Rein in das Abenteuer Wüste

Vier Tage und Nächte haben wir den Riesenzeltplatz von Agadez für uns alleine. Seine letzte Hochzeit hat er 1999 gesehen, als die Rallye Paris-Dakar hier zum letzten mal Halt gemacht hat. Im Folgejahr wurde der gesamte Tross nach Terrorwarnungen für den Niger kurzerhand nach Libyen verschoben. Seither fehlt der Region dieses Ereignis und wegen anhaltenden Reisewarnungen auch die Touristen.
Der Stadt hat es kaum geschadet und wir empfinden Agadez, wie überhaupt den gesamten Aufenthalt im Niger als sehr angenehm. Erst bei unseren Erkundigungen für die Weiterreise nach Algerien bekommen wir eine Idee, warum oft vor der Verschlagenheit der Geschäftsleute bzw. der Behörden in diesem Land gewarnt wird. Erst bei der sechsten Agentur, die wir abklappern, bekommen wir die korrekte Information, dass für unsere Fahrt von Agadez via Arlit zum Grenzposten Assemakka keine Führerpflicht besteht. Die ersten fünf Agenturen beharren auf dieser Behauptung und fordern Preise bis zu 250,-Euro; frech!! Selten hat sich mehrmaliges Nachfragen so gelohnt, wie heute. Die Jungs haben die Rechnung ohne die selbsternannten "abgeklärten Traveller" gemacht ;-)

Vor der Abfahrt in Richtung Sahara nehmen wir noch den stimmungsvollen Auftakt des Biannou-Festes mit. Drei Tage findet dieses große Touaregfest in Agadez statt (40 Tage nach dem Tabaski-Fest). Das Fest wird mit einem farbenfrohen Umzug eröffnet, der fünf Kilometer außerhalb der Stadt beginnt und an der großen Moschee mit Tanz und Musik endet. Welch Gegensatz dazu herrscht dann auf der Strasse nach Arlit, auf der wir uns kurz danach wiederfinden. Es gibt nahezu keinen Verkehr mehr und der Übergang von Sahelzone zu Wüste macht sich durch die zumeist trostlose Gegend mehr und mehr bemerkbar. Vorbei die Zeiten, wie zwischen Tehoua und Agadez, wo sogar noch ein großer See die Landschaft zierte. Arlit ist dann auch das, wie erwartet, triste Wüstenkaff. Hier endet der Asphalt, ab hier wird Staub geschluckt. Der Abbau von Uran sorgte hier einst für kleinen Wohlstand und hat am Ende der Welt eine stadtähnliche Siedlung entstehen lassen. Doch das große Geld mit dem Uran, dem die Hauptstadt des Nigers, Niamey, ihre für westafrikanische Verhältnisse beachtliche Skyline verdankt, ist mit dem Uran nicht mehr zu machen. Heute steht für den Niger die internationale Entwicklungshilfe als Devisenbringer Nummer 1 in der Statistik, noch vor den Exporterträgen mit Uran.

In der Vorfreude auf eine wilde Wüstenfahrt übersehen wir am Ortsende, auf Höhe der Uranbergwerke, den letzten Kontrollposten. Der macht sich aber schnell bemerkbar und zwingt uns zum Stoppen, mit seinem Sturmgewehr hat er hierfür auch die entsprechenden Argumente parat. Doch auch er nutzt die Überlegenheit der Waffen nicht aus, sondern entlässt uns mit guten Wünschen in die Weiten der Sahara. Jetzt wird kräftig auf das Pedal gedrückt und wir fliegen durch den Sand, kein anderes Fahrzeug stört unsere Kreise. Gebremst wird nur für den einen oder anderen Touareg, die oft wie aus dem Nichts erscheinen und sich von uns Wasser für ihre kleinen Kanister erbitten. Zum Abendessen schaut noch eine Herde Kamele vorbei, dann geht es ab in die Dachzelte.

Datum: 08.02.(Tag 124) - Tachometerstand: 62 150km - gefahrene Kilometer: 15 118km (davon 11 517km in Afrika) - Ort: Arlit/Sahara (Niger)

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