Zuhause

Nach einer Nacht ganz in der nähe von der Törzburg in Bran, wo bekanntlich Dracula wohnt, wachen wir ohne die bekannten Bissstellen am Hals auf und können nach einem guten Frühstück, mit Sicht auf den Königstein mit seinen 2238m uns gut gestärkt auf den Weg machen. Anders als erwartet treffen wir in Bran nicht den Weltbekannten Blutsauger an, sondern bekannte Kommunalpolitiker mit samt unserem Bürgermeister aus Maulbronn , leider sehen wir ihn nicht Persönlich und lassen ihn nur Grüßen da die Herren ein strafferes Programm absolvieren müssen. Nach einer Besichtigung der Törzburg die stark an die Burg aus “Bram Stoker - Dracula” erinnert und somit überall als die “Dracula Burg” angepriesen wird, machten wir uns auf den kurzen Weg in mein Heimatdorf - Honigberg (Harman) . Kronstadt (Brasov) sehen wir nur von weitem da auch hier sich etwas tut und die mehrspurige Umfahrung uns schnell vorankommen lässt.

Schon von weiter erkenne ich den Kirchturm der zur Wehrkirche gehört und üblich ist für diese Gegend wo man sich früher gegen die einfallenden Osmanen verschanzen musste. Zielsicher steuer ich darauf zu. Kurz darauf sind wir auch schon in der Wehrkirche und besichtigen die Anlage die sich in einem guten Zustand befindet. Im Pfarrhaus, das Leersteht, kommen wir für die nächsten Tage unter, jetzt stehen ein paar Verwandten/Bekannten Besuche an und nebenher kann ich Jörg erklären was immer er wissen will über Honigberg. Schnell merkt er aber das ich rasch ins straucheln komme und so macht er von den Orten die ihn interessieren Bilder um Zuhause meine Eltern zu befragen. Sicher erkenne ich allerdings die Häuser von den Großeltern und auch unseren Hof den wir 1980 dann abgeben mussten als meine Eltern mit mir Rumänien den Rücken kehrten wie so viele Siebenbürger unter Nicolae Ceausescu . Abends nach einer guten Pizza im “Althaus” einer prima Pizzeria in Honigberg, waren wir noch zu Gast bei einem Freund von meinem Vater der uns ein bisschen erzählen konnte wie es “damals” war und wie abenteuerlich und unter Lebensgefahr seine Flucht in den Westen war. Kronstadt, meine Geburtsstadt, wartet mit einem schönen Stadtkern auf, der Schwarzen Kirche und nebenher der engsten Straße Europas aber auch mit Braunbären die Nacht für Nacht die Randbezirke nach Essbarem durchsuchen. Nur noch selten hört man auch hier noch Deutsch, anders wie zu der Blütezeit der Sachsen als nur zu bestimmten Zeiten die Rumänen innerhalb der Stadtmauern Handeln oder Arbeiten durften. Sonntags wohnten wir dem Gottesdienst in der Wehrkirche bei Honigberg bei, etwas Zulauf schadete dem Gottesdienst nicht da mit uns nur etwa 20 Personen da waren - quasi alle verbliebenen Deutschen im Dorf. Schnell hatte sich auch herumgesprochen wer ich bin und man kannte mich noch als Kind.

Mit einer Träne im Auge ging es weiter nach Sinaia, oder auch die “Perle der Karpaten” genannt, dort wollten wir nicht wie viele andere das Angebot der Kur/Thermalangebot in Anspruch nehmen, sonder etwas die Bergwelt erkunden. Leider schafften wir es am ersten Tag nur bis zur Mittelstation auf 1400m und der Weg war auch nicht allzu schön da wir öfters die Straße querten und somit auch viel Müll zu Gesicht bekamen - der ein echtes Problem hier ist! In der Mittelstation, wo viele auch sich mit downhill Mountainbikes den Berg hinunterstürzen, überraschte uns der Regen und hielt uns eine Weile fest. Trocken erreichten wir dann wieder das Auto und suchten uns einen Übernachtungsplatz in den Bergen neben einem verfallenen Eiskanal der sicher schon 25 Jahre keinen Bob mehr gesehen hatte. Besuch bekamen wir trotz der Abgeschiedenheit trotzdem - ein Fuchs kam bis auf wenige Meter an uns heran und war ziemlich neugierig. Am darauf folgenden Tag das Wetter hatte sich zu unseren Gunsten entwickelt starteten wir einen zweiten Anlauf jedoch diesmal gleich von der Mittelstation aus. Den Gipfel des im Winter wohl sehr beliebten Skigebietes erreichten wir recht zügig. In der einzigen Hütte die geöffnet hatte gab es zur Belohnung zwei Büchsen Bier die wir als einzige Gäste auch rasch serviert bekamen. Gerne hätten wir uns noch vor dem Haus an der Tonne gewärmt (in der Müll brannte) wenn nicht das Wetter das ziemlich übel aussah uns zur schnellen Umkehr zwang. Das “schönste Schloss” Rumäniens wie das Schloss Peles genannt wird und zu dem der Grundstein 1875 gelegt wurde, besuchten wir im Eilgang . Nicht weil die allgegenwärtigen Bärwarnschilder uns Angst machten aber der Regen schmälerte das Vergnügen einfach. Unser nächstes Ziel der Nationalpark “Calimani”, etwas weiter im Norden in der Region Bukovina , wartet mit einer etwas anderen Ansicht als erwartet auf. Ein ganzer Berg wird hier trotz mitten im Nationalpark Abgebaut und wegen des Geruchs war es auch eindeutig weswegen - Schwefel ! Auf der anderen Talseite bestiegen wir einen Berg mit ganzen 2031 m auf dem sich der Raureif überall auch tagsüber halten konnte, aber das es kalt war konnten wir auch schon morgens feststellen als der Regen auf dem Dachzelt gefroren war. Bärenspuren und ein Tierskelett sahen wir ganz zu Anfang unserer Wanderung die wir in der Nähe von Vatra Dornei uns heraussuchten , auch hörten wir immer wieder ein Röhren im Wald das aber nicht wie erst von uns vermutet vom Meister Petz kam sondern von Hirschen die auf sich aufmerksam machten. Im Schatten vom Wald lag auch noch etwas Schnee aber bei einer Schneesicherheit von 120 Tagen im Jahr wundert das sicher hier niemand nur uns lies es wenn möglich unseren Weg in die Sonne umverlegen. Weiter ging die Fahrt durch die schöne Landschaft wo man immer wieder Pferdefuhrwerke, Holzhäuser und mittlerweile leere Storchnester sah. Das Holz hier überall Geschlagen wird sieht man nicht nur an den Flurschäden den die Fahrzeuge beim ziehen der Stämme verursachen, sondern auch an den vielen LKWs die einem entgegenkommen und an den vielen Sägewerken die selbst in den kleinsten Ortschaften sind. Wo Holz geschlagen wird bleibt auch was liegen, und so konnten wir uns letzte Nacht am Feuer wärmen und uns vom Hundegebell, das auf dem Land allgegenwärtig ist, einschläfern lassen.

Datum: 26.09. (Tag 13) - gefahrene Kilometer: 2677 km - Ort: Rusca (Rumänien)