Schmiergeld und Wasserkraft

Die Grenze nach Paraguay war schnell überquert auch wenn, bei dem regen Grenzverkehr, der von Brasilianer zum Einkaufen in Cuidad de Este genutzt wird, niemand so richtig wußte wo ich hin soll für meine Papiere mit der Fahrzeug Aus- wie Einreise. Auch ich hab mich in dieser Grenzstadt etwas umgeschaut, aber außer neuen Laufschuhen konnte ich nichts finden in diesen Shoppingmalls die vorwiegend auf die Brasilianer ausgelegt sind die hier günstig Elektroartikel, Kleidung, Kfz Zubehör usw zurück nach Hause bringen. Auffallend ist die Waffendichte hier - jeder Supermarkt verfügt über Wachpersonal die aber nicht nur eine Handfeuerwaffe haben, nein Schrottflinten oder gar Sturmgewehre sind hier Standard und werden Stolz alle paar Meter präsentiert.

Den Staudamm Itaipu besuchte ich bei einer freien Tour, für eine Technische Tour bedarf es einer Anmeldung. Aber auch die normale Tour ist zu empfehlen und man bekommt einen Überblick über das Binationale Projekt das zusammen mit Brasilien im Jahre 1975 begonnen wurde.

Im Nahegelegenen Tati Yupi Park, der zusammen mit fünf anderen Parks am Stausee angelegt wurde als Ausgleich von zerstörter Natur, konnte ich mir den entstandenen Stausee mit seinen 1460 Quadratkilometer etwas genauer anschauen. Das kostenlose Übernachten und die ebenfalls kostenlosen Kutschen und Traktorausflüge wurden nur getrübt von den vielen Verboten die auch einen Aufenthalt am Wasser wie auch im Wald verhinderten – immerhin durfte ich nach etwas zureden auf der kilometerlangen Zufahrtspiste laufen gehen und so den Wald mir anschauen.

Schon nach den ersten Kilometer konnte man schnell feststellen das Paraguay etwas ärmer ist als der süden Brasiliens. Alte Busse und LKWs die mit verzogenem Rahmen einem entgegenkommen wurden normal, ja sogar Ochsenkarren war ab und an zu sehen. Bei einer Verkehrskontrolle versuchte ein Polizist doch tatsächlich zu behaupten ich sei zu schnell gefahren, was natürlich nicht stimmte, und forderte Geld von mir. Für mich war gleich klar das ich nicht zahlte und das sagte ich auch gleich, auch nach dem Verweis auf seine schlechte Bezahlung blieb ich standhaft. Mit der Bitte es niemand zu sagen, und ich doch sein Freund sei, lies er mich wieder am Straßenverkehr teilnehmen.

Heiß und staubig war die Fahrt die erst auf einem herrlichen Campingplatz in der Nähe von Asuncion endete. Unter Deutsch/Schweizerleitung, einem schönen Platz samt Feuerstelle und Verkauf von Nudeln aus eigener Herstellung hat der Platz sich schnell als ein Anlaufpunkt von jedem Paraguayreisenden etabliert. Auch ich erkannte sofort ein Fahrzeug wieder, das dort abgestellt war und die Besitzer sich etwas Urlaub gönnten. Im Pool konnte ich mich etwas abkühlen bevor das Wetter etwas umschlug und ein Baden unnötig machte und die Stromversorgung zeitweise lahmlegte. Auf dem Weg in die Hauptstadt schaute ich noch bei einer Gruppe junger Deutschen vorbei, die ich in Foz de Iguazu kennengelernt hatte. Bei einem Kaffee, und wegen der Temperaturen auch einem Eis, erzählten sie mir von Ihren Tätigkeiten in der Schule und im Kindergarten der hier ihr Alltag ist – eine sicher prägende Erfahrung kurz nach dem Abitur. Bei starkem Gewitter fuhr ich in Asuncion ein. Überflutete Straßen, Wasser das aus fehlenden Gullydeckel sprudelte und Ampeln die niemand beachtete, waren mein erster Eindruck. Im Hinterhof vom Westfalia Hotel durfte ich stehen für gerade einmal 2 Dollar was auch den Pool beinhaltet – genial.

Asuncion an sich hat nicht so viel zu bieten, was mich interessierte, und so war schon nach einem Nachmittag alles abgehakt wobei das Eisenbahnmuseum den Höhepunkt darstellte. Auch um das Kochen mußte ich mir keinen Gedanken machen, meine Nachbarn die mit einem alten BGS Lkw von Guyana aus gestartet sind kochten für mich mit und luden mich ein.

Auf dem Weg aus der Stadt, machte ich an einer Doppelspurigen Straße einen „U-Turn“ wo es nicht erlaubt war, aber Angesicht der individuellen Auslegung die jeder hier sich hinbiegt, machte ich mir keine Sorgen. Aber diesmal schaute die Polizei ganz genau hin, ich wurde herausgewunken. Das ich dazu mit Flipflops und ohne Licht gefahren bin machte es auch nicht besser und so wollten die Ordnungshüter ganze 200 Euro. Ich konnte es kaum glauben, und auch alle Tricks brachten nichts – außer das ich mit auf die Wache durfte. Hier rechnete man mir alles noch einmal vor, und ich sagte das ich kein Geld mehr bekomme von der Bank. Nach zähen Verhandlungen und einer Strafe von 50 Euro, allerdings ohne Beleg, durfte ich schlecht gelaunt weiterfahren.

In dem schönen Camping legte ich noch mal einen Zwischenstopp ein, plauderte mit den zurückgekehrten Overlander und meinen französischen Nachbarn aus Asuncion, die jetzt auch hier waren, und lief mir den Frust über das Schmiergeld von der Seele. Da mehrmaliges e-mailen und sogar anrufen zu keiner Bestätigung für eine „Technischeführung“ führten, fuhr ich abermals, auf gut Glück an den Itaipustaudamm.

Eine Führung, ganz alleine, bekam ich als Entschädigung und eine Entschuldigung für das ausbleiben der Antwort. Die Dimensionen waren einfach nur beeindruckend, von dem Wasserkraftwerk mit der höchsten jährlichen Leistung wo zu Bauzeiten bis zu 40000 Personen beschäftigt waren. 20 gewaltige Turbinen mit einer Kapazität von 14000 Megawatt werden mit Fallrohren von einem Durchmesser von 10,5 m und einem Regelvolumenstrom von 10500 Kubikmeter in der Sekunde versorgt. Auch die Dammlänge von 7760m und die Höhe von 196 m sind Imposant, ganz unten im Damm konnte ich sogar auf dem alten Flußbett laufen das sichtbar und trocken zu sehen ist. Der Höhepunkt war aber das Besuch der Turbinen wo alleine der Stator einen Durchmesser von 20 m hat und 988 t wiegt. Beseelt von der Führung machte ich mich auf zur Grenze nach Brasilien. Aber schon ein paar Kilometer vor der Grenze wurde ich abgefangen von einer Polizeisperre wo sich der Verkehr davor staute.

Datum: 14.10.2017(330 Tag) - Tachometerstand: 124933 km - gefahrene Kilometer: 26924 km / davon Europa 630 km / Südamerika 26384 km – Ort: Cuidad de Este/Paraguay

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