Kalte Tage im Balkan

Der Aufenthalt in Istanbul ist kurzweilig und leider viel zu schnell wieder vorüber. Wir liefern Isabel auf dem Ata-Türk-Airport ab, wo sie interessanterweise dem größten Mann der Welt begegnet, und fahren weiter Richtung Westen. Weit wollen wir heute nicht fahren, denn eigentlich steht das große Schrauben auf dem Programm. Am Marmarameer beziehen wir unser windgeschütztes Lager auf einem Zeltplatz, dann kann die Show beginnen. Juwi plant eine Weltpremiere, er versucht die gebrochenen Vorderfedern des Gs mit Hilfe von Spanngurten zu wechseln!! Kein leichtes Unterfangen, aber in Ermangelung einer Werkstatt die einzige brauchbare Option. Tatsächlich schafft er das schier Unmögliche und baut bei Windstärke 10 beide (gebrochenen) Federn aus und die Neuen ein; Chapeau!! Dann holt uns die Wetterrealität ein. Was halb Europa zuvor schon erleben musste, erreicht jetzt auch die Türkei, die Temperaturen fallen um über 10°C und schwerer Regen setzt ein.

Mit neuen Federn reisen wir am folgenden Tag in die EU ein und machen in Griechenland mächtig Kilometer. Nicht immer verhalten sich die anderen Verkehrsteilnehmer EU-konform. Kurz vor der Grenze zu Makedonien wendet ein Auto vor unseren Augen auf der Autobahn und kommt uns als Geisterfahrer mit lachenden Autoinsassen entgegen (kein Witz!!), in Makedonien ist die Überholspur von einer Kuh besetzt. Apropos Makedonien, war es in der letzten Nacht in der Türkei kühl, so haben wir beim Zelten in den makedonischen Bergen zum ersten mal mit Minusgraden zu kämpfen. Dieser Umstand, die Aussicht auf enge, schlecht zu fahrende Bergsträsschen und eine unverschämt hohe Autoversicherungsgebühr lassen uns schlussendlich auf einen Besuch des Kosovos verzichten. Von unserem Mitfahrer Frank Walli Wallinger, der ein Jahr im Kosovo gearbeitet hat, wollen wir uns eigentlich durch die Minirepublik führen lassen und wir haben bereits den Grenzposten hinter uns gelassen, da entscheiden wir uns wegen den oben genannten Gründen gegen eine Weiterfahrt.

Raus aus den Bergen im makedonisch-kosovarischen Grenzland geht es zurück auf die Schnellstraße nach Belgrad, das wir in der Nacht durchfahren. Kurze Zeit später sind wir in Kroatien und suchen uns einen bescheidenen Zeltplatz auf einer Autobahnraststätte; die Kälte treibt uns schnell in die Zelte. Am nächsten Morgen ziert eine dicke Rauhreifschicht unsere Nachtlager. Mit kalten Gliedern geht es wieder auf die Straße, vorbei an Zagreb Richtung Nationalpark Plitvicer Seen. Die seenswerten Seen, inmmitten der traumhaften Herbstwälder gelegen und Schauplatz vieler Karl May Verfilmungen, inspirieren unser Reiseteam zum spontanen Nachstellen großer Szenen der Filmgeschichte; siehe Ein Ode auf Karl May.

Datum: 17.10.(Tag 111) - Tachometerstand: 245 478km - gefahrene Kilometer: 19 578km / davon Europa 6568km / Asien 13 010km - Ort: Grabovac (Kroatien)