Hola mi amor

Kurz vor der Grenze Costa Ricas legte ich nochmal eine Pause ein. Einem Radfahrer, den ich tagsüber überholt hatte, konnte ich sogar eine Dusche anbieten, nachdem es vor Ort keine Möglichkeit gegeben hatte. Hier bekam ich einen Vorgeschmack von der Tierwelt, die mich in der nächste Zeit erwarteten sollte. Brüllaffen zogen lautstark durch die Bäume, was mich beeindruckte, aber das ebenfalls in der Baumkrone hängende Faultier völlig kalt lies. Die Ausreise aus Nicaragua wäre nochmal einen kompletten Bericht wert, aber er wäre nicht schön zu lesen. So viel sei gesagt: jeder Stempel kostet und es dauerte lange bis ich und das Fahrzeug die Grenze nach Costa Rica überqueren durften.

In Costa Rica kommt man sich eher vor wie in den USA - ein ganz anderer Standard als bisher. Nachts durfte ich dann endlich meine Freundin vom Flughafen abholen, die sich beruflich in den USA aufhielt und sich für einen Kurzbesuch angekündigt hatte.

Gleich der erste Übernachtungsplatz brachte neben einer erhabenen Aussicht auf den Pazifik, noch eine andere Überraschung. Eine nicht zu übersehende Würgeschlange, oberarmdick, kreuzte meinen Weg. Aber auch Tukane flogen neben Papageien durch die Luft - was ein Auftakt! Durch eine Berglandschaft, die an die Schweiz erinnert, ging es weiter bis nach La Fortuna.

Dort bestiegen wir den Vulkan Cerro Chato. Leider verhüllte etwas Nebel den schönen Kratersee und den Ausblick auf den Nachbarvulkan Arenal, aber die steile und matschige Besteigung durch den Regenwald war auch etwas Besonderes und zeichnete jeden, der sich hier hoch wagte. Um den Stausee "Laguna de Arenal" führte dann eine Schotterpiste - genau nach meinem Geschmack und besser nur mit Allrad zu befahren, was am Beginn der Strecke stand. Gleich die erste Wasserdurchfahrt war die längste. Zum Glück konnte ich sehen, wie ein Einheimischer die Route wählte, bevor es in den Fluss ging. Dort angekommen lag eine Motorabdeckung im Gebüsch und ein anderes Fahrzeug stand mit offener Haube da und wartete auf Hilfe. Vorbei an einer Gruppe Nasenbären und ein paar kleineren Furten fanden wir einen schönen Platz am Wasser.

Kaltes Bier, den Grill gut belegt, ein schöner Platz und eine gute Aussicht - so wollten wir es. Nur die Wolken und der einsetzende Regen samt Wind passten nicht so ganz. Die Peninsula de Nicoya war nach der Seeumfahrung unser nächstes Ziel. Hier sollten wir ein ganz besonderes Schauspiel erleben, aber erst mussten wir die Dunkelheit abwarten. In einer kleinen Ansammlung von Häusern durften wir unser Reisemobil abstellen. Etliche Brüllaffen, diverse bunte Vögel, Kolibris usw. machten das Warten nicht schwer. Auch eine „Abkühlung“ in Meer, bei 28 Grad Wassertemperatur, ließen wir uns nicht entgehen, bevor es endlich Dunkel wurde. Nach ein paar Einweisungen bestiegen wir unser Kajak und es ging hinaus auf das Wasser. Unter fachkundiger Aufsicht ging es an einige Stellen, wo man das Wasser zum Leuchten bringen konnte. Der Fachbegriff lautet "Biolumineszenz", und wir planschten alle im Wasser herum und konnten von dem Schauspiel des leuchtenden Planktons gar nicht genug bekommen. Bei jeder Bewegung im Wasser konnte man das Leuchten, wie viele kleinen Glühwürmchen, genießen - selbst auf der Hand oder im Kajak war es zu sehen. Fasziniert und zurück an Land gab uns unser Guide noch auf den Weg doch bitte nicht nachts schwimmen zu gehen, da hier Krokodile kreuzen, für uns kam der Hinweis leider etwas spät!

Die nächsten Tage ging es immer weiter auf staubigen Pisten an der Küste entlang. Etliche Flüsse mussten gequert werden, was aber jetzt, in der Trockenzeit, nicht schwer war. Dennoch mussten wir das ein oder andere Mal erst schauen, wo die beste Linie war, immer mit dem Blick auf die Umgebung, da hier Krokodile hausen und bei hohem Wasserstand sogar Haie hinauf schwimmen. Campingplätze wie im Paradies erwarteten uns, direkt am Wasser, von Palmen gesäumt. Mit etwas Geduld und Aggressionen brachte ich sogar eine Kokosnuss auf, die unweit von uns auf den Boden einschlug - frischer geht es nicht!

Nicht nur uns gefiel der Strand hier. Verschiedene Wasserschildkrötenarten kommen hier an Land, um Eier zu legen. Um diese zu schützen, gibt es verschiedene Organisationen, die Ausschau nach brütenden Schildkröten halten, die Eier dann einsammeln und an einem sicheren Ort im Sand ausbrüten lassen. Nach dem Schlüpfen setzen sie die Babyschildkröten wieder an der gleichen Stelle aus, wo sie ursprünglich gelegt wurden. Bei solch einer „Patrouille“ fanden wir uns auch in der Dunkelheit ein. Auf unserem langen Marsch den Stränden entlang, erfuhren wir viel über die Arbeit, die hier ehrenamtlich geleistet wird und das Legen, Ausbrüten und die Gefahren für die Schildkröten. Ohne eine Schildkröte gesehen zu haben, trafen wir bei den geschützten Nestern ein. Tatsächlich war unter einem Drahtkorb richtig viel Bewegung. Über siebzig kleine Schildkröten wurden sorgsam in Körbe gelegt und von uns an die Stelle gebracht, wo das eigentliche Nest war. Zielstrebig krochen sie dann über den Strand und in die Wellen hinein. Das ganze so zu sehen war wirklich etwas Besonderes und berührte uns. Auch fanden wir dann doch noch eine Stelle, wo eine Schildkröte aus dem Wasser gekommen war, aber leider kein Nest ausgehoben hatte. Mit geschultem Blick fanden wir, beim Baden, am folgenden Morgen ein Schildkrötennest, das aber durch eine spätere Patrouille in Sicherheit gebracht wurde.

Die schöne Zeit in Costa Rica neigte sich dem Ende zu und abermals ging es nach Nicaragua. Auf dem Gipfel des Vulkan Mombacho war es aufgrund von Regen und Nebel leider auch nicht möglich, die Aussicht zu genießen. Aber ein, in den Bäumen verstecktes, Faultier war zu sehen, das bewegungslos dem Regen trotzte. Noch eine kleine Wanderung zu der Laguna Apoyo und ein Besuch der schönen Stadt Granada hatten wir gemeinsam, bevor in Managua unsere schöne gemeinsame Zeit endete. Das nächste Wiedersehen wird unter anderen klimatischen Bedingungen und etwas weiter nördlich stattfinden.

03.o2.2023 - Tag 80 der Reise Kilometer mit dem Rad: 2081 km Mit dem Auto: 3845 km

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