Geburtstagsparty auf brasilianisch

Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus und dementsprechend laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Ellies 4.Geburtstag steht an und der Ort der Feier ist die Colonia Witmarsum. Am Vorabend des großen Tages werden Gottholds Holzabfälle verheizt und wir machen lecker Stockbrot. Für das Feuerwerk sorgt Gotthold mit seinem knallenden Bambus. Am Geburtstag selbst darf Ellie auf dem Ponyhof einige Runden auf den in allen Größen vorhandenen Ponys drehen. Anschließend trifft sich die Festgemeinde bei Vroni und Gotthold. Bei Kaffee und Kuchen steigt die Stimmung und findet ihren Höhepunkt im Luftballonschwert-Fechtwettbewerb. Schon erstaunlich wie wenig es manchmal braucht um die Leute bei Laune zu halten. Überhaupt ist eine Reise schön, weil man viele Dinge tut, die man daheim nie oder nur selten macht. So werden neben dem Schwertkampf mit Luftballons auch so schöne Sachen wie Tischtennis, Federball und Beachball reaktiviert und sogar die Skatkarten kommen zum Einsatz. Zum ersten mal nach vielen Jahren klopfe ich mal wieder einen Skat zusammen mit Pedro und Gotthold.

Man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Das sagen sich wohl auch Lesly und Pedro, die von Witmarsum via Curitiba nach Foz de Iguazu und Argentinien weiterreisen. Schade, ihre Reisegesellschaft war wirklich sehr, sehr angenehm. Doch es bleibt nicht lange Zeit zum Trauern. Fast auf den Tag genau zwei Monate nach der Ankunft von Isabel und Ellie sind wir wieder auf dem Flughafen von Curitiba. Im Unterschied zu damals ist die Parkplatzüberdachung (die sicher für die WM2014 gedacht war) fast fertig. Außerdem erscheinen dieses mal nicht Isabel und Ellie im Ankunftsbereich, sondern Carina und Emely erscheinen etwas übernächtigt aus Deutschland. Mit ihnen geht es dann gleich an den Strand nach Guaratuba/PR, mittlerweile kennen wir fast die gesamte Küste von Rio de Janeiro bis Porto Belo. Und mittlerweile kennen wir auch schon einige Leute in Brasilien. So treffen wir fast wie selbstverständlich in Guaratuba im Hotel eine Familie, die wir bereits aus der Colonia Witmarsum kennen.

Den Strand und den Hotelpool kennen wir zur genüge, Zeit für eine Abwechslung. Wir steuern einen Badepark in der Nähe von Mathinhos an. Es ist offiziell immer noch Winter in Brasilien und heute ist es zudem etwas trüb, ergo denken die Einheimischen nicht unbedingt ans Baden. Was bedeutet, daß wir nahezu alleine sind im großen Aquapark. Genau genommen sind mehr Badepark-Mitarbeiter als -Gäste am Start. Immerhin sind die Mitarbeiter bemüht uns zufrieden zu stellen und so wird, falls von uns gewünscht, jede Rutsche einzeln aktiviert und freigegeben. Bei der Steilrutsche ist der Mitarbeiter dabei etwas vorschnell und lässt mich bereits rutschen, obwohl sich noch gar nicht genug Wasser im Auslaufbereich befindet. Prompt schieße ich fast über das Ziel hinaus. Mit Arsch-frisst-Hose-Hinterteil und den Beinen außerhalb des Beckens komme ich viel zu spät zum stehen. Der besorgte Bademeister kommt gleich vom Turm gestürmt und erkundigt sich nach meinem Befinden. Die zweite Steilrutsche hat dann zwar genügend Wasser, aber entspricht nicht ganz der DIN-Norm, ich schlage mir übel die Ellbogen an und bin erstmal saniert. Also weiter zu den Kinderrutschen. Nachdem ich auch dort noch einmal im viel zu seichten Auffangbereich böse auf den Ellbogen falle, bin ich durch mit dem Thema Rutschen. Während für die Erwachsenen der Park semibefriedigend ausfällt (neben meinen Blessuren muß vor allem Carina leiden, die böse verstochen wird und auf den herrlich quietschenden Tretbooten ihre Sonnenbrille verliert), kommen die Kinder aber voll auf ihre Kosten und wollen gar nicht mehr heim.

Nach dem Wohlfühlwochenende in Guaratuba beginnt für Carina und Emely der Ernst des Lebens. Da sie nach dem langen Flug etwas gestresst waren, haben wir ihnen einen Hotelaufenthalt gegönnt, jetzt stehtaber das harte Campingleben an. Für Beide eine Premiere, waren sie doch noch nie zelten! Wir steuern den bewährten Zeltplatz in Canto Grande an und bauen bei bestem Wetter das Zelt auf. Emely schläft im Zelt wie ein Stein, während Carina in der ersten Nacht noch etwas Lehrgeld zahlen muß und bei Vogelgezwitscher und anderen Geräuschen nur mittelmäßig schläft. Richtig gut wird es in der zweiten Nacht, hier wartet gleich die Nagelprobe auf unsere Gäste. Während wir wohlig in unserem Mobil schlummern tobt draußen ein heftiges Gewitter nach dem anderen. Neben starkem Wind macht unseren Zeltgästen vor allem der heftige Regen zu schaffen. Während Emely mal wieder tief schläft, kämpft Carina mit den Naturgewalten. Das Zelt steht unter Wasser und das Gepäck muß in Sicherheit gebracht werden, gleichzeitig müssen immer wieder die sich am Zeltdach bildenden Wassersäcke geleert werden. Als wir am nächsten Morgen gutgelaunt in der Sonne sitzen und das Frühstück eröffnen kommt sie leicht verkatert aus dem Zelt und erzählt von den Schrecken der letzten Nacht. Doch nach überstandener Feuertaufe ist sie schon wieder erstaunlich gelöst und nach dieser Nacht kann sie für die kommenden Campingtage kaum noch etwas schrecken können.

Datum: 26.08.2014(Tag 104) - Tachometerstand: 239 757km - gefahrene Kilometer: 8717km / davon Europa 610km / Südamerika 8107km - Ort: Canto Grande (Brasilien)

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