Gemütlich gen Süden

Wie beim ersten Besuch im Oktober gefällt uns Purmamarca wieder sehr gut, nur dass das Wetter etwas unangenehmer ausfällt. Die Regenzeit sorgt auch hier, in der sonst sehr trockenen Region, ab und an für Niederschlag. Ein paar Kilometer weiter südlich macht sich die feuchte Jahreszeit schon deutlich bemerkbar. Noch vor San Salvador de Jujuy werden die Berghänge richtig grün und die Wolken hängen schwer und grau über der Landschaft. Bei Lozano machen wir Halt für die Nacht und dürfen wie schon kurz zuvor in Chile mal wieder als Pannenhelfer ran. Dieses mal müssen wir einen Traktor abschleppen, was der Schlumpf locker wegstemmt. Doch nicht nur auf technischer Ebene werden wir aktiv, auch im medizinischen Bereich geht es zur Sache bzw. ins Ohr. Isabel meint mein Arica-Falterohr noch eínmal nachbehandeln zu müssen. Ich traue meinen Ohren, äh Augen nicht, als sie einen Ohrenkerze auspackt. Bis dato wusste ich nicht, dass es so etwas überhaupt gibt, geschweige denn, dass wir so eine Kerze seit tausenden von Kilometern durch Südamerika fahren. Bevor wir sie noch einmal so viel Kilometer durch die Landschaft kutschieren, stecke ich mir das gute Teil lieber in die Gehörgänge und Isabel zündet die Kerze tatsächlich ohne zu zögern an.

Von Lozano fahren wir über San Salvador nach Salta. In Gral Güemes werden wir kurz ausgebremst, da die Straße durch eine Demonstration blockiert ist. Eine ordentliche Mannschaft Polizei sorgt dann aber dafür, dass der Weg schnell wieder freigehalten wird. Auch in Salta sind wir von der enormen Polizei-Präsenz überrascht, an jeder Ecke stehen Ordnungshüter. Auch auf dem städtischen Zeltplatz, der gleichzeitig Freibad und Park ist, wird regelmäßig patroulliert. In der Spitze fahren bis zu drei Polizeifahrzeuge über das Gelände. Ob so viel Kontrolle benötigt wird sei dahingestellt, allerdings wird uns gleich von mehreren Seiten bestätigt, dass auf dem Camping viel geklaut wird. Das Problem lässt sich aber wohl auf eine bestimmte abgelegene Ecke lokalisieren, wo bei Nacht von außen Leute einsteigen. Diese sind dann wohl nicht sehr wählerisch und machen bei ihren Diebestouren auch nicht vor Kloschüsseln Halt. Das klaffende Loch im Männerkloboden ist mir eine ständig mahnende Erinnerung meine Wertsachen nicht beliebig in der Gegend liegen zu lassen.

Salta, die größte Stadt der Region mit über 500.000Einwohner wird unserer Meinung nach der überschwänglichen Beschreibung im Reiseführer nicht ganz gerecht. Dennoch genießen wir den Aufenthalt dort. Zum einen ist der Zeltplatzpool, der eigentlich ein künstlicher See mit etwa 300m Länge ist, einsame Spitze. Zum anderen treffen wir viele andere Südamerikafahrer. Das südafrikanische Team organisiert zur Feier des Tages ein Riesen-Asado und so sitzen wir am Abend feuchtfröhlich mit Reisenden aus Südafrika, Frankreich, Brasilien und Argentinien zusammen. Grund ihrer Feier war übrigens die Tatsache, dass nach vier Wochen Wartezeit endlich ein Ersatzteil für ihren Landrover aus Europa eingeflogen wurde. Da sind wir mit unseren kleinen Stoßdämpfer- und Federproblemen ja bisher noch sehr gut bedient.

Auch wenn Ellie vor Abschiedsschmerz heult, sie hat Jessica aus Südafrika ganz tief in ihr Herz geschlossen, nach drei Nächten in Salta ziehen wir gemütlich nach Cafayate weiter. Die Fahrt dorthin durch die Quebrada de Cafayate ist spektakulär. Auch Cafayate gefällt uns auf Anhieb sehr gut. Der kleine Weinort im höchstgelegenen Weinbaugebiet der Erde hat wirklich Charme. Um unser Image als Weinbanausen etwas abzulegen, besuchen wir gleich mal das örtliche Weinmuseum, das schönerweise wegen der Nacht der Museen auch mittags schon freien Eintritt gewährt. Die Dame am Eintritt kündigt uns dann für 21:00Uhr noch eine Gratis-Showveranstaltung an. Ellie ist ganz von den Socken und macht schon während dem Abendessen Druck, dass wir endlich zur Show gehen sollen. Pünktlich und naiverweise sind wir bereits um 20:40Uhr vor Ort. Als die ganze Action schließlich dann gegen 21:45Uhrbeginnt ist Ellie schon fast eingeschlafen und ich bibbere vor Kälte. Die angekündigte Show, eine moderne Version der Weihnachtsgeschichte, präsentiert von der örtlichen Schule ist ganz passabel und unterhaltsam. Die Dialoge kommen aber scheppernd vom Band und sorgen immer wieder für ungewollte Komik, sodass ich verschiedentlich an die guten alten FaF-Jahresfeiern denken muss. Der beste Gag ist aber die problematische Lage der Bühne genau am Ausgang des Weinmuseums. Da dieses auch während der Vorstellung geöffnet bleibt, marschieren immer wieder Museumsgäste durch das Bühnenbild, sodass sich nicht klar zuordnen lässt, wer nun Schauspieler und wer Statist ist.

In Cafayate feiern wir dann auch den 4.Advent und wollen damit auch gleich die Gelegenheit nutzen allen Tagebuch-Lesern ein frohes Fest zu wünschen. Wir werden die Weihnachtstage wohl in Amaicha verbringen und melden uns dann spätestens im Neuen Jahr wieder mit Bild und Text, herzliche Grüße!

Datum: 21.12.2014(Tag 221) - Tachometerstand: 250 442km - gefahrene Kilometer: 19402km / davon Europa 610km / Südamerika 18792km - Ort: Cafayate (Argentinien)

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