Ankunft in Dushanbe

Ueber den Luftweg und mit der Strasse ist Khorog mit der tajikischen Hauptstadt Dushanbe verbunden. Obwohl Aeroflot seinen Piloten in frueheren Tagen wegen der problematischen Gebirgslage Khorogs Gefahrenzulage zahlte, sind die wenigen Fluege immer schnell ausgebucht. Uns wird bei der Fahrt schnell klar warum die Flugverbindungen beliebt sind; die Piste ist teilweise in einem katastrophalen Zustand, das Fahren anstrengend und bei den engen Strecken auch nicht ungefaehrlich. Doch die Fahrt ist superspektakulaer!! Wir bewegen uns durch enge Schluchten entlang dem Grenzfluss Pjanj. Afghanische Bergdoerfer liegen oft nur ein Steinwurf durch das Wasser von uns getrennt.

Gerne wuerden wir bei der Traumkulisse in der Schlucht des Pjanj noch einmal wildzelten, doch die zahlreichen Minenwarnschilder schrecken uns ab. Kaputte Panzer und verminte Gebiete erinnern an die unruhige Geschichte Tajikistans mit dem Afghanistan-Feldzug der Sowjetunion und dem Buergerkrieg in den 90iger Jahren. Notgedrungen fahren wir also bis zu dem Grenzkaff Khalai Kumb weiter. Erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir den Ort. Natuerlich wartet wieder die obligatorische zeit- und nervraubende Registration bei der Polizei. Danach ist es richtig dunkel und die Herbergssuche wird chaotisch. Das halbe Dorf laeuft zusammen und halbbetrunkene Maenner sind mehr belaestigend als hilfreich. Die Polizei macht auch schon Druck, weil wir den Ortskern verstopfen. Zum Glueck finden wir nach kurzer Zeit aus dem Chaos heraus und etwas ausserhalb sogar noch ein sehr brauchbares Plaetzchen fuer die Nacht. Versuesst wird uns der restliche Abend mit dem Besuch des oertlichen Restaurants, das uns Starkbier serviert. In geloester Stimmung feiern wir anschliessend das herausragende 2:0 der deutschen Mannschaft gegen eine von Berti Vogts solide eingestellte aserbaidschanische Truppe. Was fuer ein perfekter Abschluss eines spannenden Tages.

Immer noch 284km warten bis Dushanbe, auf deutschen Autobahnen bei freier Fahrt in etwa 2h zu machen, nicht so auf der Nordroute ueber den Sagirdasht-Pass (3252m). Von Khalai Kumb bieten sich zwei Moeglichkeiten zur Weiterfahrt. Die Ganzjahresroute in Richtung Sueden oder die obengenannte kuerzere Sommerroute. Diese bergige Route leidet schwer unter den Fruehjahreshochwasser und den daraus resultierenden Erdrutschen und war bis vor wenige Tage gesperrt. Die Sperrung wegen verschuetteten Strassen ist aber nur die halbe Wahrheit, auch sicherheitspolitische Gruende sind fuer die zeitweise Sperrung mitverantwortlich. Aus verschiedenen Quellen erfahren wir, dass die Region um Tavildara momentan sehr unruhig ist. Vor wenigen Wochen wurde ein Attentat auf den lokalen Polizeichef veruebt und Taliban sickern immer wieder ueber die Grenze ein, um hier Drogen gegen Waffen einzutauschen. Ein anderer Reisender hat uns aber zur Beruhigung versichert, dass wir momentan mit dem hellen Mond noch relativ sicher zelten koennten, da sich die Taliban nur bei Dunkelheit bewegen. So jagt ein Geruecht die naechste Halbwahrheit. Schlussendlich sind wir aber tatsaechlich noch einmal gezwungen vor Dushanbe wild zu zelten. Die unterirdisch schlechte Piste und Gerhards Magen haben uns etwas ausgebremst. Gerade einmal 160km sind wir heute vorwaerts gekommen, obwohl wir fast den ganzen Tag gefahren sind!!!

Die Nacht verlaeuft ruhig, wir fuehlen uns wohl. Die Leute sind vielleicht etwas zurueckhaltender als sonst, begegnen uns aber gewohnt freundlich. Nur die Offiziellen machen uns bei der Weiterfahrt mal wieder Probleme. Der eine oder andere uebliche Kontrollstop folgt und kurz vor Dushanbe zieht mich die Polizei aus dem Verkehr und meinen Fuehrerschein ein. So schnell kann ich garnicht schauen, da ist er schon in der Tasche einer der vier unangenehmen Zeitgenossen verschwunden. Protokoll, Strafi, Why??, Machina, Problem!! - das normale Kauderwelsch, doch die "Beamten" lassen nicht locker, hier soll Geld fliessen. Ich muss also wieder den Joker ziehen und erzaehle die traurige Geschichte meiner kranken Tante mit dem gebrochenen Arm, die schnell in ein Krankenhaus nach Dushanbe muss. Das zieht zum Glueck mal wieder, Dushanbe kann kommen!!

Und wie es kommt; nach weiteren staubigen Kilometern auf der Achsenbrecherpiste beginnt in Obi Garm eine neue Welt. Ein top Asphaltband mit Mittelstreifen, strassenkehrenden und autowaschenden Menschen. Die neue Strasse ist fast schon eine Beleidigung fuer alle Menschen, die tiefer im Hinterland entlang der Staubpiste leben. Da wir aus unbestaetigten Kreisen gehoert haben, dass die Polizei in Dushanbe schon auch mal allzu staubige Fahrzeuge anmahnt, machen wir am naechsten Bach Stopp und polieren unsere Fahrzeuge auf Hochglanz. In neuem Gewand rollen wir kurze Zeit darauf in die tajikische Hauptstadt und in unser Hotel am Opernplatz. Ich erreiche dann gerade noch rechtzeitig mein Hotelbett. Nach Gerhard bin jetzt ich ausgeknockt und noch in der selben Nacht gebe ich den Stab an die arme Janice weiter.

Tief in der Nacht verlaesst uns dann leider auch Gerhard, dessen Flieger ueber Riga in die Heimat steuert. Ohne unseren treuen und immer gut gelaunten Mitfahrer tanken wir in Dushanbe vor der Weiterfahrt noch etwas Kraft. Die 600 000 Einwohner grosse Stadt ist trotz ihrer bewegten Buergerkriegsvergangenheit (u.a. war unser Hotel waehrend diese Zeit das Basislager der Muddschaheddin) eine sehr ansehnliche Stadt mit viel Gruen und schoenen Alleen. Eine gute Station um ein paar Tage die Beine hochzulegen und nach den Autos zu schauen. Die Gs benoetigen nach den harten Etappen einige Streicheleinheiten unseres Firstclass-Mechanikers Juwi.

Datum: 16.08.(Tag 49) - Tachometerstand: 235 620km - gefahrene Kilometer: 9720km / davon Europa 4830km / Asien 4890km - Ort: Dushanbe (Tajikistan)

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