Mechanico, Mechanico!!!

Geschmeidig rollen wir in den Südschwarzwald, in Breitnau erwartet uns schon wieder Schnee (als hätten wir diesen Winter nicht schon genug gesehen). Im Bermudadreieck zwischen Bahnlinie und Bundesstraße beziehen wir unsere Hütte. Nach stressigen letzten Reisevorbereitungen tut es gut im Kreise der Freunde von Fun and Fairplay Maulbronn auszuspannen. Christiane und Tarik haben schönerweise Organisation und Programmplanung übernommen (vielen Dank an dieser Stelle) und so können wir den Aufenthalt in vollen Zügen genießen. Die Speicherkarte der Kamera wird gleich mal gut belastet mit attraktivem Bildmaterial.

Doch so schön der Schwarzwald im Frühjahr ist unser eigentliches Reiseziel liegt doch weiter südlich. Also heißt es nach zwei Nächten Abschied nehmen vom sympathischsten Freizeitverein der Welt und seinen Mitgliedern um zurück auf die Straße zu kommen. Bei trübem Wetter fahren wir durch Frankreich bis Perpignan. In der Dunkelheit ist eine Nachtplatzsuche schwierig, also nehmen wir mit der Autobahnraststätte vorlieb. Nicht der schlechteste Platz, doch wir hätten uns vor dem ins Zelt gehen die umstehenden Bäume genauer anschauen sollen; Einer steht schiefer als der Andere. Was das bedeuten könnte wird uns in der Nacht schlagartig klar, volle Belastung für das Dachzelt. Jetzt stürmt es mit Schmackes und trotz Windschutz hinter den Bäumen zerreisst es uns fast die Zeltplane; es wird eine unruhige Nacht.

Der nächste Tag versöhnt. Wir fahren in die Pyrenäen und mit jedem Höhenmeter wird das Wetter besser. Über Nacht hat es in der Höhe 20cm Neuschnee gegeben, aber mit der Frühlingssonne lässt sich das gut aushalten. Wir machen Halt im Weltkulturerbe Mont Luis mit seiner mächtigen Festung und klettern dann auf über 2400m im Bergstaat Andorra. Wenn man von Frankreich einreist könnte man meinen, die Minirepublik besteht nur aus Hotels, Tankstellen und Skigebieten. Es wimmelt von Franzosen und Spaniern, die hier den Hang hinab wedeln und vor der Weiterreise Zigaretten, Alkohol und Benzin tanken. Interessant sich das Ganze anzuschauen, doch bei einer Größe von 468qkm (damit ist Andorra deutlich kleiner als der Enzkreis) ist man trotz Sightseeing in der Hauptstadt auch schon schnell wieder raus aus dem Zwergenländlein.

Okay, Länderpunkt ist eingesammelt, jetzt wollen wir noch am gleichen Abend nach Barcelona düsen um bei Lesly und Pedro unterzukommen. An der Grenze werden wir aussortiert und auf Alkohol kontrolliert, sehen wir doch wie die typischen Schmuggler aus, doch dann geht es relativ zügig weiter durch Katalonien. Selbst der Verkehr in Barcelona schreckt uns nicht. Wir sind bei anderen Reisen schon ein paarmal in die Großstadt hineingefahren und Isabel chauffiert einen souveränen Reifen. Schon erreichen wir die Avenida Diagonal, noch etwa 1km bis zum Ziel, doch dann ist der rechte Hinterreifen auf einmal garnicht mehr souverän!! Ein ungutes Geräusch und ein bösartiges Hoppeln. Verdammt, auf der hektischen Hauptschlagader der Stadt haben wir einen absoluten Vollplatten!! Schnell, Warnblinker rein, rechts ranfahren, Puls runterfahren. Was ist passiert? Keine Ahnung, doch jetzt gilt kein Lamentieren. Signaljacke anziehen, Warndreieck raus und dann heißt es schnell den Reifen wechseln um die Straße freizumachen. Zum Glück gibt es eine Busspur, die wir belegen können.

Leicht hektisch suchen wir das Werkzeug, da steht schon der erste schräge Vogel da und erzählt uns was von "Mechanico". Den brauche ich nicht, ich habe jetzt andere Sorgen, weiter geht die Arbeit. Da kommt aus der Dunkelheit schon wieder so ein Spezialist, diesmal auf dem Motorroller sitzend. "Mechanico, Mechanico" nervt der aufs Neue. Ich bin sogar so selten höflich dämlich und gehe auf ihn zu, weil ich bei ihn bei dem Straßenlärm schlecht verstehe. Der Typ ist doch hochverdächtig, ich reise ja nicht zum ersten mal, mit dem stimmt was nicht. Irgendwann verschwindet er und ich kann mich auf das Wesentliche konzentrieren. Bis Pedro auftaucht, den wir zuvor kurz telefonisch informierten, haben wir dann tatsächlich auch schon den neuen Reifen drauf und sind weiterfahrbereit. Stolz über die solide Handwerksarbeit unter erschwerten Bedingungen fahren wir beschwingt die letzten Meter bis zum Parkhaus. Einparken, Gepäck schnappen und ab zu Pedro. Doch wo ist gleich noch einmal Isabels Jacke und meine Kamera?? Auto auf, Auto zu, Auto auf... Verdammt, verdammt, verdammt!!!! Diese "Mechanico"-Halsabschneider, 100%ig während der Hektik auf der Straße haben sie in der Dunkelheit zugeschlagen und Jacke (verschmerzbar) und die teure Kamera samt den geilen Bilddaten aus dem Schwarzwald und Andorra gestohlen; welch Schlag für die Fotoreisenden. Schändlich haben sie unsere Panne ausgenutzt. Ich könnte mir kreuzweise in den Arsch beissen, wie die ersten Menschen haben wir uns von diesen miesen Wegelageren verarschen lassen.

Die Stimmung ist im Keller, erst unsere treuen Gastgeber und der Ostermontagsbummel durch das sonnige, fröhliche Barcelona bringen uns am nächsten Tag wieder auf andere Gedanken. Jetzt heißt es Energie und gute Laune tanken bevor am ersten Werktag nach Ostern die unangenehmen Aufgaben wie Reifen flicken und neue Kamera kaufen auf dem Programm steht. Der Reifenhändler zeigt sich ob unseres Schadens denn auch wenig überrascht. Wie ich es mir fast schon zusammengereimt habe, sind wir Opfer von Profis geworden. Ausländische Fahrzeuge werden ausgespäht und an den Ampeln die Reifen in der Dunkelheit bearbeitet. Mit dem Motorroller nähert man sich den Autos und mit "Spezialschuhen" wird die Seitenwand der Reifen aufgeschlitzt. Hätte er uns das Tage zuvor erzählt, dann wären wir jetzt noch im Besitz der Kamera und etwas sorgenfreier. So müssen wir auch bei den Reifen schwer investieren, da der kaputte Pneu nahezu irreparabel geschädigt ist. Barcelona wird uns die nächsten Tage, wie den Jungs von Arsenal die am gleichen Tag dank vierer Messi-Tore schwer unter die Räder kommen, erstmal in unguter Erinnerung bleiben.

Datum: 06.04.(Tag 6) - Tachometerstand: 248 913km - gefahrene Kilometer: 1407km / davon Europa 1407km / Afrika 0km - Ort: Barcelona (Spanien)

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Kommentare

servus ihr zwei, oh nein wie konnte das nur passieren,wenn ich den in die finger bekomme dann .....! Wünsche euch jetzt mehr glück auf der reise und denkt dran : am Fährhafen "tanzen" auch mal komische typen rum ;-) Habe heute auch 1300 km abgespult und bin gerade in einem Hotel hinter der Rumänischen Grenze. Viele grüße und alles gute von den drei Schoppels - Juwi