Auf Regen folgt hoffentlich Sonnenschein

Jerasch gefällt uns gut, die Weiterfahrt zur Burg von Ajloun ist aber etwas mühselig. Der jordanische Verkehr, die unzähligen Bremshügel und die teils bizarre Verkehrsführung verwirren immer wieder. Viele Straßen scheinen trotz der sehr hügeligen Geografie mit dem Lineal gezogen zu sein. Wir treffen zwei völlig entnervte deutsche Radfahrer, die bei dem ewigen Auf und Ab mit Steigungen bis 20% ihre letzte Körner gelassen haben. Fast alle Straßen werden über die Hügel und nie um die Hügel gebaut. Aber auch da wo die Verkehrsführung Sinn macht, wird man immer wieder überrascht. In Jerasch liegt kurz vor unserer Weiterreise absolut unerklärlich neben dem Hotel ein Auto tief im Graben. Zu unserer Beruhigung ist schnell Hilfe da, wie man aber an dieser Stelle von der Straße abkommen kann, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis des Fahrers.

Wir erreichen die Burg von Ajloun, wundern uns über die moderne Seilbahn, die in der Nachbarschaft gebaut wurde und wünschen den Jordaniern, dass Ihre Pläne und Hoffnungen, die sie mit dem Tourismus verbinden in Erfüllung gehen. Aktuell ist der Tourismus Devisenbringer Nummer 2 im Land und profitiert sicherlich auch davon, dass Billigfluglinien wie Ryan Air regelmäßig ins Land fliegen. Für den ganz großen Erfolg müssen aber sicherlich noch einige Hausaufgaben gemacht werden, angefangen beim ungelösten Müllproblem.

Aus den Bergen fallen wir bis tief unter Meereshöhe ins fruchtbare Jordantal. Wir sammeln mal wieder einen Stopper ein und tigern auf dem Weg zum Wadi Mujib an unzähligen Militärfahrzeugen vorbei. In den Hotels am Toten Meer ist aktuell eine wichtige Konferenz, mit ausländischen Vertretern, die streng bewacht wird. Wie befürchtet werden wir am Wadi-Eingang enttäuscht. Die legendäre Canyon-Tour wird im Winter nicht durchgeführt. Also mühselig aus der Tiefe wieder nach oben steigen zur nächsten Station Madaba.

Für Geschichts- und Mosaikfreunde ist Madaba ein Eldorado, für Mosaikignoranten wie uns ist es einfach eine gute Basis durch seine Flughafennähe die Nachzügler aus Deutschland willkommen zu heißen. Der lokale Barbier macht uns wieder vorzeigbar. Dann heißt es nur noch warten bis die Verstärkung kommt. Doch das zieht sich leider, ein Koffer fehlt und es dauert zwei Tage und viel Aufwand das gute Stück wieder zu organisieren.

Doch nicht lange mit den Unpässlichkeiten aufhalten. Wir verlassen das mittlerweile sehr nasskalte Madaba, schauen am heiligen Berg Nebo vorbei (hier soll Moses zum ersten mal das gelobte Land erblickt haben) und steigen erneut ins Jordantal hinab auf 400 Meter unter Normalnull um uns am Toten Meer einzuquartieren. Unser Hotel hat seine besten Zeiten schon gesehen, es ist aber dennoch eine gute Lokation um ein ungewöhnliches, aber sehr schönes Weihnachtsfest zu feiern. Passend zum Anlass besuchen wir auch die Taufstelle Jesus am Jordan und fahren dann das Tote Meer südwärts immer in Sichtweite Israels.

Es ist immer wieder spannend zu sehen wie schnell sich die Landschaft in Jordanien verändert. Auf das karge Tote Meer folgt eine fruchtbare, landwirtschaftliche geprägte Ebene, die wir aber bald wieder in Richtung Berge verlassen. Wir folgen der Straße in Richtung At Tafilah und biegen dann nach Dana ab. Unsere Unterkunft liegt spektakulär am Rande des Dana Naturparks. Doch dieser besondere Umstand ist leider nur eine bedeutungslose Randnotiz. Das Wetter kippt dramatisch. Es wird nasskalt, starker Wind peitscht um die Häuser und die Wolken hängen im Bergdorf fest, sodass die Sichtweite zeitweilig kaum 10m beträgt; an Wandern im Dana Resort ist kaum zu denken. Alle Reisenden drängeln sich deshalb im engen Gemeinschaftsraum und hoffen inständig, dass der jordanische Wetterfrosch einen schlechten Tag erwischt hat und der angekündigte 24h-Dauerregen vielleicht doch nur ein Phantom ist. Zu allem Unglück bleibt es aber nicht nur beständig schlecht, sondern es fällt als weiteres Bonbon auch noch stundenlang der Strom aus.

Der Wetterfrosch liegt leider so etwas von richtig. Es schifft gewaltig, die Straße von unserem Hotel zurück zur Hauptstraße wird zeitweilig wegen Steinschlag sogar unpassierbar. Schönerweise gibt es dann aber doch eine etwa zweistündige Regenpause, die es uns erlaubt bei einem kleinen Spaziergang die tolle Landschaft zu erkunden. Dann heißt es wieder Wasser marsch und und selbst unsere Hotelzimmer hält den Wassermassen nicht mehr stand. Steffi und Andi müssen das Zimmer wechseln. Das restliche Team kann mit Handtücher notdürftig die undichten Fenster abdecken, sodass der Wasserschaden überschaubar bleibt. Daumen drücken, dass der für den Folgetag angekündigte Sonnenschein tatsächlich Wahrheit wird.

Datum: 26.12.2022 (Tag 70) - Tachometerstand: 176.712 km - gefahrene Kilometer: 12.667 km (davon Asien: 9.705 km) - Ort: Dana (Jordanien)

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