Niederlage am Sch...berg

Uns fehlt leider die Zeit fuer eine Bergtour auf einen der naheglegenen 6000er, aber eine Bergbesteigung haben wir uns schon vorgenommen. Also beraten wir uns mit den lokalen Bergfuehrern und entscheiden uns fuer einen scheinbar leicht zu gehenden Berg mit 5526m. Wir uebernachten nahe des Berges bei einer kirgisischen Hirtenfamilie (hier im Osten des Pamir leben mehr Kirgisen als Tajiken). Das ist noch einmal eine sehr urige Erfahrung bei Yakjoghurt und Nudeln.

Am naechsten Morgen starten wir frueh und fahren noch ein paar Kilometer zum Fuss des Berges. Juwi hoert eigenartige Motorengeraeusche bei seinem G, er wird doch keine ernsthaften Probleme in dieser einsamen Region haben. Als die Geraeusche nicht besser werden haelt er an und oeffnet die Motorhaube; was kommt ihm entgegen?? Die Jurtenkatze der Kirgisen. Sie hat sich mit allerhand gammeligem Fleisch (des tags zuvor vom Wachhund erlegten Murmeltiers) neben der Batterie breit gemacht und ist so fuenf Kilometer mitgeweltreist. Ohne Katze parken wir die Autos im einsamen Tal und steigen zusammen mit unserem Fuehrer Alik, aber ohne Janice, die ihren Arm schont, bergan.

Die Geschichte des Berges ist schnell erzaehlt. Eigentlich haetten wir keinen Fuehrer benoetigt, da wir ohne jeglichen Pfad versuchen die steilen Flanken des Berges in Falllinie zu erklimmen. Welch Irrwitz, der Berg ist ein einziger Sch...haufen, Verzeihung Schutthaufen. Wir stolpern ueber uebelstes Geroell durch die duenne Luft nach oben. Fuer die tapfere Isabel ist bei 5000m Hoehe Schluss, wir Anderen kaempfen uns noch bis 5300m, dann haben wir die Schnauze voll. Stolpern, hinfallen, abrutschen, wiederaufstehen, so haben wir uns die Bergbesteigung nicht vorgestellt (vor allem weil es jede Menge leicht zu gehende Berge in der Region gibt). Wir machen kehrt und denken mit Grausen an den Abstieg. Bei 5001m treffen wir die aufgeloeste Isabel, die beim Versuch nachzusteigen fast mit einem grossen Felsbrocken ins Tal gesaust w?re. Gemeinsam stuerzen wir noch ein paar dutzend male, dann sind wir Stunden spaeter und voellig erledigt wieder im Tal; Horror!! Unsere grosse Anerkennung bekommt Alik, der die ganze Tour in duennen Tischtennisschlappen marschiert ist.

Wir checken noch einmal in der Metropole Murghab ein und gehen abends zum Bazar essen. Laut Reisefuehrer bekommen die beiden Ortsteile von Murghab im Wechsel Strom, heute abend scheint der andere Stadtteil dran zu sein. In unserem Restaurant leuchtet der Gluehfaden der Birne mit einem halben Watt. Doch unser supernetter Kellner scheint Grosses vor zu haben und dreht bei der anderen Fassung eine weitere Birne rein. Kurz daruf hoeren wir das Aggregat starten, es wird hell wie auf der Sonne und dann laesst es einen Schlag und die Birne fliegt in hohem Bogen auf unseren Esstisch; eine gelungene Einlage! Das Essen im Schein der Stirnlampen schmeckt super, leider ist das Brot leicht mit Glassplittern durchsetzt, und wir geben dem Kellner ein extra Trinkgeld fuer die neue Innenausstattung.

Wir verlassen Murghab in Richtung Khorog, doch das ist garnicht so einfach. Der engagierte Polizist am Schlagbaum am Ortsausgang fragt nach unserer OVIR-Registrierung!! Weiss er denn nicht, dass diese Regelung schon eine Weile aufgehoben ist?? Scheinbar nicht!! Er steigt in unser Fahrzeug und fordert uns auf zurueck zum OVIR-Buero zu fahren. Wir sind etwas bockig wegen seiner Ignoranz und versuchen zuerst einen lokalen "Reiseveranstalter" anzusteuern von dem wir wissen, dass er gut englisch spricht. Das passt dem uebergenauen Polizisten garnicht, er versucht mir in die Schaltung zu langen, waehrend ich versuche ihm die Paesse aus der Hand zu nehmen. Dabei packe ich ihn energisch am Arm. Jetzt wird es heikel, Widerstand gegen die Staatsgewalt, er zeigt auf seine tollen Abzeichen und droht mit Gefaengnis, wir geben nach. Bei OVIR geht dann alles schnell, wir werden nett begruesst und unsere Personalien werden in ein besseres Schulheft eingetragen. Keine fuenf Minuten sp?ter duerfen wir fahren, doch Freunde werden wir nicht mehr mit unserem Oberkommissar. Eine etwas schwache Vorstellung von beiden Seiten..

Weiter geht es auf dem Pamir Highway durch die Mondlandschaften des Ostpamir immer auf etwa 4000m Meereshoehe. Kaum zu glauben, dass diese verkehrsarme Strasse als einer der Drogen-Highways Nummer 1 in der Welt gilt. Das arme Tajikistan besitzt weit ueber 1000km gemeinsame Grenze mit dem Top-Opiumproduzenten Afghanistan und der Handel und Ertrag mit dem Rauschmittel laeuft trotz aller Bemuehungen der tajikischen Regierung in vierlerlei H?nde entlang der Strasse und Grenze. Wir bekommen von all dem wenig mit; machen Pause an toll gelegenen Salzseen und treffen immer wieder leicht verzweifelte, aber meist froehliche Teilnehmer der Mongol-Rallye, die versuchen mit ihren kleinen Schuesseln die harte Strasse zu bezwingen.

Nach dem Koitezek-Pass (4271m) steigen wir vor der Kulisse von Pik Engels und Marx ab in die spektakulaeren Schluchten des Westpamir. Noch einmal baden in heissen Quellen und schlafen vor traumhafter Kulisse, dann ist das hoechstinteressante Khorog erreicht. Am Ende der Welt treffen wir in einer besonders armen Gegend auf eine huebsche Kleinstadt mit etwa 30 000 Menschen. Wir sind kaum einen Kilometer von der afghanischen Grenze entfernt und vielen Frauen laufen ohne Kopftuch durch die Strassen, man bekommt Alkohol an jeder Ecke, das Freibad platzt aus allen Naehten und viele Menschen sprechen ein gepflegtes Englisch. Die meisten Bewohner sind Ismailiten , die den in der Schweiz geborenen Aga Khan als ihren 49sten Imam verehren. Ueber seine Stiftung sind 200Mio Dollars in die Region geflossen und der in den Notzeiten des Buergerkriegs als Gemuesebeet zweckentfremdete Park ist heute wieder ein besonderes Schmuckstueck.

Datum: 11.08.(Tag 44) - Tachometerstand: 235 125km - gefahrene Kilometer: 9225km / davon Europa 4830km / Asien 4395km - Ort: Khorog (Tajikistan)

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