Ab ins Viertelfinale

Nach den gemächlichen Tagen in Torun, wo ich mir von den bierseligen Iren zum Sieg gegen Holland gratulieren lassen darf, nimmt die Reise jetzt wieder Fahrt auf. Zweimal nehme ich noch schnell Kultur mit, im Park von Arkadia und dem nahegelegenen Schloss von Nieborow, dann bin ich wieder in Krakau. Auf dem Zeltplatz spreche ich den anwesenden holländischen Fans Mut zu und verspreche einen deutschen Sieg gegen Dänemark, in der Innenstadt fotografiere ich dann noch einmal den holländischen Bus in der Vorahnung, daß dieses Fahrzeug ja nicht mehr lange zu sehen sein könnte bei der EM.

Neben der Altstadt besuche ich den kleinen Vorort Wieliczka. Hier ist das italienische Team abgestiegen. Denen gilt aber nur mein halbes Interesse, denn in Wieliczka befindet sich auch ein riesiges Salzbergwerk, das wegen seiner Einzigartigkeit schon auf der allerersten UNESCO-Welterbeliste stand. Zu Fuß kann man bis über 130m in die Tiefe gehen und findet sich teilweise in riesigen Hallen wieder in denen verschiedentlich auch Konzerte und Vorträge stattfinden.

Zurück am Tageslicht geht es direkt zum Flughafen. Michel und Hendrik haben sich angekündigt, die schönerweise meine Karte für das Spiel Deutschland-Dänemark im Gepäck haben. Gemeinsam fahren wir Richtung Osten und machen etwa 150km vor der ukrainischen Grenze Halt für die Nacht. Wir betrauern gemeinsam mit den Polen die Niederlage gegen Tschechien und damit ihr Ausscheiden aus der EM. Am folgenden Tag geht es früh weiter, wir wollen nicht zu spät in Lemberg ankommen und die Grenze ist die große Unbekannte. Doch alles ist nicht mal halb so schlimm. Es ist Sonntag und daher wenig Verkehr, zudem werden die Fußballfans bevorzugt behandelt und nach kaum einer Viertelstunde sind wir schon auf ukrainischem Boden. Bis in die Innenstadt von Lemberg (Lviv) läuft es wie geschmiert, doch dann wird der Verkehr chaotisch und große Bereiche des Zentrums sind abgesperrt. Ich überfahre scheinbar eine rote Ampel und verdanke es sicher nur dem Euro-Bonus, das nicht das erste Bußgeld der Reise fällig ist. Als ich kurz danach nur mit Mühe der entgegenkommenden Straßenbahn ausweichen kann wird mein Geduldsfaden ziemlich rissig und bei der nächste Polizeisperre lassen wir uns nicht mehr abweisen und bestehen auf eine Weiterfahrt. Tatsächlich sind wir dann auch ganz locker fünf Minuten später am Ziel, ein für die EM zum Hotel umfunktionierten Studentenwohnheim. Hinterher erfahren wir dann, daß die zufahrt zum Stadion den ganzen Tag weiträumig abgesperrt ist. Eine wenig sinnige Entscheidung, die vor allem die trifft (uns eingeschlossen), die in unmittelbarer Nähe der Straße wohnen.

Nach einem wahren Telefonmarathon lotsen wir mithilfe Einheimischer dann auch noch einen weiteren Bekannten an den Zielort. Gemeinsam geht es zum offiziellen Fancamp des DFB und danach sagen wir bei Michael Steinbrecher "Hallo", der gerade vor dem deutschen Hotel die ersten Sequenzen für das Fernsehen aufnimmt. Das der deutsche Mannschaftsbus mit dem winkenden Oli Bierhoff kurz danach vor unseren Augen Richtung Stadion abfährt nehmen wir als Signal und steuern jetzt ebenfalls das südlich des Zentrums liegende Ufo an. Auf der grünen Wiese liegt das höchst modern wirkende Stadion von Lemberg, das heute fest in deutscher Hand ist. Etwa 15000 zu 5000 ist das Verhältnis der Fans und nicht nur das Spiel sondern auch der Gesangswettbewerb geht eindeutig an unsere Farben. Viertelfinale wir kommen!

Datum: 17.06.(Tag 14) - Tachometerstand: 272 492km - gefahrene Kilometer: 2755km - Ort: Lemberg/Lviv (Ukraine)

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