(Tor-)Tour de Federbrecher

Wir haben uns einen strammen Fahrplan vorgenommen, wir wollen möglichst schnell nach Cuczo kommen um dann dort und für den Rückweg nach Chile genügend Zeit zu haben. Die Fahrt durch die Küstenwüste ist entspannend, dann geht es ab Arequipa wieder richtig in die Berge auf über 4500m. Es lässt sich nicht vermeiden, dass wir heute in der Höhe übernachten. Bei trübem Wetter schlafen wir auf dem Altiplano auf ca. 4200m und es wird nachts ziemlich ungemütlich. Bei Temperaturen knapp über 0°C regnet es die ganze Nacht und am Morgen sind die umliegenden Berge weißgepudert. Die Schneegrenze ist nicht mehr weit entfernt. Wie erwartet startet das Auto schwer. Die Kombination aus großer Höhe und tiefen Temperaturen macht dem Fahrzeug das Leben schwer. Fast eine Minute bläst der Schlumpf grauen Rauch zum Auspuff hinaus, dann läuft der Motor erst rund. Ein Phänomen das allerdings viele europäische Reisende betrifft. Wir kommen mit unserem Sprinter da immer noch ziemlich gut weg, Andere orgeln da schon mal eine Viertelstunde.

Wir verlieren etwas an Höhe und nähern uns bei Juliaca dem Titicaca-See. In Juliaca ist Sonntagsmarkt und ich muss fast schon schmunzeln bei dem organisierten Chaos, das wir hier durchfahren müssen. Unangenehmer wird es vor Cuzco. In den fruchtbaren Tälern reiht sich Ortschaft an Ortschaft, alle paar Meter versuchen Bremshügel den Verkehr zu mäßigen. Die Bremshügel sind dabei teilweise so giftig, das sie nicht zu Unrecht ganz offiziell den Namen Rompe Muelle (grob übersetzt: Federbrecher) tragen. Diese üble Gesellen erinnern mich deutlich daran, dass wir immer noch bzw. wieder Probleme mit der Hinterachse haben. Ich nehme mir fest vor auf dem Zeltplatz in Cuzco die Stoßdämpfer aus Chile einzubauen. Doch den Zeltplatz haben wir noch lange nicht erreicht. Eine Camping-Ausschilderung in Cuczo existiert nicht, das Navi verlässt uns schnell bei den engen, verschachtelten Straßen und die Kombination aus großer Höhe und steilen Straßen ist ziemlich unheimlich. Prompt kommen wir beim Anfahren am Berg nicht mehr von der Stelle. Wir müssen uns, begleitet von einer üblen Huporgie, rückwärts zu einer flachen Stelle zurückrollen lassen. DReimal müssen wir dann noch in den engen Gassen bei Dauerhupen wenden, was bei der Länge des Fahrzeugs jeweils etwa 10 Rangiervorgänge bedeutet, dann stehen wir erschöpft vor dem Eingang zum Zeltplatz. Doch unsere Müdigkeit ist schnell verflogen, treffen wir doch auf dem Zeltie überraschenderweise alte Bekannte. Die Australier, die wir in Foz de Iguazu getroffen haben, sind hier und vor allem auch Marion, die ich ja noch von der gemeinsamen Schiffsüberfahrt her kenne. Zwei Tage später treffen wir dann auch noch Monika, die seit einem Jahr in Cuzco lebt und für uns eine kleine Führung macht. Schön, wenn man in der Ferne Bekannte trifft, das macht uns Cuzco, das uns sowieso gut gefällt, noch attraktiver. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren enorm gemausert und macht einen sehr properen Eindruck. Außerdem gibt es in der Altstadt, die zum Welterbe der UNESCO gehört und in den nahen Inka-Ruinen viel zu sehen. Während uns die historischen Bauwerke beeindrucken, sind die Einheimischen und vor allem die einheimischen Touristen von unserer blonden jungen Dame beeindruckt. Immer wieder wollen sie Bilder von und mit (Prinzessin) Ellie machen. Sie wird sogar auf der Straße wiedererkannt und wie selbstverständlich mit "Hola Ellie" begrüsst.

Doch wir sind ja nicht nur zum fotografiert werden in der Stadt, es gilt auch mal wieder die Technik zu checken. Nachdem Juwi im Tagebuch einen Kommentar hinterlassen und traurigerweise darauf hingewiesen hat, dass er für einen Technikcheck gerade nicht abkömmlich ist, bleibt der Schmodder an mir hängen. Also frisch ans Werk und die neuen Stoßdämpfer eingebaut. Zu meiner Überraschung sind die ausgebauten Dämpfer aber noch halbwegs intakt. Es scheinen also noch andere Probleme an der Hinterachse zu existieren und die sind auch schnell entdeckt. Hinten links ist doch tatsächlich eine Blattfeder komplett durchgebrochen. Die Federbrecher haben also volle Arbeit geleistet; Kacke!! Der örtliche Mechaniker, der alle Südamerikafahrer betreut, könnte Originalfedern besorgen, doch die sind unverschämt teuer. Er meint sein Kumpel könnte diese auch zum kleinen Preis (mit garantierten Lebensdauer für ein Jahr) nachbauen. Nach drei Nächten auf dem Camping rollen wir also auf den Werkstatthof und können dort auch gleich mal übernachten. Der Kumpel beißt sich die Zähne an der Mercedes-Konstruktion aus und am Ende bleibt nur die unbefriedigende Lösung die Feder zu schweißen. Da ist es dann auch schon tiefe Nacht und der Einbau wird auf den Folgetag verschoben. Es bleibt dann aber glücklicherweise bei der einen Werkstattnacht. Nach der flotten Montage der geschweißten Feder fahren wir früh am Morgen weiter Richtung Ollantaytambo. Noch einmal durchatmen, nach einem Verfahrer durchkriechen wir im 1.Gang eine 20%-Steigung im Außenbezirk von Cuzco, dann sind wir raus aus der Stadt und können die schöne Landschaft nahe Cuzco und später im "Heiligen Tal" des Urubamba genießen.

In Ollantaytambo stellen wir unser Fahrzeug für die kommende Nächte ab. Der Ort hat sich trotz vieler Touristen seinen Charme behalten und bietet auch sehenswerte Ruinen. Vor allem ist er als Einstieg zum Besuch der Inkaruinen von Machu Picchu interessant. Während man früher für kleines Geld von Cuzco aus mit dem Zug die Ruinen besuchen konnte, dürfen die (ausländischen) Touristen heute nur noch mit vornehmen und vor allem sackteuren Zügen nach Aguas Calientes/Machu Picchu Pueblo fahren. Dabei starten die meisten dieser Touri-Züge von Ollantaytambo. Wir sichern uns unser sündhaft teures Zugticket und freuen uns auf den folgenden Tag und den Besuch der sagenhaften Ruinen von Machu Picchu.

Datum: 21.11.2014(Tag 191) - Tachometerstand: 247 889km - gefahrene Kilometer: 16849km / davon Europa 610km / Südamerika 16239km - Ort: Ollantaytambo (Peru)

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