"Null" Kilometer in einer Woche

In Nueva Helvecia hängen wir gemütlich ab, organisieren uns für die anstehende Schiffsreise und genießen die Zeit mit Melanie und Werner. Zwei Tage vor der Einschiffung machen wir uns auuf den Weg nach Montevideo. Etwa 30km vor der Hauptstadt des Landes macht sich penetranter Dieselgeruch breit; wir werden doch nicht auf den letzten Kilometern in Südamerika noch eine Panne haben? Zehn Kilometer weiter ist die Ursache klar. Nicht unser Auto hat ein Problem, sondern die vor uns fahrenden Schweizer Freunde. Gewaltig drückt der Treibstoff aus dem Filter. Warndreieck und -westen raus, dann macht sich Werner an die provisorische Abdichtung. Etwa eine halbe Stunde später sind wir wieder auf der Straße und wieder eine halbe Stunde später sind wir in Montevideo. Nahe dem Zentrum wollen wir an einem Leuchtturm für die Nacht parken. Gegen später gesellt sich noch ein französisches Pärchen zu uns, die ebenfalls mit der Grande America zurück nach Europa reisen wollen. Am Abend ereicht uns dann eine neue Nachricht vom Hafenagenten, die Einschiffung wird vorgezogen. Wir sollen jetzt schon am 12.05. um 9:30Uhr am Hafen bereit stehen. Viel Zeit für Sightseeing in Montevideo bleibt alos nicht mehr, es wird ungewollt hektisch für uns.

Am Abfahrtstag laden uns Melanie und Werner zum gemeinsamen Frühstück ein, dann heißt es traurigerweise Abschied nehmen von unseren treuen Reisefreunden. Wir vertanken die letzten uruguayanischen Pesos, dann sind wir schon am Eingang zum Hafen, wo neben dem französischen Pärchen auch ein Paar aus Holland auf den Hafenagenten wartet. Dieser schleust uns hektisch durch das Gelände. Unser Fahrzeug wird gescannt, dann geht es ohne Ausreisestempel gleich weiter zum Schiff. Anscheinend wird nur noch auf uns gewartet und das Schiff soll umgehend auslaufen, denn Liegezeit im Hafen bedeutet hohe Kosten für die Reederei. So hastig sich unser Abschied von Montevideo und Uruguay gestaltet hat, so langatmig werden die Folgetage. Eigentlich hätte die Grande America nach Montevideo gleich Paranagua/Brasilien ansteuern sollen, doch Streiks in Argentinien machten eine Fahrplanänderung notwendig. Wir fahren also erst einmal in die falsche Richtung und sollen den ausgefallenen Stopp in Zarate/Argentinien nachholen. Doch auch das verschiebt sich, der Streik hält an und die ersten vier Tage ankern wir in Sichtweite von Montevideo im Rio de la Plata und warten auf Signale aus Argentinien. Am fünften Tag geht es frühmorgens endlich los und einen Tag später erreichen wir den Flusshafen von Zarate. Noch einmal betreten wir argentinischen Boden bei zwei kurzen Landgängen, dann geht es Richtung Europa. Fast auf die Stunde genau eine Woche nachdem wir in Montevideo an Bord gegangen sind, passieren wir die Stadt wieder; jetzt geht es endgültig heim.

So zäh die ersten Schiffskilometer vergehen, so angenehm sind die Tage an Bord. Das Essen ist ausgezeichnet und die Besatzung ist sehr zuvorkommend, vor allem der Kapitän pflegt einen sehr guten Kontakt zu den Passagieren. Ellie ist der große Star an Bord und hat beim Steward, beim Schiffskoch und vor allem beim Kapitän einen gewaltigen Stein im Brett. Dank ihr bekommen wir eine Führung durch das ganze Schiff, sind auf der Brücke gern gesehene Gäste und Ellie darf auf dem Rio Parana sogar einmal das Steuer übernehmen.

Datum: 19.05.2015 (Tag 370) - Tachometerstand: 262936 km - gefahrene Kilometer: 31896 km / davon Europa 610 km / Südamerika 31286 km - Ort: Grande America (Rio de la Plata)