Internet und Champions-League im Wüsten-Nichts oder wie die Libyer 'ihre' SoFi zelebrieren

Die Nachbetrachtung zur Sonnenfinsternis vom 29.03.2006 ist ein Beitrag unseres Gastautors und temporären Mitfahrers Jörg Langohr. Die Bilder stammen von Frank Wallinger.

Es war der Tag des tränenreichen Abschieds von den Weltreisenden. Während sich die beiden G-Mercedes um die Aufnahme nach Ägypten bemühten, mussten wir mit unserem liybschen Führer im Gepäck die erste Etappe auf unserem langwierigen Weg über Tunis nach Hause in Angriff nehmen. Als letzter Höhepunkt unserer Reise stand aber noch die Visualisierung der totalen Sonnenfinsternis auf dem Programm. Das wollten wir uns wirklich nicht entgehen lassen, denn für die mussten wir ja schliesslich und immerhin 120,- Euro pro Nase bei Visumsausstellung auslegen (frecherweise ja auch die Weltreisenden, obwohl die schon einen Tag vor der SoFi nach Ägypten ausgereist waren!!).

Von der Grenze ging es dann im flotten Tempo und mit der obligatorischen Polizei-Begleitung in Richtung Tobruk und von da aus dann so starke 100 km in den Süden. Vor Ort wurden wir dann von der Polizei mit starkem Nachdruck in ein von Zelten und ein paar Klohäusern umrahmtes Touristen-Camp gesteckt und das dann auch mit der Auflage, das (zumindestens ausserhalb sehr weitlaeufige Gelände) bis zur SoFi am naechsten Tag nicht mehr zu verlassen. Darin angekommen verfolgte uns dann kurzzeitig noch das Gerücht, das wir für den (uns foermlich erzwungenen) Komfort vor Ort noch etwas nachzuzahlen haetten, aber das war dann am Ende zum Glück doch nicht der Fall und die übernervösen und Unheil-vermutenden 'No-Problem'-Aussagen unseres Führers lösten sich in allgemeines Wohlgefallen auf.... Das Camp an sich war dann auch ganz nett ausgestattet und neben mehreren Fressalien-Optionen gab's sogar im absoluten Wüsten-Nichts ein Internet-Cafe (!!) und eine Art Restaurant mit Champions-League-Fussball auf HDTV-Bildschirmen im Angebot (da war also die saemtlichen Touris abgenommene SoFi-Steuer hineingeflossen). Die Zelte wurden den ganzen Tag im 5-Minuten-Takt von einem Polizei-Pickup umfahren und alle sich uns nähernden (wahrscheinlich??) mega-gefaehrlichen Libyer wurde mit vorgehaltener Waffe auf Abstand zu uns gehalten. Als sie mich dann auch noch auf meinem Weg von der Toilette zurück von einem Wachmann angehalten und fast als 'Libyer' verhaftet hatten, wurde uns der Hochsicherheits-Trakt dann doch auch zunehmend suspekt und fast schon ein wenig unheimlich.... Die SoFi selbst am Tag darauf entschädigte dann aber doch noch für das ganze Orga-Brimborium, denn so gegen 12:35 konnten wir unter absolut wolkenfreien Bedingungen ein Naturschauspiel der Extraklasse bewundern: Die Sonne verdunkelte sich wie auf Knopfdruck und eine vom schwarzblauen Himmel umrahmte wunderschoene Corona kam zum Vorschein. Ausserhalb des Camps gab es dabei wie bei einem Volksfest wildhupende Libyer (aber auch immer noch die das Camp umfahrende Polizei) und rundherum am Horizont die freie Sicht auf das Ende des Schattendaseins!! Nach 4 Minuten war die totale Finsternis dann vorbei und wir machten uns auch gleich auf in Richtung Heimat um dem ganz grossen Stau zu umgehen und uns endlich wieder dem 'freien' Libyen zuzuzählen. Summa summarum eine wirklich mächtig geile Sache, die am Ende auch die innerhalb von 3 1/2 Tagen vollzogene Auto-Bolzerei von ca. 3300 km ab dort bis ganz nach Hause rechtfertigen konnte.

MfG Jörg Langohr

Bild 51A: Vorbereitung für die SoFi

Bild 52A bis 54A: Das SoFi-Camp vor und während der Verdunklung

Bild 55A: Totale SoFi mit Corona

Bild 56A, 57A: Betonröhren des künstlichen Bewässerungsprojekts "Great-Man-Made-River-Project"

Bild 58A: Die Familie unseres libyschen Führers Moda-Faed

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