Vom Mittleren Meer zum Mittleren Atlas

Wir verlassen Barcelona, wie wir gekommen sind, über die Avenida Diagonal. Zufall oder nicht, am Ende der Diagonal steht ein deutsches Fahrzeug mit Wohnwagen und einem mächtigen Platten hinten rechts. Wir halten kurz an, fragen nach dem Befinden und erzählen unsere Pannengeschichte. Glücklicherweise hat das Rentner-Ehepaar einen Wachhund dabei, der dafür sorgt, daß sich niemand ungefragt dem Auto nähert.

Einen Tag später sitzen wir auf der Fähre von Almeria nach Nador und stellen uns mental auf Marokko ein. Die Einreiseformalitäten können teilweise auf dem Schiff erledigt werden, sodaß der Grenzaufenthalt ziemlich schmerzfrei abläuft. Etwas unrund ist dann der Start in Afrika. Kein Geldwechsler weit und breit, erst der fünfte Bankomat spuckt Dirham aus und das Wetter ist trüb im Quadrat. Mühsam ist die Nachtplatzsuche, bei Wind mit Böen von 70km/h benötigen wir ein windgeschütztes Plätzchen. Schlußendlich fahren wir der Mittelmeerküste bis Saiidia entlang um dort auf einem Zeltplatz unterzukommen. Der Badeort ist im Frühjahr so gut wie ausgestorben, auch wir halten es bei dem irren Gebläse nicht lang am Strand aus. Etwa 200m weiter flattern schon die algerischen Fahnen (Saiddia ist Grenzort), laut unseren Informationen ist der Übergang nach Algerien für Europäer aber immer noch gesperrt.

Nach zwei gemütlichen Tagen zum Auftakt wollen wir dann aber endlich mehr von Land und Leuten sehen und das machen was am Schönsten ist in Marokko, Wildzelten in traumhafter Natur. Wir fahren weg von der verregneten Mittelmeerküste und rein ins Hinterland. Über Taourirt und Guercif geht es richtig hinein in den Mittleren Atlas. Freundliche Menschen, wilde Berglandschaft und beeindruckende Natur begleiten uns auf dem Weg. Am Oued Moulouya (an dem wir im Unterlauf Flamingos sehen) und tags darauf tief in den noch leicht schneebedeckten Bergen nahe Berkine zelten wir in einsamen Regionen. Kaum zwei Fahrzeuge zählen wir an der Passtraße in sechs Stunden. Da machen wir uns nicht die Mühe weit von der Straße nach einem Nachtplatz zu suchen. Wer sollte uns hier stören?! Umso verblüffter wache in nachts um 3:30Uhr auf, als drei Fahrzeuge kaum 50m von unserem Zelt anhalten und mehrere Männer laut diskutieren. Wer fährt hier nachts auf diesen einsamen und nicht ungefährlichen Bergsträßchen und hält dann auch noch direkt neben unserem Nachtlager, die führen doch sicher nichts Gutes im Schilde??! Natürlich passiert nichts und die Jungs rücken auch wieder ab, aber Erinnerungen an den letzten Herbst in der Osttürkei werden schon wach, als wir um die gleiche nachtschlafene Zeit, ebenfalls einsam in den Bergen, mit dem Gewehr im Anschlag geweckt wurden (siehe Anatolien).

Weiter geht die Fahrt durch wunderschöne Berglandschaften. Bei dem seltenen Verkehr müssen wir auch immer wieder als Taxiersatz fungieren, da sitzt dann schon mal ein dreiköpfige Kleinfamilie dicht gedrängt auf dem Beifahrersitz. Über Bouelmane und den herausgeputzten Ferienort Ifrane erreichen wir Azrou, wo wir umgeben von brütenden Störchen auf dem gleichen Zeltplatz wie 2006 unterkommen.

Datum: 13.04.(Tag 13) - Tachometerstand: 250 252km - gefahrene Kilometer: 2746km / davon Europa 2196km / Afrika 550km - Ort: Azrou (Marokko)