Von +34 Grad auf -2 Grad

Oh ist das kalt! Mir frieren fast die Finger ab. Dabei habe ich doch Beinlinge, ein langes winddichtes Oberteil, Handschuhe und sogar Neopren-Überschuhe an! Die Beine sind müde und Hunger habe ich auch schon, obwohl es gerade erst 10.30 Uhr ist. Das liegt wohl an der langen Etappe gestern - 204 km!!

In Darwin hatte ich es mir noch gut gehen lassen mit meinem täglichen Bad im Pool, einem Besuch des „Mindil Beach Sunset Market“ mit dem dazu gehörenden Sonnenuntergang am Strand und den spannenden Fußballspielen der WM. Wobei das nicht gerade leicht war, mitten in der Nacht - um 3.00 Uhr - aufzustehen und in die Stadt zu laufen, um das Deutschlandspiel zu sehen.

Dann wurde es aber Zeit wieder aufzubrechen. Mein nächstes Ziel war Alice Springs, das ja mitten im Zentrum Australiens liegt. Mit der „Ghan“ (dem Zug) wollte ich die recht eintönige Strecke überwinden. Seinen Name verdankt die Bahn den Afghanen, die die Strecke einst mit Kamelen bedienten, als sie noch nicht fertig gestellt war und die Reisenden vom bequemen Zug auf das „Wüstenschiff“ umsteigen mussten.

Die Reise im Zug war angenehm und ich konnte mir sogar einen Kaffee zu meinem geliebten Nutellabrot-Frühstück holen – Herz was willst du mehr!

In Alice Springs erwartete mich die Sonne, aber als die Durchsage der Temperaturen kam, stockte mir fast das Blut in den Adern. 11 Grad und das um 10.30 Uhr, wo waren denn die gewohnten 30 Grad um diese Uhrzeit wie in Darwin geblieben?! Naja halb so wild, die Sonne schien und der Campingplatz war auch schön. Wie auch das Spiel gegen England, das ich diesmal auf einer großen Leinwand mit vielen jubelnden Deutschland- wie auch geschockten England-Fans anschauen konnte.

Der Wind blieb etwas aus, ja kam sogar mal von hinten, das ich nutzte und radelte bei doch sehr kühlen Temperaturen bis zum Sonnenuntergang. Den Abzweig nach Yulara erreichte ich nach den beschriebenen 204 km. Dort durfte ich mein Zelt auf einem betonartigen Untergrund aufstellen, bevor ich mir meine obligatorische Nudelsuppe kochte. Früh morgens hoppelte ein neugieriges Känguru über den Zeltplatz. Zunächst konnte es ungestört meine Ausrüstung inspizieren, doch schon bald wurde es von Kindern entdeckt und die Ruhe war schlagartig vorbei. Das Känguru suchte das Weite oder war es nur so langsam wegen der eisigen Temperaturen? Leider war von der Sonne nichts zu sehen und so wurde es auch nicht warm – bis abends konnte ich meine langen Sachen anlassen. Das Gute daran war nur, dass ich mir keine Sorgen um meinen Wasserverbrauch mehr machen musste. Erstens war es ja kalt und ich brauchte nicht viel, zweitens war hier jeder Rastplatz mit Wassertanks ausgestattet. Am dritten Tag – gegen Mittag – nach 446km erreichte ich Yulara,Ayers Rock Resort, wo ich gleich neben zwei anderen Radlern mein Zelt aufstellte. Leider zogen beide am nächsten Tag schon weiter und ich machte mich auf zum Uluru, den ich bei vorausgesagten eventuellen Schauern und so geschlossenem Aufstieg nur umrunden und nicht erklettern konnte. So blieb mir die Entscheidung wenigstens erspart, ob ich hinaufsteige oder nicht, da es von den Aborigines nicht gerne gesehen wird und eigentlich nur noch erlaubt ist, weil die Sorge besteht, dass durch das Verbot der Tourismus stark abnimmt. Auch der Sonnenuntergang war aufgrund der Wolken wenig spektakulär. Morgens erwartete mich ein strahlend blauer Himmel. Aber nicht nur das. Alles war mit Raureif überzogen und die Luft war noch kälter als sonst. Mit erhobenem Daumen ging es zügig zu den „Olgas“ wo ich fast alleine war.

Auf 7,4 km begegnete ich nur drei anderen Besuchern, die auch zwischen den bis zu 546 m hohen, aus der Ebene hervorstehenden Felsen, herumstreiften. Das gefiel mir auch bei weitem besser, da man „mittendrin“ war und auch überall fotografieren durfte. Nicht wie beim 200 m niedrigeren Uluru, wo viele Verbotsschilder die heiligen Stätten der Ureinwohner vor Fotografen schützen sollen. Auf dem „Heimweg“ zum Zeltplatz kam ich auch gleich mit dem Gesetz in Konflikt. Gerade als ein Auto anhielt, um mich mitzunehmen, hielt auf der anderen Spur ein Polizeiauto, um mich anschließend freundlich darauf hinzuweisen, dass Trampen in den Northern Territories seit ein paar schlimmen Zwischenfällen verboten ist!! Auch heute ist es wieder kalt und stürmisch noch dazu. Es wird Zeit, dass ich an die Ostküste komme, wo mildere Temperaturen mir das Radeln erleichtern.

Datum: 03.07.(Tag 48) - Tachometerstand Juwi: 3204km - davon Australien 3204km / davon Neuseeland km 0 Ort: Yulara/Australien

Reisen: 

Kommentare

Is ja ulkig! Die trifft man echt überall, was!?! Mußte ich öfter mal denken, in letzter Zeit ...

Aber im Ernst: Schöne Berichte, schöne Bilder! Könnte man glatt neidisch werden ;-)!

Wünsch Dir weiter viel Spaß, besseres Wetter und alles Gute!

Walli