Es wird Zeit

Etwas außerhalb vom Denali National Park, führt der "Stampede" Trail in die Wildnis hinein. Jeder, der das Buch "Into the Wild" gelesen hat, kennt diesen Trail, der zum "Magic Bus" führte und den jungen Abenteurer sein Leben kostete. Der Trail selber ist mittlerweile ein ATV Track, der nicht wirklich schön zu laufen ist.

In der Nacht konnte ich Polarlichter vom Bett aus beobachten, ich machte einfach die Dachluke auf und setze mich auf. Nach einer dreiviertel Stunde war das Schauspiel vorbei, dass mich wirklich fasziniert hatte, mit seinen grünen Farbspielen.

Morgens las ich -10 Grad auf dem Thermometer ab, aber die Standheizung machte es mir schnell warm im Fahrzeug. In Fairbanks füllte ich die Vorräte nochmals auf und übernachtete auf einem Platz, den ich schon mit Johanna genutzt hatte. Der kostenlose Übernachtungsplatz, bei Overlandern beliebt, war jetzt verweist und ich stand alleine da. Vereinzelt hörte und sah man Wildgänse, die in kräftesparenden Formationen lautstark und in großer Höhe Richtung Süden zogen.

Ab jetzt ging es für mich auch heimwärts, so fühlte es sich zumindest an, als ich Fairbanks verließ. Ich legte einen kurzen Stopp in "North Pole" beim Weihnachtsmann ein, bevor es weiterging. Kurz vor Tok konnte ich morgens bereits - 12 Grad ablesen und Seen und Bäche waren erstarrt, genau so wie mein Wassertank, der in den letzten Tagen schutzlos dem Frost ausgesetzt war unter dem Auto .

Ohne einen Abstecher nach Whitehorse zu machen, schlug ich den Weg an die Küste nach Skagway/Alaska ein. Noch war das Wetter gut und ich konnte die schönen Berge und die herbstlich eingefärbten Wälder anschauen, aber kurz vor der Grenze regnete es dann in Strömen. Früher noch der Ausgangspunkt für viele Goldgräber, die sich zu Fuß über den Chilkoot Pass ins Landesinnere aufmachten, heute legen Kreuzfahrtschiffe an und spucken ihre Passagiere in den kleinen Küstenort. Von hier geht es dann mit dem Bus oder mit dem Zug über den Whitepass, auch wenn das Wetter keine Sicht zulässt. Zu Fuß lief ich in einer kurzen Regenpause das 900 Seelen Städtchen ab. Typische Holzhäuser mit schönen Fassaden und etlichen Souvenirläden sind hier zu finden. Eigentlich wollte ich eine kurze Strecke vom berühmten Chilkoot trail wandern, aber der starke Regen ließ mich hinter das Steuer sitzen und geleitete mich hinaus aus dem Ort. Der White Pass machte jetzt seinem Namen alle Ehre, denn oben war der Regen in Schnee übergegangen.

Wieder in Kanada und etwas weiter im Inland war das Wetter wieder besser, was sich aber in Watson Lake schnell änderte. Bei -6 Grad fing es mit schneien an und schnell war alles weiß. Neben den Tieren, die üblich sind in den Breitengraden, tauchten jetzt auch Bisons auf, meist vereinzelte Bullen, aber auch ein paar Herden grasten am Wegesrand oder standen auf der Straße herum. Die letzten 50 km vor den Liard Hotsprings blieb der Schnee nicht mehr liegen, hier war der Boden wohl noch warm, aber bei den herrschenden Minusgraden fror das Spritzwasser am Auto fest und lies einen noch vorsichtiger fahren wegen drohendem Glatteis, denn hier wird nicht gestreut!

Bei den Hotsprings angekommen, packte ich meine Badehose und ging schnell zu den naturbelassenen Pools. Bei einer Wassertemperatur zwischen 36 Grad und 38 Grad, machte es mir auch nichts aus, dass immer wieder kleine Schneeflocken ihren Weg auf meinen Kopf fanden, aber auch die Sonne fand jetzt kleine Lücken.

Liard Hot Springs Britisch Kolumbien/Kanada 06.10.2023 - Tag 325 der Reise Kilometer mit dem Rad: 4876 km Mit dem Auto: 31264 km

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