Traumschluchten im Hohen Atlas

Der Erg Chebbi treibt uns mit wüstem Wüstenwind weiter. Schnell raus aus den Sanddünen bevor es zu ungemütlich wird. Nahe Merzouga gibt es dann eine schöne Überraschung. Der temporäre Wüstensee Dayet Sri ist nach den starken Frühjahrsniederschlägen voller Wasser und in der Entfernung können wir Flamingos sehen. Auch eine große Herde Dromedare nutzt die saftigen Weiden.

Nächste Station ist Rissani mit seinem großen Sonntagsmarkt. Der Eselsparkplatz ist vielleicht nicht mehr so beeindruckend wie in vergangenen Jahren, aber des Gebrülle der Langohren ist doch noch sehens- und hörenswert. Fast noch beeindruckender ist aber die nahegelegene Ksar Abouam (=Lehmsiedlung), die noch von 200 Familien bewohnt wird und unter anderem Schauplatz der Dreharbeiten für "Himmel über der Wüste" war.

Nach soviel Wüste geht es wieder Richtung Berge. Wir besuchen die touristisch gut erschlossenen und spektakulären Schluchten Todhra und Dades. Nach viel Fahrerei wollen wir dann auch zu Fuß in die Berge. Der Dades führt noch sehr viel Wasser nach den feuchten letzten Tagen, doch Isabel und Janice lassen es sich nicht nehmen die reissenden Flut barfuß zu queren; Chapeau!

Wir lassen viel Zeit in den tollen Schluchten. Zeit, die uns auf dem Weg nach Marrakesch fehlt. Hugo hat sich angekündigt und wir wollen ihn pünktlich am Flughafen abholen. Doch wir haben die Rechnung ohne Isabels Magen gemacht. Die Kurverei durch die engen Täler des Hohen Atlas lässt ihn rebellieren, wertvolle Zeit geht bei der Entleerung des Mageninhalts verloren. Noch zehn Kilometer bis Hugo, da springt der gemeine Polizeimann in den Weg. Wir sollen 13km/h zu schnell gewesen sein. Ich habe berechtigte Zweifel an der Messung, aber er trägt die Uniform. 400,-Dirham (=35,-Euro) soll das offizielle Strafmaß sein. Er gibt sich später mit 200 zufrieden, doch eine Quittung gibt es dafür nicht. Ich ärgere mich über mich selbst, unterstütze ich doch mit der Zahlung der geringeren Summe, die 100%ig in die Tasche des Beamten fließt, das korrupte marokkanischen Polizei-System.

Magenverstimmung und Strafzettel kosten uns wertvolle Zeit, die Hugo im Wartesaal des neuen Flughafen von Marrakesch verbringen muss. Er ist nicht nachtragend, die Wiedersehensfreude ist groß. Gemeinsam quälen wir uns durch den hektischen Vekehr in die Medina der Königsstadt und beziehen nahe dem Djema el Fnaa (= der Platz der Gehängten) ein Hotel. Wir saugen den Trubel der Großstadt ein und Hugo bekommt seine marokkanische Feuertaufe, indem er am Abend die Garküche für das Nachtessen aussuchen darf. Wer schon einmal die Garküchen am Djema el Fnaa besucht hat, weiß, daß man hier keinen Meter ohne Begleitung tun kann. Hier kommen auf einen Mann am Grill drei Personen, die versuchen neue Gäste an die Tische zu zoppeln. By the way, Hugo besteht die Feuertaufe mit Bravour.

Datum: 27.04.(Tag 27) - Tachometerstand: 251 716km - gefahrene Kilometer: 4210km / davon Europa 2196km / Afrika 2014km - Ort: Marrakesch (Marokko)

Reisen: