Quer durch Kanada

Es dauerte nicht lange, da war ich aus den Bergen draußen und fuhr in Dawson Creek ein. Für mich war das das Ende des legendären Alaska Highways. Die Städte hier sind wichtige Versorgungsstationen für den hohen Norden. Fahrzeuge, Maschinen und Rohre stehen auf riesigen Flächen bereit und warten auf ihren Einsatz in der Agrar- und Forstwirtschaft oder in der Gas- und Ölförderung.

Mein nächstes Ziel war Edmonton. Hier besuchte ich Freunde meiner Eltern, die, nach der Diktatur, aus Rumänien ausgewandert waren. Es war ein wirklich bewegendes Wiedersehen, nach all den Jahren. Wir schauten gemeinsam Bilder aus Rumänien und dem ersten Urlaub meines Lebens an. Diesen verbrachte ich mit ihnen und ihren gleichaltrigen Kindern am Schwarzen Meer. Mit nur vier Jahren und ohne meine Eltern, zelteten wir dort, bevor ich mit meiner Familie ein paar Monate später das Land verließ. Am nächsten Tag holte mich der Sohn ab, der mir Edmonton zeigte und von seinem Leben hier in Kanada berichtete.

Gut mit Essen versorgt und mit ein paar Tränen in den Augen ging es weiter. Endlose Weiten, die zur Landwirtschaft genutzt wurden, sah ich stundenlang an mir vorbeiziehen. Selten unterbrochen von ein paar Dörfern oder einer Stadt. Erst in Ontario wurde die Landschaft wieder interessant. Leider hatte ich dort viele Regentage, die meine Sicht auf die bunt gefärbten Wälder einschränkten und diese etwas trist aussehen ließen. Zum Bilder machen konnte ich auch nicht wirklich anhalten, denn der Schwerverkehr war, wie ich auch, gezwungen diese "Trans Canada" Route zu nehmen und dementsprechend war das Verkehrsaufkommen hoch. Immer wieder steuerte ich jetzt Fast-Food-Ketten an, aber nicht um mich so richtig satt zu essen, sondern um im Auto zu sitzen und das gute Wi-Fi zu nutzen. Das Verschiffen vom Fahrzeug nach Deutschland und meine Weiterreise mit dem Rad samt Flüge, kostete mich so einige Stunden Vorbereitung. Da Sportgepäck oft nur telefonisch angemeldet werden konnte und mein chinesisches Telefon in Nordamerika blockiert wird, wurde ich zum Glück von meiner Freundin in Deutschland aus tatkräftig unterstützt.

Bis zum Hafen in Halifax sind es jetzt nur noch 880 km, was nach der Durchquerung Kanadas nun wirklich keine Strecke mehr ist. Dort muss ich mir einen Radkarton organisieren, Rad samt Ausrüstung verpacken und anschließend das Auto für das Verschiffen bereit machen. Da mein Laptop, gut versteckt im Auto, auch die Heimreise antritt und ich nur mit ganz leichtem Gepäck weiterreise, wird es wohl etwas dauern bis mein nächster Bericht erscheint. Eins will ich aber vorab verraten: ich fliege in die Wärme, um mich nochmal mit dem Rad zu verausgaben. Was angesichts der viele Fahrerei auch wirklich nötig ist, auch wenn ich immer wieder abends meine Laufschuhe anziehe oder selten das Rad nutze, um mich noch etwas sportlich zu betätigen.

Edmundston Quebec/Kanada 25.10.2023 - Tag 344 der Reise Kilometer mit dem Rad: 5096 km Mit dem Auto: 36861 km

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