Reisen in Westafrika (Gastautor: Oliver Handlos)

Aus gegebenem Anlass gibt es noch einmal einen Beitrag von Oliver Handlos. Der Eintrag ist 1:1 seinem Mail entnommen, das er uns nach seiner Rückkehr nach Deutschland geschickt hat. Zur Information: Wir haben uns in Bobo Dioulasso (Burkina Faso) von Oli verabschiedet. Er ist mit dem Bus nach Bamako (Mali) gefahren um dort den Flieger nach Europa zu nehmen. Wir sind weiter Richtung Osten nach Ouagadougou weitergefahren)

Subject: Himmel und Hölle From: Oliver Handlos To: Rolf Langohr

bon jour le bic

hallo Rolf,

Gruß aus dem Eiswinter! Bin am Montag morgen in Berlin angekommen. Aber das war ein hartes Stück Arbeit bis dahin! Die Busfahrt war ein Alptraum. Zum Glück weiß man zuvor nicht was ein erwartet, sonst wäre ich nie in diesen Bus eingestiegen...

Kaum dass die Kiste losgefahren war, hielt er auch schon wieder, noch vor Ortsausgang, war der Bus propevoll und mein Platz natürlich auch, und mein Fußraum ebenso. Klimaanlage hatte der natürlich keine, der Gang wurde mit Kisten und lebenden Hühnern vollgestapelt. Es wurde heiß. Am Anfang dachte ich der fährt ja ganz flott. Bis zur Grenze war das auch so. Dann mussten wir an der Grenze sechs Mal aussteigen und Kontrolle über uns ergehen lassen. Prompt wurde bei den Malinesen gemosert, weil ich zum zweiten Mal einreise, weil die Schlange hinter mir aber noch lang war, gings dann doch. 1 1/2 Stunden hat das an der Grenze gedauert, der Bus in der Sonne, heiß und stickig. Dann ging die Scheiße aber erst richtig los: Der Bus wurde an jeder Polizeikontrolle gefilzt: Heißt ohne Übertreibung, jede Stunde stoppte der Bus für mindestens 30 Minuten. Mal mussten wir aussteigen, mal saßen wir einfach rum und wussten nicht was los ist. Am heftigsten wars vor Segou (um 21 Uhr), da stand der Bus bei einer Kontrolle eine Stunde, fuhr dann zehn Kilometer nach Segou rein, dann gab es offizielle 45 Minuten Pause auf dem Busbahnhof, dann fuhr er wieder los und kaum am Ortsausgang standen wir über eine Stunde, aussteigen durften wir nicht, dauernd lief der Motor. Da dämmerte mir schon längst was die vielen leeren Unterstände an den Straßen waren, die wir ja immer tagsüber gesehen hatten: Das sind Nachts alles "Raststätten". Hinter mir saß eine Familie, dessen Kind reisekrank war und dauernd kotzen musste. Im Bus hatten sich zudem alle Moskitos versammelt, die sonst nicht zu sehen sind. jedenfalls hab ich jetzt doch gut 15 Stiche. So waren wir kurz vor Mitternacht immer noch kurz hinter Segou und ich überlegte ernstahft auszusteigen und nach Segou zurück zu gehen. Es ging dann doch weiter. So gegen halb drei (Mitternacht sollte der Bus in Bamako sein), rund 50 km vor Bamako ging dem Bus plötzlich der Motor aus. der Bus rollte aus. Gemurmel, der sonst stoischen Mitreisenden. Ich dachte nur, dass kann doch nicht war sein... Sprit war alle, aber sie hatten zum Glück Reservekanister dabei, und nach einigen Startversuchen gings weiter. Viertel nach drei dann kamen wir an. Ich war fertig. Schnappte mir das nächstbeste Taxi, das in einem Höllentempo mich ins Hotel fuhr. Das Hotel Mande war dann super. Am Niger gelegen, superruhig, mit geilem Pool, nicht ganz billig 43000 Cefa, aber mir wars egal. Den ganzen nächsten Tag lag ich auf der Wiese und schaute auf den Niger oder schwamm im Pool. Um zehn abends sollte der Hotelbus mich zum Flughafen fahren, er kam dann aber erst um halb elf. Kein Problem sei das, sagte das Hotel mir. War dann um elf am Flughafen, dachte alles easy, da sagt die check in Frau (Typ TVC Ticket Tussi) C'a ferme. Morgen wieder. Flug voll und zu spät. Ich natürlich überrascht, sie sagte die Kollegin solle ich fragen, die sagte das auch "C# a ferme", wunderbar unfreundlich, dann lachten beide und aßen Popkorn. Ich bin dann zum Airfrance Schalter, die verwiesen mich auf die beiden Damen. Ich zurück, und riss mich zusammen, sprach mit allerunterwürfigster Stimme und log, dass die vom Airfrance Schalter gesagt hätten es würde noch gehen. Dann raufte sich eine der Damen zusammen und checkte mich ein. Natürlich war dann der Flieger nicht voll und es dauerte noch eine Stunde... In Paris kam dann mein Gepäck nicht mit nach Berlin, weil ich nur eine halbe Stunde Umsteigzeit hatte. So dass ich bei minus 16 Grad (9:30 Uhr!) nur mit Hemd bekleidet ein Kilometer von der S-Bahn nach Hause gelatscht bin.

So meine Rückreise. Aber man hat dafür wenigstens was zu erzählen. Euch noch mal danke für die coole Zeit! Ich hoffe mit euren Pässen ist alles klar. Viel Spaß erst mal im W. Gruß aus Berlin Oli

-- Oliver Handlos

Kommentare

Hallo zusammen, ich nutze mal die kurze Mittagspause - Oli: klasse Stories, wirklich gut in Worte gefasst ! An Dir ist ein Reiseschriftsteller verloren gegangen. Und der Rückreiseirrweg relativiert dann doch meine immer mal wieder aufkeimenden romantischen Gedanken und Bilder ans Reisen durch den Schwarzen Kontinent a la "Jenseits von Afrika " ... Könnt Ihr mir schon sagen, wann Ihr ca. KAIRO erreicht ? Schaun mer mal. Ansonst nix wirklich neues aus dem Ländle - gestern hats über Nacht 10 cm geschneit und die Landschaft ist weiss. Haltet die Ohren steiff & passt auf Euch auf ! Beste Grüsse, Peer