Ganz Oben

Nur schwer konnte ich mich von dem schönen Platz mit den Wasserfällen trennen. Jetzt hieß es erst einmal Kilometer machen. Der Weg führte in das Tiefland vom nächsten Bundesstaat, Oaxaca, wo der Weg mitten durch große Windparks führt, bevor es wieder bergiger wurde. Die Landschaft sah hier plötzlich so aus, wie man sich Mexiko wohl vorstellt, wenig Grün, aber dafür viele Kakteen. Vor allem auch Agavenplantagen, die hier für den Mezcal angebaut werden, bestimmen die Landwirtschaft.

In Tule gönnte ich mir, nach so vielen Kilometer, einen schönen Zeltplatz von dem ich die Umgebung mit dem Rad erkundete. Von Tule führte sogar ein Radweg bis nach Oaxaca in die Innenstadt, wo ich das koloniale Zentrum der Stadt bewundern konnte. Aber auch Tule selber hatte etwas zu bieten. Nicht nur das die Parkanlagen unglaublich gepflegt waren, das absolute Highlight ist die enorme Sumpfzypresse. Mit seinem Durchmesser von 14,05 m ist er der dickste Baum der Welt und hat ein stattliches Alter von über 2000 Jahren. Aber auch mein nächstes Ziel sollte mit einem Superlativ aufwarten.

Der Orizaba, mit 5636 m der höchste Berg Mexikos und auch der höchste Vulkan Nordamerikas. Da ich die letzte Zeit nie wirklich hoch war, blieb ich eine Nacht auf 3000 m und genoss die Aussicht auf den Berg. Steigeisen und eine Eisaxt lieh ich mir noch schnell, bevor ich die superstaubige Piste Richtung Basislager in Angriff nahm. Bei den letzten Bäumen auf 4000 m parkte ich und stieg am Basislager vorbei auf 4500 m. Die Höhe merkte ich schon ganz schön und die vielen Kreuze am Basislager und am Weg riefen mir ins Gewissen, dass es nicht ungefährlich ist, auch wenn der Berg als einfach zu besteigen gilt.

Nach einer schlaflosen Nacht, wegen der wenigen Luft, parkte ich etwas unterhalb vom Basislager und machte mich abermals auf den Weg, um mich etwas zu akklimatisieren. Nachmittags ruhte ich und packte meine Sachen, bevor ich mich dann um 1 Uhr Nachts auf den Weg machte. Die ersten Meter kannte ich bereits und das lief auch gut, aber im Labyrinth, das sind große Felsen unterhalb vom Gletscher, war die Wegfindung nicht so einfach wegen des Neuschnees und ich verlief mich ein paar mal. Spätestens am Gletscher, wo ich meine Steigeisen anlegte, machte mir die Höhe gewaltig zu schaffen. Dazu kam die Kälte und der Wind, die mich trotz Daunenjacke und Goretex Jacke frieren ließen. Nach nur 5 Stunden stand ich am Gipfel, leider war ich zu schnell, denn nicht einmal die Sonne zeigte sich am Horizont. So blieb ich noch eine halbe Stunde am Gipfel bis die Sonne endlich da war, machte dann schnell ein paar Fotos und machte mich dann eilig an den Abstieg. Als mich die Sonne dann etwas aufgewärmt hatte und ich jetzt im Hellen endlich auch keine Probleme mehr hatte den richtigen Weg zu finden, machte es fast schon etwas Spaß – was aber auch daran lag, dass ich nicht mehr hochsteigen musste. Anderen Bergsteiger, die noch auf dem Weg nach oben waren, konnte ich etwas Mut zusprechen, bevor ich mich ins Felsenlabyrinth aufmachte. Jetzt fand ich den richtigen Weg und war doch etwas erstaunt, wo ich in der Nacht hochgestiegen bin. Im Basislager lobten mich ein paar Bergführer über meine zeitige Rückkehr und sagten, dass die meisten um die 8 Stunden brauchen für den Gipfel. Zurück am Auto, nach neun Stunden, kam auch endlich der Hunger und Durst zurück. Völlig umsonst hatte ich 2 Liter Getränke, ein paar belegte Brote und Müsliriegel mitgeschleppt.

Nachmittags ging es wieder die holprige Staubpiste ins Tal, wo ich nach zwei schlaflosen Nächten endliche wieder schlafen konnte. Durch landwirtschaftlich genutzte Flächen, die aber staubtrocken waren und viel mit Bewässerungen gearbeitet werden muss, lenkte ich den Toyota an der Metropole Puebla vorbei. In Metepec genauer gesagt in einer ehemaligen, großen Textilindustrieanlage, die jetzt neben Hotel, Campingplatz, Kongresszentrum auch ein großes Schwimmbad und Museum beherbergt, legte ich einen Stopp ein.

Schon hier war in der Ferne der wohl bekannteste Vulkan Mexikos, und zweithöchste Berg zu sehen, der Popocatépetl, der immer wieder eine Rauchfahne gen Himmel schickte und wegen seiner Aktivität derzeit nicht zu besteigen ist. Am Fuße von diesem berühmten Vulkan schlug ich am nächsten Tag mein Lager auf und staunte nicht schlecht über das Grollen und die Rauchfahnen, die der Vulkan immer wieder entließ. Leider regnete es immer wieder etwas Asche und Sand herab, so dass ich nur geschützt unter der Markise diesem Schauspiel zusehen konnte. Auch meine Wäsche, die ich in einer Tonne unterwegs auf der holprigen Piste gewaschen hatte, musste ich im Fahrzeug aufhängen, um sie zu trocknen. Popokatepetl /Mexiko 26.o3.2023 - Tag 131 der Reise Kilometer mit dem Rad: 2329 km Mit dem Auto: 7555 km

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