrüßung!! Isabel staunt nicht schlecht, aber nicht nur über Rolfs Megakoteletten, sondern auch weil ich plötzlich vor ihr aus dem Zollbereich des Frankfurter Flughafens auftauche. Ein letztes mal wuchten wir die schweren Radkartons durch den Flughafen bis zu den Parkdecks. Während Rolf sein Bike in eines der kleinsten Autos packt, bin ich schon wieder mit dem Zusammenbau und der Bestückung meines treuen Drahtesels beschäftigt. Auf die letzten Kilometer hatte ich mich schon lange gefreut und wollte mir zwei Tage dafür Zeit lassen. Mit den wichtigsten Sachen mache ich mich dann schließlich nach einer Irrfahrt durch das Parkhaus auf den Weg nach Maulbronn.

Vorher bedanke ich mich noch bei Rolf für das gute Zusammenspiel, den reibungslosen Ablauf und die Freundschaft, die selbst unter den wiedrigsten umständen nicht strapaziert wurde. Kaum im Freien angekommen erwartet mich das Phänomen, das mich doch schon so oft auf dieser Reise begleitet hatte wenn ich alleine unterwegs war, Regen!! Mit Regenkleidung geht es um das Flughafengelände Richtung Darmstadt. Stichpunktartig hatte ich mir die Ortschaften an der Route zuvor aufgeschrieben. Für die gleiche strecke in Kanada wäre das Blatt leer geblieben, hier aber hatte ich ganze 30 Ortsnamen notiert!! Meist auf Radwegen unterwegs mache ich "gut Strecke", nur die unzähligen Ampeln bremsen mich aus. Aber auch die schlaflose Nacht im Flugzeug und das spartanische Essen dort fordern ihren Tribut.

Bei einem Supermarkt hole ich mir Brötchen, Weichkäse, Wurst und Schokolade. Schon lange habe ich davon geträumt. Nur muss ich schnell feststellen daß die Brötchen zäher, der Käse salziger und die Wurst stärker gewürzt sind als gedacht. Am meisten machen mir die Brötchen zu schaffen, nach monatelangem Verzehr von "Weichem Toastbrot" sind diese schon eine echte Herausforderung und nach zwei Stück gebe ich gesättigt auf.

Ab Heidelberg bessert sich das Wetter und es regnet nur noch ab und zu, bei den Ampelstops kann ich mich dann dem Wetter entsprechend an oder ausziehen. Bei Ubstadt dämmert es langsam, für mich das Zeichen, daß ich mir langsam einen Nachtplatz suchen sollte. Der Gedanke in einem Bett schlafen zu können und nicht auf einer nassen Wiese, beflügelt mich dann ebenso wie die Idee meine Eltern zu überraschen.

Müllermilch und Schokolade helfen mir die letzten 30 Kilometer in Dunkelheit zurückzulegen. Am Ortseingang von Maulbronn kommt mir ein Traktorgespann entgegen. Selbst bei tiefster Dunkelheit erkenne ich Jörg Esenwein, den wir vor ein paar Monaten in Seattle am Flughafen verabschiedet haben. Schnell noch paar Bilder am Ortsschild machen und dann "heim". "Wo kann ich meine Sachen hinstellen??" sind meine ersten Worte als meine Mutter die Türe öffnet. Die Freude ist groß und meine Überraschung perfekt gelungen. Ein paar Minuten später ist auch Jörg bei uns im Keller und ich muss bei einem ersten Bier Rede und Antwort stehen. Tagsdrauf beim Strassenfest in Mühlacker will ich meine Freunde mit meiner Anwesenheit überraschen, doch in einem Ort wie Maulbronn kann man so etwas nicht lange geheim gehalten werden und die meisten wissen schon von meiner Ankunft. Gleich die zweite Nacht in Deutschland und schon wieder im Schlafsack übernachten, man muss sich eben langsam wieder an das geregelte Leben ge- und dem Leben in der Wildnis entwöhnen. Für mich steht dann auch schon fest, daß ich in den nächsten Tagen ein paar mal in meinem geliebten Offroadfahrzeug nächtigen werde.

Datum: 12.09.(Tag 157) - Tachometerstand Juwi: 10242km / Tachometerstand Rolf: 8041km - davon USA (Juwi) 5960km / davon USA (Rolf) 4052km - davon Kanada (Juwi) 4127km / davon Kanada (Rolf) 3989km - Ort: Maulbronn/Enzkreis (Deutschland)

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