Noch eine Runde

Aus dem beschaulichen Agua Dulce ging es auf einer kleinen Straße, mit stellenweise fehlendem Belag, weiter. Schilder, die auf Radfahrer aufmerksam machten, zogen meine verwunderten Blicke auf sich und als mir dann die ersten Radfahrer in sportlicher Kleidung entgegenkamen, war ich vollends erstaunt Gleichgesinnte hier zu sehen. Es wurden immer mehr von ihnen und als ich an einer Weggabelung nach dem richtig Weg schaute, war ich plötzlich umringt von interessierten Radlern, die mir nach einem kleinen Plausch sagten, dass sie mich ein Stück begleiten würden, bis ich die richtige Straße erreicht habe. Noch schnell ein paar Selfies mit der örtlichen Radlercommunity, dann ging es für mich wieder auf dem Seitenstreifen der zweispurigen Straße weiter.

Die ersten Hügel hatte ich schon passiert, aber jetzt kamen tatsächlich richtige Berge oder besser gesagt Vulkane. Der höchste mit ganzen 1737 m San Martin Tuxtla ist sogar geschützt von einem Biosphärenreservat, von dem ich aber nur viel Nebel zu Gesicht bekam. Kurven ohne Seitenstreifen und dazu noch der Nebel waren nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine stressfreie Fahrt. Als ich dann noch die ganzen toten Tiere am Wegesrand und die unzähligen Kreuze, für die bereits verstorbenen Verkehrsteilnehmer sah, war ich doch etwas erleichtert, nach vielen Kilometer eine etwas übersichtlichere Straße zu erreichen. Da machte es mir dann auch nichts aus, dass es wieder etwas langweiliger war, in der Ebene meine Kilometer abzustrampeln. Als dann noch bei meiner letzten kurzen Pause direkt neben mir ein Schaf von einem Pickup überfahren wurde, war ich doch froh, nach 1490 km Veracruz erreicht zu haben. Nur leider wollte das Schiff nicht kommen. Gespannt verfolgte ich im Internet die Route und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass es nochmal einen anderen Hafen ansteuerte, vor dem es aber erst noch vor Anker ging. Nach einer Woche Veracruz konnte ich nicht anders, ich packte noch einmal meine Sachen und machte mich auf eine kleine, viertägige Rundtour ins Landesinnere. Abermals viele Zuckerrohrfelder, die mühsam von Hand geerntet wurden, säumten meinen Weg. Aber auch das Städtchen Tlacotalpan, das es mit seiner Spanisch/Karibischen Architektur in die Liste der UNESCO geschafft hat, lagen auf meinem Weg. Etwas früher als sonst radelte ich aus diesem beschaulichen Städtchen am vierten Tag los, da die Ankunft vom Schiff für die Mittagszeit angesagt war. Endlich war es soweit, nach zwei Wochen Verspätung lief die "Siem Cicero" in den Hafen von Veracruz ein. Am Tag darauf und nach stundenlangem Beobachten, wie Fahrzeuge auf und abgeladen wurden, konnte ich sogar meinen Toyota erspähen, wie er über die Rampe in den Hafenbereich fuhr. Aber Geduld brauche ich dennoch. Da Samstag alle Behörden geschlossen haben, passiert erst einmal nichts mehr und laut aller Aussagen bedarf es mindestens fünf Arbeitstage bis das Fahrzeug aus dem Hafen kann! All meine Hoffnung liegt jetzt darin, dass die bürokratischen Hürden nächste Woche reibungslos laufen und ich endlich mein Fahrzeug bekomme.

11.12.2022 Kilometer mit dem Rad : 2011 km

Reisen: