Im Laufschritt durch Turkmenistan

Aehnlich Bukhara ist Khiva wegen seiner sehenswerten Altstadt bei Reisenden sehr beliebt. Wir treffen viele Europaer, u.a. auch Motorrad-Micha aus Regensburg, den wir schon vom Pamir Highway kennen. Die UNESCO-Weltkulturerbestaetten nehmen wir gruendlich vor das Objektiv und auch die Autos bekommen noch einmal Pflege. Beim weissen Riesen wird die zuvor notduerftig reparierte Auspuffhalterung endlich geschweisst.

Vor Nukus campen wir wild in der Wueste, dann stehen wir am naechsten Morgen noch vor Grenzoeffnung am usbekisch-turkmenischen Schlagbaum. Wir rechnen bei Aus- wie Einreise mit maechtig Papierkrieg und werden nicht enttaeuscht. Die gewohnt freundlichen Usbeken halten uns ueber 2h bei der Ausreise fest, obwohl wir ihnen keine Schikane vorwerfen koennen und ausser uns auch kein weiteres Fahrzeug an der Grenze steht!! Aber hier gibt es halt noch ein Papierchen und da fehlt noch eine Unterschrift und der Azubi, der die ominoesen Schulhefte mit unseren Daten fuellen muss, schaut eben immer wieder gerne parallel Fernsehen.

Als wir die turkmenische Seite erreichen ist unser neuer Fahrtbegleiter schon ganz aufgeregt; wir sind spaet dran. Er verspricht uns, dass hier alles viel schneller laeuft und er hat recht, nach 90min senkt sich hinter uns die letzte Schranke. Doch der Auftakt in diesem Land hat unsere, vielleicht etwas schubladenhafte, Vorstellung von Turkmenistan vollauf bestaetigt. Dieses Land ist anders als Andere und der fast schon manische Einsatz von Formularen (bis zu zehn Personen waren in den knapp 90min mit der Bearbeitung unserer Einreisepapiere gut ausgelastet), sowie die spuerbare Angst vor Gefahren von aussen (mir wird zur Begruessung wegen der Bedrohung durch Schweinegrippe gleich mal das Fieber-Thermometer unter die Achseln geschoben) passen gut in diese Bild. Ein grosses Dankeschoen an Maksat, ohne seinen Einsatz haette sich unsere Wartezeit an der Grenze locker verdreifacht. Zur Info: unsere Antraege fuer Transitvisa gingen verloren, sodass wir kurzfristig von unterwegs ein Touristenvisa beantragen mussten. Diese Art Visum ist teurer und erfordert zusaetzlich die Begleitung durch einen lokalen Fuehrer.

Erste Station ist dann Konye-Urgench, wo wir die Welterbe-Ruinen besuchen, das erste turkmenische Schaschlik testen, Geld wechseln und dann versuchen mit den Scheinen klarzukommen. 5000 alte Manat entsprechen einem neuen Manat, 2,84 neue Manat entsprechen wiederum 1,-Dollar. Da alte wie neue Manat im Umlauf sind und Preislisten mal so, mal so ausgewiesen sind, wird einem nicht langweilig beim Rechnen. Langweilig wird uns auch nicht beim Fahren. Wir muessen noch einige Kilometer wegknallen damit wir vor Einbruch der Dunkelheit die schwierige Wuestenpiste zum Darvaza-Gaskrater bei Helligkeit fahren koennen. Achtzig Kilometer hinter Konye Urgench taucht dann wie aus dem Nichts eine nagelneue Trabantenstadt auf. Gerade mal ein Jahr ist dieses neue Dorf "alt"; im 21.Jhd., dem goldenen Jahrhundert Turkmenistans, sollen die Einheimischen nicht mehr unter rueckstaendigen Bedingungen leben, deshalb hat man die umliegenden Weiler aufgeloest und die Landbevoelkerung soll jetzt eben hierhin umziehen. Gas, Wasser, Strom ist sowieso gratis fuer die Bewohner der jungen Republik und fuer alle Fahrzeugbesitzer gibt es pro Monat 200l Sprit fuer umme obendrauf. Da kann sich der deutsche Kleinbuerger nur neidisch wundern...

Wir erreichen den Abzweig zum Gaskrater, dank der guten, neuen Strasse, am fruehen Abend. Jetzt koennen die Autos in den Duenen zeigen, dass sie mehr koennen. Trotzt der teilweise tiefsandigen Passagen sind wir auch bald am Krater. Genial!!, wie aus einem Hoellenschlund fauchen die Flammen, seit 60Jahren brennt es aus allen Loechern. Das Phaenomen ist uebrigens nicht natuerlicher Herkunft, sondern entstand nach der Explosion eines Bohrturms. Besonders sehenswert ist das Ganze nach Einbruch der Dunkelheit, wenn das riesige Loch weithin durch die Wuestennacht leuchtet.

Zwei weitere Gaskrater besuchen wir am naechsten Tag, schauen in einem kleinen Wüstenkaff auf einen Kaffee vorbei und erreichen am Abend die turkmenische Hauptstadt Ashgabat, die uns mit ihrer marmorfixierten Architektur fast noch mehr beeindruckt wie ihr kasachisches Pendant Astana. In unserer edlen Herberge im Nobelstadtteil Berzingi schütteln wir uns dann erstmal den Staub aus den Klamotten bevor wir die "Stadt der Liebe" (arabische Bedeutung von Ashgabat) genauer unter die Lupe nehmen.

Datum: 08.09.(Tag 72) - Tachometerstand: 238 208km - gefahrene Kilometer: 12 308km / davon Europa 4830km / Asien 7478km - Ort: Ashgabat(Turkmenistan)

Kommentare

Hallo, Ihr zwei!

Genießt die Wüste und die Hitze, so lange es geht. Heute mussten wir hier das erste Mal einheizen. Janice' Schulter geht es täglich besser. Sie würde am liebsten gleich wieder mitkommen.

Herzliche Grüße von den Beuerlbacher Weltreisenden