UNESCO-Welterbe mit Überraschungsgast

Wir verlassen El Calafate, werden noch einmal an einem der überflüssigen Polizeiposten angehalten, dann geht es rein in die Pampa. Außer der Straße, heftigen Windböen und ein paar wenigen Estancien/Gutshöfen wartet hier in der ausgeräumten Landschaft nicht viel auf den Reisenden. Für die Nacht stellen wir uns neben eine einsame Tankstelle, damit wir wenigstens etwas Windschutz haben. Hier sagen sich wirklich Fuchs und Hase bzw. Schaf gute Nacht. Bei Cerro Castillo gehen wir am nächsten Tag über die Grenze und sehen vor unserer Nase Melanie und Werner davonfahren, die wir von der Laguna Ibera/Argentinien her kennen und seit Wochen vergeblich versuchen einzuholen. Während die Beiden schon in Richtung Puerto Natales unterwegs sind, wollen wir erst noch in den Nationalpark Torres del Paine, UNESCO-Weltnaturerbe und vielleicht die Attraktion im Süden Chiles. Unsere erste Station dort ist der Lago Pehoe von dem aus man einen wunderbaren Blick auf das große Inselgebirge hat.

Wir machen kleinere Touren, u.a. zum Mirador de Condor und entscheiden uns dann bis zum Westende des Parks zum Lago Grey zu fahren. Eine Bootsfahrt auf dem Lago ist teuer, aber wir würden gerne den Gletscher von nahem sehen und die Wanderung dorthin ist mit Ellie zu weit. Also gehen wir zur Bootsanlegestelle, um 12:00 Uhr soll ein Schiff gehen. Wie so oft in Südamerika ist alles etwas umständlich. Natürlich kann man direkt an der Anlegestelle kein Bootsticket kaufen. Tickets gibt es nur im Hotel Grey und das ist 15min Fußweg entfernt. Zu weit um rechtzeitig vor der Abfahrt wieder hier zu sein. Ich leere etwas meinen Kropf und frage, warum niemand auf die Idee kommt am Parkplatz ein Schild aufzustellen, wo erklärt wird wie und wo man Tickets für die Schiffstouren bekommt. Der Mann am Steg erklärt etwas kleinlaut, dass wir nicht die Ersten sind, die ohne Ticket am Boot erscheinen, zeigt mir dann aber wieder das sympathische Gesicht Südamerikas. Sollten bis 12:00 Uhr noch Plätze im Schiff frei bleiben, dann könnten wir auch ohne Ticket mit und sollten eben hinterher am Hotel nachzahlen. Wie wir dann so hoffnungsvoll am Seeufer stehen, erscheint eine Person, die ich so gar nicht hier erwartet hätte. Aus diesem überraschten Gefühl heraus, frage ich dann auch gleich recht plumb und unverschämt: "Bisch Du net dr' Daniel Brühl?" Tatsächlich bestätigt der Fremde lässig freundlich meinen Verdacht. So kommen wir, denn es gibt tatsächlich auch noch Platz für uns auf dem Kahn, zu einer netten Ausflugsfahrt mit Deutschlands Hollywoodhoffnung. Wie sich im Gespräch herausstellt, kommt seine Partnerin witzigerweise ursprünglich aus Fellbach-Oeffingen, was ja nur einen Katzensprung von unserem Wohnort Esslingen entfernt liegt.

Die Tour zum Grey Gletscher ist klasse und auch unsere Abende am Lago Pehoe sind sehr schön. Bei schönem Abendlicht haben wir immer wieder wunderbare Ausblicke auf die Berge. Zudem ergeben sich auf dem Zeltplatz interessante Begegnungen mit Reisenden aus aller Welt. Am letzten Abend treffen wir eine russische Familie. Die langen Gespräche führen uns natürlich auch zum Thema Politik, was bei der aktuellen Lage in der Ukraine sehr spannend ist. Vorbei am Salto Grande, Gürteltieren und ungezählten Guanakos fahren wir dann am Folgetag zum Wahrzeichen des Parks, den sogenannten Torres/Türmen. Viele schöne Aussichtspunkte bremsen uns aus, sodass wir zu spät in unsere Tageswanderung einsteigen. Bevor wir den Mirador am Fuß der Torres erreichen, müssen wir umdrehen. Schönerweise gibt es die Möglichkeit mit dem Pferd aus den Bergen zurückzureiten. Da uns Ellie seit Tagen schon wieder mit einer Reittour in den Ohren liegt, nutzen wir diese Option. Mir ist die Reiterei auf den engen Wegen direkt am Abgrund zu heikel, ich gehe zu Fuß, aber Isabel und vor allem Ellie sind in ihrem Element.

Vorbei an der Laguna Amarga mit ihren vielen Flamingos geht es dann zum Ausgang des Parks und ich bin froh als nahe Cerro Castillo die rumpeligen Schotterpisten eine Ende haben. Ein kleines Bonbon wartet dann noch auf uns. Hinter Cerro Castillo sehen wir zum wiederholten male relativ nahe Kondore. Dieses mal können wir dabei sogar Tiere am Boden beobachten. Nach diesem Schmankerl geht es ohne Unterbrechung nach Puerto Natales. Der unspektakuläre, aber gemütliche Ort ist Treffpunkt vieler Patagonien-Reisenden. Auf uns warten dieses mal Campingnachbarn aus HongKong, so etwas hat man ja auch nicht alle Tage. Das lässt uns schnell vergessen, dass der gemütliche, aber etwas schmuddelige Zeltplatz doch einen etwas gewagten Preis hat.

Datum: 24.02.2015(Tag 286) - Tachometerstand: 255956 km - gefahrene Kilometer: 24916 km / davon Europa 610 km / Südamerika 24306 km - Ort: Puerto Natales (Chile)

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Kommentare

Aloha nach Südamerika,

einfach mal auf diesem Weg extra-liebe Grüße und ein großes DANKE an meine Lieblings-Nichte Ellie ;-) für ihre schöne Postkarte aus Patagonien!! Reist mir noch weiter fröhlich umher und bis ja gar nicht mehr so lange in good old Deutschland dann wieder!

Very liebe Grüße from yours sincerely Jörg-Birne-Langohr