Im Land der Vulkane

Die Ausreise aus Mexiko war nicht ganz so einfach wie erwartet. Die Dame vom Zoll war einfach nicht zum Dienst erschienen, aber wer kann schon erwarten am 1.01 pünktlich zum Dienst zu erscheinen! Nach guten 90 Minuten Wartezeit, etlichen Anrufen bei Polizei und anderen Behörden, und mittlerweile einer beachtlichen Menschentraube vor dem Zollgebäude bequemte sie sich doch an ihren Arbeitsplatz und stempelte zügig die Formulare ab. In Guatemala war es etwas besser, da die Beamten nur kurz zum Mittagessen gingen, nachdem sie mich auf einen Parkplatz eingewiesen hatten.

Gleich nach der Grenze war es schon auffällig – schlechtere Straßen und etwas ärmere Behausungen waren zu sehen. In diesem bergigen Teil Guatemalas erwarten einen unzählige Spitzkehren und die Steilheit der Straßen zeugen davon, dass es hier nie Schnee geben darf. Vor so mancher Straßen wird auch gewarnt, da ohne ausreichende Motorbremse schnell die Bremsen überhitzen. Nicht weit von der Grenze und mit seinen 4220 m war der Vulkan Tajumulco mein erstes Ziel.

Von fast Null Höhenmeter ging es bis 3000 Meter, was man nicht nur an den Temperaturen merkte, sondern auch beim Atmen. Da es noch früh am Tag war, wollte ich die ersten Meter erkunden, um zu wissen, was Tags drauf auf mich wartete.

Schwer bewacht war der Zugang zu dem Vulkan, ein Schützenpanzer sowie einige Soldaten waren zu sehen und kaum war ich etwas weiter warteten dann gepanzerte Geländewagen mit schweren Maschinengewehren. Etwas irritiert frage ich, ob der Aufstieg sicher ist, das wurde einstimmig bejaht. Seit dem letzten Konflikt vor vier Monaten, wo es einen Toten gab, sei jetzt alles sicher. Da es gut lief, stieg ich sogar einen drittel des Weges auf, der bis dahin auch noch befahrbar war mit Geländewagen.

Tags darauf und kurz nach Sonnenaufgang ging es dann richtig los, bei Temperaturen die ich nicht mehr gewohnt war. Der Reif war noch auf den Wiesen als ich den Punkt erreichte, an dem ich meine Erkundung abgebrochen hatte, ab hier ging es auf gut markierten Pfaden weiter, aber auch ohne die Markierungen wäre ein verlaufen unmöglich, da der ganze Weg bis zum Gipfel mit Müll gesäumt ist. Aber auch am frühen Morgen war die Militär und Polizeipräsenz hoch und so passierte ich bis auf eine Höhe von 3800 Meter etliche schwer bewaffnete Posten, wo ich immer freundlich und interessiert begrüßt wurde. Oben angekommen war die Rundumsicht auf die umliegenden Vulkane grandios und ich konnte mein reichhaltiges Vesper genießen.

Am folgenden Tag und nicht viel weiter konnte ich mein Auto auf einem Fußballfeld parken und den Vulkan Lacandon mit seinen 2747 m besteigen. Was aber wirklich keine große Sache war, da der Aufstieg nur 200 Höhenmeter war, aber es ging ja noch zum Kratersee runter, was nochmal 150 Höhenmeter waren. Als ob das noch nicht genug an Herausforderung war, beschloss ich, falls das Wetter am nächsten Tag besser wäre, nochmal das ganze zu machen, den außer einer Nebelwand und ein paar Blumen, die hier von Einheimischen an den Kratersee gebracht wurden, war nichts zu sehen. In der Morgensonne sah das ganze schon besser aus, schon der Blick auf die umliegenden Vulkane oder in den Krater zum See luden zum Verweilen ein, aber auch die Pflanzenwelt und die umher schwirrenden Kolibris waren ein Blick wert.

Über unzählige Serpentinen ging es bis an den Lago Atitlan, besser gesagt zu einem Aussichtspunkt an dem ich übernachten wollte. Bevor die Morgendämmerung einsetzte, klingelte mein Wecker und bei einem Kaffee konnte ich zuschauen, wie erst die Gipfel und später der ganze See von der Sonne beleuchtet wurden. Auf einem Aussichtspunkt, in Blicknähe, regte sich auch etwas, ich sah Lichter von Stirnlampen, aber auf die beliebte "Indian Nose" sollte man mittlerweile nur mit Führer gehen, da es schon einige Überfälle gab sowie auch Tote. Aber das konnte ich mir sparen, den von meinem Platz hatte ich die selbe Aussicht und das auch noch ohne Gefahr.

Meinen nächsten Vulkan hatte ich schon im Auge. In San Pedro de Laguna, direkt am Lago Atitlan, verbrachte ich die Nacht auf einem sagen wir mal zweckmäßigem Parkplatz, bevor es dann vor Sonnenaufgang losging. Den Eintritt für den Vulkan musste ich nicht bezahlen, da noch niemand in dem Haus war, wo der Pfad zum Gipfel anfing. Anfangs ging es noch durch Kaffeeplantagen, bevor diese durch einen dichten Wald abgewechselt wurden, der mich bis zum Gipfel von Vulkan San Pedro auf 3019 m begleitete. Auch hier gab es einige Polizisten, die die Strecke bewachten, aber hier reichen wohl noch Handfeuerwaffen aus. Nach etwas Nebel erwartete mich die Sonne auf dem Gipfel und mit, ich weiß, ich wiederhole mich, einer herrlichen Aussicht auf die Vulkane und den See.

Bei meinem Abstieg begegnete ich einigen geführten Gruppen, die mich allesamt fragte, ob oben alles ruhig sei, auch die Polizei, die mich um Vorsicht gebeten hatte beim Aufstieg, fragte interessiert, ob oben irgendjemand sei. Ob es wirklich so gefährlich war oder sich damit eben Geld verdienen lässt, mag ich nicht zu beurteilen, aber ich war schon mit einem anderen „Blick“ bei der Besteigung! Eigentlich dachte ich, dass ich die Gebühr für den Vulkan gespart hatte und hab mich schon mit einem großen Eis in der Hand gesehen. Aber als ich an dem Haus vorbeikam, wo der Weg zum Vulkan führte, wartete da der Parkwächter mit dem Fernglas in der Hand und geleitet mich nach Innen um das Geld einzufordern - Eis Ade !!!

08.o1.2023 - Tag 54 der Reise Kilometer mit dem Rad: 2081 km Mit dem Auto: 1445 km

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