Usbekistan wird erwachsen

Auch wenn es uns die zahlreichen Baustellen in Samarkand nicht leicht machen, besuchen wir brav die wichtigsten Kulturstaetten wie Registan, Guri Amir Mausoleum, Shoh-i-Zinda,... Am letzten Abend in der Weltkulturerbestadt wollen wir dann zur Belohnung noch einmal gut Essen gehen. Wir haben langsam das leckere, aber immer gleiche Schaschlik und den Plov satt. Das Lokal in der Neustadt serviert auch feine Speisen, allerdings mit angezogener Handbremse. In bester Sowjetmanier lassen uns die Kellner ueber eine Stunde vor den leeren Tellern warten.

Am naechsten Tag verlassen wir Samarkand auf Umwegen, unser ganzes Viertel ist wegen den finalen Vorbereitungen fuer das Tanzfestival gesperrt. Auf der Schnellstrasse dann der Schock, der FC-Bayern-Mannschaftsbus!!! Die Gesichter im Bus kommen mir wenig bekannt vor, Deutschlands unbeliebtester Club scheint jetzt auf usbekische Spieler egal welchen Alters zu vertrauen. Natuerlich sehen wir nicht den offiziellen Bus des FCB (sondern nur einen Reisebus mit Bayern-Aufkleber), aber es ist schon interessant zu sehen, welche Strahlkraft der deutsche Fu?ball hier hat. Die Usbeken sind sportinteressiert und sprechen uns immer wieder auf deutsche Fussballspieler an.

Tashkent gefaellt uns gut. Die Millionenstadt ist keine Schoenheit, aber mit den grosszuegig angelegten Alleen, vielen Parks und den zahlreichen Brunnen laesst sich die Sommerhitze gut aushalten. Sehenswert sind auch die huebschen Metrostationen, die als Atombunker ausgebaut sind. Aus Angst vor Anschlaegen sind sie von zahlreichen Polizisten bewacht, die auch auf die Einhaltung des Fotografierverbots achten. Neben den tausenden Polizisten ist die Stadt voll von Deutschen, allerdings keinen Touristen, sondern hart arbeitenden Facharbeitern. Zum 18-jaehrigen Jubilaeum Usbekistans (der Unabh?ngigkeitstag wird jedes Jahr am 01.09. gefeiert) und zur 2200-Jahrfeier Tashkents, die ebenfalls begangen wird, goennt sich der junge Staat einen neuen Pr?sidentenpalast. Nachdem sich verschiedene Bauunternehmen aus anderen Laendern die Zaehne an dem Mammutprojekt ausgebissen haben, muessen die Deutschen zusammen mit ueber 3000 einheimischen Arbeitern die Kastanien aus dem Feuer holen. Und es scheint zu klappen, der Palast und seine Nachbargebaeude erstrahlen rechtzeitig zum 18.Geburtstag in einem wirklich besonderen Glanz.

Traurigerweise ohne Isabel und Janice, die von Tashkent Richtung Deutschland fliegen, aber mit den Iran-Visa und vielen Geldbuendeln in der Tasche (der groesste lokale Geldschein, der 1000-Sum-Schein ist gerade mal 0,45Euro wert) verlassen wir die usbekische Hauptstadt. Noch einmal gilt es sich durch den teilweise unangenehmen usbekischen Verkehr zu quaelen. So freundlich die Einheimischen auch sind, in ihren unseligen Daewoos (aufgrund von Zollerleichterungen fuer koreanische Fahrzeuge finden sich diese Fahrzeuge pfundweise auf den Strassen) vergessen sie gerne ihre gute Manieren. Eine rote Ampel wird oft nur als gutgemeinter Vorschlag interpretiert und gerne ignoriert. Fast schon ein Hohn, das wir, von den Einheimischen sicher oft als langsames Verkehrshindernis betrachtet (an einer roten Ampel werden wir sogar einmal vom Nachbarfahrzeug energisch aufgefordert endlich loszufahren), kurz vor Gulistan in eine Radarkontrolle "rasen". Weit und breit ist kein Ort, die Strasse ist bolzengerade und das 60iger-Schild klein und versteckt am Strassenrand. Egal, wer meint auf freier Strecke mit 74km/h fahren zu muessen, der muss bestraft werden. Der Praesidentenpalast muss ja auch irgendwie bezahlt werden. Ironie beseite, abgesehen von diesem Zwischenfall koennen wir uns ueber das Verhalten, der vielleicht zu zahlreichen Beamten in keinster Weise beschweren.

Nach einer weiteren Nacht in der usbekischen Wildnis, bei der wir wieder einmal von den freundlichen, aber immer neugierigen Schafhirten aufgestoebert werden, erreichen wir am Rand der Kyzylkum-Wueste, Bukhara, das vielleicht wichtigste Touristenziel Usbekistans. Dort treffen wir auch Guenther, den deutschen Motorradfahrer wieder, dem wir schon in Murghab (Tajikistan) im Ostpamir begegnet sind.

Datum: 29.08.(Tag 62) - Tachometerstand: 237 012km - gefahrene Kilometer: 11 112km / davon Europa 4830km / Asien 6282km - Ort: Bukhara (Usbekistan)

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Kommentare

Hallo, da seid Ihr in eben die Radarkontrolle, in die wir auch geraten waren. Bezahlen mussten wir nichts, aber lange lamentieren... Kleine Berichtigung: Daewoos sind nicht importzollerleichtert, sondern werden im Lande hergestellt und durch horrende Importzölle für andere Marken geschützt. Daher die Flut dieser üblen Mini- Autos. Mit einem Matiz, racing gelb, fuhren wir abends in Restaurant. Der Fahrer muss von Schumacher geträumt haben. Zum Bild der Busse: Wir sahen unendliche Kolonnen in Turkmenistan. Ob Usbekistan wirklich so viele Mercedes- Busse braucht, fragten wir uns. Vielleicht gehen sie im Transit gleich weiter nach China?

..danke fuer die Berichtigung!! Wo seid Ihr gerade unterwegs?, wir sind gerade noch in Bukhara und rollen jetzt langsam via Khiva nach Turkmenistan und dann in den Iran.

Beste Gruesse

Am Montag und Dienstag kommender Woche, 7. und 8. September, bin ich in Ashgabat. Wann kommt Ihr an?